18.05.2024

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Folge 15-21 vom 16. April 2021 / Wandertour / Nahrung für die Seele / Ein rundweg guter Rundweg – Vor zehn Jahren wurde der Annenpfad in der Prignitz eröffnet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-21 vom 16. April 2021

Wandertour
Nahrung für die Seele
Ein rundweg guter Rundweg – Vor zehn Jahren wurde der Annenpfad in der Prignitz eröffnet
Helga Schnehagen

Die Prignitz auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg wirbt gleich mit zwei ausgeschilderten Wegen um Pilger wie Naturliebhaber. Neben dem 118 Kilometer langen Pilgerweg von Berlin nach Bad Wilsnack, an dem man derzeit jedoch nicht übernachten kann, lockt seit 2011 mit dem Annenpfad ein zweiter Pilgerweg, der sich mit 22 Kilometern Länge auch als Tagestour eignet.

Der Annenpfad verbindet die Dorfkirche Bölzke sowie die Wallfahrtskirchen in Heiligengrabe und Alt Krüssow miteinander. Seinen Namen erhielt er in Anlehnung an die mittelalterliche Wallfahrt zur Kirche St. Anna in Alt Krüssow. Die heilige Anna als Marias Mutter und Jesu Großmutter war im Mittelalter eine beliebte Heilige und unter anderem Schutzpatronin der Frauen und Mütter.

Da der Annenpfad ein Rundweg ist, kann man an jeder beliebigen Stelle einsteigen und in beiden Richtungen laufen. Feldsteine mit der Aufschrift „Annenpfad“ dienen dabei auf Feld- und Waldwegen als Wegweiser. Für Bahnreisende empfiehlt sich als Startpunkt Heiligengrabe mit Brandenburgs einzigem fast vollständig erhaltenem Zisterzienserinnen-Kloster. Das Kloster Stift zum Heiligengrabe ist zugleich Höhepunkt des Annenpfades. 1287 durch den brandenburgischen Markgrafen Otto V. gestiftet, gab es in der über 730-jährigen Geschichte des Klosters stets eine Frauengemeinschaft. 

Kirchentüren offen für stilles Gebet 

Beim Rundgang um das Klausurgebäude erschließt sich die gesamte Anlage. 18 Informationsstelen berichten über das Leben der Stiftsfrauen, stellen wichtige Bewohnerinnen vor und führen so durch die Geschichte des Stifts. Im Museum ist die Dauerausstellung „Vom Nonnenchor zum Damenplatz“ zu sehen, allerdings erst wieder nach den Pandemie-bedingten Zwangsschließungen. 

St. Anna in Alt Krüssow steht in einem jener kleinen Rundlingsdörfer slawischen Ursprungs, die in der Prignitz häufig vorkommen. Die spätgotische Saalkirche wurde 1520 geweiht. Damit blieben ihr nur wenige Jahre, bis die Reformation das Pilgerwesen wieder beendete. Ein wundertätiges Annenbild hatte das kleine Dorf in der Nähe von Pritzwalk neben Wilsnack und Heiligengrabe zum dritten bedeutenden Wallfahrtsort der Prignitz gemacht. 

Der schlichte Fachwerkbau in dem Ort Bölzke zeigt, wie hier Dorfkirchen aussehen, wenn sie kein Pilgerziel sind. Eine Besonderheit ist der vom Bildhauermeister J. H. Groth signierte Rokoko-Kanzelaltar von 1757. Nach erfolgreicher Restaurierung durch die Initiative eines Fördervereins konnte die Kirche 2011 wiedereröffnet werden. 

Wanderer sind zur Selbstverpflegung aufgerufen. „Für alle, die Nahrung für die Seele suchen, werden an allen drei Orten die Kirchentüren für ein stilles Gebet offenstehen“, so Elisabeth Hackstein, Prädikantin und Konventualin des Klosters Stift zum Heiligengrabe.