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12.02.21 / Aktienhandel / Am Ende gewinnt doch immer die Wallstreet / David gegen Goliath: Wie Kleinanleger Hedgefonds unter Druck setzen – und doch unterliegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-21 vom 12. Februar 2021

Aktienhandel
Am Ende gewinnt doch immer die Wallstreet
David gegen Goliath: Wie Kleinanleger Hedgefonds unter Druck setzen – und doch unterliegen
Norman Hanert

Vom Kampf David gegen Goliath bis hin zur Fortsetzung der Occupy-Wallstreet-Bewegung haben Kommentatoren das Kräftemessen zwischen Hedgefonds und Kleinanlegern um die Gamestop-Aktie hochstilisiert. Tausende Anleger hatten sich über Internetforen zum konzertierten Kauf der Aktie zusammengeschlossen und damit den Kurs in die Höhe getrieben.

Gamestop-Aktie hoch getrieben

Noch zu Jahresbeginn dümpelte die Aktie des angeschlagenen Spielehändlers bei nur 20 US-Dollar herum. Durch den Kaufansturm kletterte sie zeitweise auf knapp 500 Dollar. Verlierer dieser Entwicklung waren Hedgefonds wie Melvin Capital, die auf sinkende Kurse gewettet hatten. Nach und nach werden Informationen bekannt, die das Bild von den Kleinanlegern als Bezwinger der Wallstreet etwas relativieren.

Wirtschaftsmedien haben sich mit den beiden größten Anteilseignern von Gamestop beschäftigt. Dabei handelt es sich um die Vermögensverwalter 

BlackRock und Fidelity Investment. Laut „Aktionär“ halten beide Finanzriesen insgesamt mehr als ein Viertel aller Game-stop-Aktien. Mit dem Kursfeuerwerk konnten beide Vermögensverwalter innerhalb weniger Wochen einen Wertzuwachs im Milliardenbereich verbuchen. „Unter der Annahme, dass keine der beiden Gesellschaften zuletzt Anteile verkauft hat, haben sie in den zurückliegenden Wochen mit ihren Aktien einen Gewinn von 5,61 Milliarden US-Dollar seit Jahresbeginn verbucht“, so das Blatt. Als die Kurse von Gamestop und einigen anderen Aktien in die Höhe schossen, haben mehrere Broker, darunter Robinhood, für einige Zeit den Handel mit diesen Aktien eingeschränkt: Möglich war nur noch ein Verkauf der Wertpapiere, Kaufaufträge wurden abgewiesen. Kritiker unterstellen, Robinhood habe auf Druck von Großkunden wie Hedgefonds gehandelt.

Geld knapp geworden?

Robinhood-Chef Vlad Tenev verwies zur Entgegnung auf Anforderungen der zentralen Abwicklungsstelle für den Wertpapierhandel. Demzufolge war das Geld knapp geworden, das der Broker selbst als Sicherheit bei der Abwicklungsstelle hinterlegen muss. 

Ein Blick auf das Geschäftsmodell von Robinhood lohnt sich: Der Gratisbroker verdient sein Geld damit, dass er die Daten seiner Kunden an Finanzdienstleister weiterverkauft. Zu den Abnehmern zählen auch Hedgefonds, die im Hochfrequenzhandel aktiv sind. Für solche Marktteilnehmer sind Informationen, welche Wertpapiere gerade geordert oder verkauft werden sollen, bares Geld wert. Trifft der Vorwurf der Datenweitergabe an Hochfrequenzhändler zu, dann haben die vernetzten Kleinanleger mit ihrem Kursfeuerwerk zwar einigen Hedgefonds schwere Verluste zugefügt, anderen aber zu ordentlichen Gewinnen verholfen.