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26.02.21 / Digitalisierung / Amtsstuben immer noch im Fax-Zeitalter / Nicht nur Gesundheitsämter: Die Kommunikationstechnik deutscher Behörden ist teilweise völlig veraltet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-21 vom 26. Februar 2021

Digitalisierung
Amtsstuben immer noch im Fax-Zeitalter
Nicht nur Gesundheitsämter: Die Kommunikationstechnik deutscher Behörden ist teilweise völlig veraltet
Wolfgang Kaufmann

Vor einem halben Jahrhundert waren Telefaxgeräte der letzte Schrei der Technik. Heute hingegen zeugt ihre Nutzung von Rückständigkeit oder einer mangelhaften digitalen Infrastruktur. Trotzdem sind die nostalgischen Fernkopierer weiterhin ein Standard-Accessoire in vielen deutschen Amtsstuben. Und das gilt nicht nur für die Gesundheitsämter, die auch nach einem Jahr Corona-Pandemie immer noch ihre Statistiken zu den positiv Getesteten per Fax an das Robert-Koch-Institut übermitteln, wo die Daten dann von Hand in den Computer eingegeben werden. Vielmehr halten auch die Justiz, Vertreter der Ärzteschaft, zahlreiche Kommunen und Landesbehörden sowie Bundestag und Bundesregierung an den kommunikationstechnischen Auslaufmodellen fest. So nutzt das Bundeskabinett derzeit noch mehr als 900 Faxgeräte.

Mannigfache Kritik von außerhalb

Vernünftige Gründe hierfür gibt es keine – außer der Unfähigkeit des Staates, Möglichkeiten für einen zeitgemäßeren Datenaustausch zu schaffen. Oftmals müssen Architekten und Baufirmen darauf verzichten, ihre Planungsunterlagen per E-Mail an die zuständigen Ämter zu schicken, denn das kann durch Leitungen mit absurd niedrigen Übertragungskapazitäten zu einer unendlichen Geschichte geraten. Ebenso verwenden Anwälte vielfach noch Faxgeräte, um ihre Schriftsätze fristgemäß an die Gerichte zu senden, weil diese nicht auf modernere Weise erreichbar sind.

Das stößt mittlerweile auf mannigfache Kritik. Diese kommt unter anderem von der Bundestagsfraktion der Freien Demokratischen Partei, dem Deutschen Beamtenbund, dem Deutschen Richterbund, dem Deutschen Anwaltsverein und dem Digitalexperten der Grünen, Konstantin von Notz. 

Dabei wird sowohl die Ineffizienz der Kommunikation per Fax angeprangert als auch das damit einhergehende Sicherheitsrisiko. Die bereits als antiquiert angesehene Technik aus dem vorigen Jahrtausend verfügt nämlich über keine ausreichenden Verschlüsselungsmöglichkeiten. Dazu kommt die Gefahr, dass Hacker Telefaxe über die Telefonleitung manipulieren und anschließend sämtliche Rechner eines Netzwerkes, in dem Geräte mit Fax-Funktion meist auch als Drucker dienen, mit Schadsoftware infizieren. 

Aber vielleicht verschwinden die Fernkopierer nun doch bald aus den Büros hierzulande. Immerhin hat der Ältestenrat des Deutschen Bundestages am 14. Januar beschlossen, dass im Parlament ab der kommenden Legislaturperiode keine Faxgeräte mehr zum Einsatz kommen sollen. Das könnte den Gesetzgeber auf die Idee vom generellen Ausstieg aus dem Telefax-Zeitalter bringen. 

Vorerst müssen die Abgeordneten allerdings erst einmal die Vorschläge für Fax-Alternativen im Bundestag prüfen, die sie aus der Bevölkerung erhielten. Diese reichen von Brieftauben über Rohrpost bis hin zu Morse-Telegraphen und Rauchzeichen.