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Folge 12-21 vom 26. März 2021 / Leitartikel / Von wegen bürgerlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12/21 vom 26. März 2021

Leitartikel
Von wegen bürgerlich
René Nehring

In jüngsten Sonntagsfragen erscheint erstmals seit langer Zeit wieder eine linke Mehrheit möglich. Da diese angesichts der Kräfteverhältnisse von den Grünen geführt werden dürfte, ist es an der Zeit zu schauen, wofür diese Grünen derzeit stehen. 

Seit Jahren wird ihnen gemeinhin das Etikett der Bürgerlichkeit angehängt. Das klingt nach Solidität und Verlässlichkeit. Schon zu Joschka Fischers Zeiten kokettierten die Grünen denn auch damit, dass die im Geist der APO entstandene Öko-Partei längst eine Nachfolgeorganisation der in trüber Vorzeit für Bürgerrechte kämpfenden Linksliberalen sei. Und in der CDU träumen einflussreiche Köpfe schon lange von einem Projekt, in dem sich das traditionelle Wirtschaftsbürgertum der Union und das Bildungsbürgertum der Grünen (das diese gern für sich reklamieren) verbinden, um gemeinsam die großen Fragen der Zeit zu lösen. 

Wer sich jedoch von den gut inszenierten PR-Kulissen nicht blenden lässt, entdeckt eine Partei, die so ganz anders ist. War das liberale Bürgertum im 19. und 20. Jahrhundert auf allen Gebieten fortschrittlich gesinnt, sodass etwa das Kaiserreich nahezu überall in Wirtschaft und Wissenschaft führende Positionen einnahm, so stehen die Grünen von heute nahezu überall für Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit: von der Gentechnologie über die Kernkraft und die Pharmazie bis hin zur Verteufelung des Automobils. 

Alles andere als bürgerlich ist auch das grüne Verständnis von Eigentum. Erst vor Kurzem sorgte der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag Anton Hofreiter für Aufregung, als er in einem Interview das Eigenheim – und damit die liebste Wohnform der Deutschen – anprangerte. Schon lange wollen weniger prominente Parteimitglieder das Eigenheim am liebsten ganz verbieten. Und erst am vergangenen Wochenende sprach sich der Berliner Landesverband auf einem Parteitag für die „Vergesellschaftung“ (sprich: Enteignung) großer Wohnungskonzerne aus. Auf den – durchaus bürgerlichen – Gedanken, dass man Wohnungsnöte auch durch den Bau neuen Wohnraums bekämpfen kann (zumal, wenn man wie die Hauptstadt-Grünen an der Macht ist), kommen die vermeintlich Bürgerlichen nicht. 

Alles andere als bürgerlich sind die Grünen nicht zuletzt auf dem Gebiet der Identitätspolitik. Von der Solidarität für die gewaltbereite „Black Lives Matter“-Bewegung über die Umbenennung von Straßen und Plätzen bis hin zur Verhunzung unserer Muttersprache durch Gender-Sprech sind grüne Politiker an allen gesellschaftlichen Fronten führend dabei, wenn es darum geht, traditionelle Werte umzuwidmen oder ganz abzuräumen. Das jüngste Beispiel dafür bot erneut der Landesverband Berlin, dessen Spitzenkandidatin für die kommende Abgeordnetenhauswahl Bettina Jarasch in einer schwachen Minute sagte, sie habe als Kind davon geträumt, „Indianerhäuptling“ werden zu wollen – und sich prompt einen „Shitstorm“ dafür einfing, da sie mit ihrer Äußerung die indigenen Völker Nordamerikas diskriminiert habe (siehe auch das unten stehende Porträt). 

Diese und weitere Beispiele weisen die Grünen vor allem als eine Partei der Bedenken und Verbote sowie der Ressentiments gegen das eigene Land und seine Menschen aus. Derlei Haltungen sind in einer Demokratie durchaus legitim – doch bürgerlich sind sie ganz gewiss nicht.