18.05.2024

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Folge 22-21 vom 04. Juni 2021 / Leitartikel / Taub für die Wissenschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-21 vom 04. Juni 2021

Leitartikel
Taub für die Wissenschaft
Hans Heckel

Schon der Ansatz lädt zum Widerspruch ein: Am Montag verkündete Regierungssprecher Steffen Seibert, die Bundesregierung wolle die Corona-Zahlen weiter drücken, und zwar deutlich unter die Inzidenz von 35, die Anfang der Woche gemeldet worden war. Das klingt, als habe es die Politik in der Hand, die Corona-Verbreitung maßgeblich zu beeinflussen.

In Wahrheit glaubt Seibert (oder Merkel) das selbst nicht so recht. In derselben Pressekonferenz schob der Regierungssprecher schon sehr viel ungenauer nach, die „Bundesnotbremse“ habe zuletzt sicherlich geholfen, die Zahl der Infektionen zu senken. „Sicherlich“ bedeutet hier: vielleicht, hoffentlich – mehr nicht.

Das ist nicht viel bei einer Regierung, die stets betont, sich bei ihren Entscheidungen von „der Wissenschaft“, also von Messbarem, leiten zu lassen. Die Wissenschaft hat sich tatsächlich zu Wort gemeldet, nachdem sie die Wirksamkeit der Lockdowns gemessen hat. Das Ergebnis ist für die Regierenden niederschmetternd. Forscher der Universität München haben die Lockdowns mit der Entwicklung der positiven Corona-Testzahlen verglichen. Laut ihrer Studie besteht „kein messbarer Zusammenhang zwischen Lockdowns und der Infektionsentwicklung“. Diese Entwicklung sei jeweils schon vor dem „Lockdown Light“ am 2. November, dessen Verschärfung am 16. Dezember und vor dem Beschluss der „Bundesnotbremse“ Ende April wieder rückläufig gewesen. Heißt: Was immer den Trend gebrochen hat, die Lockdown-Maßnahmen sind es nicht gewesen. 

Zu einem ähnlichen Ergebnis war bereits eine Studie der Universität Oxford Anfang des Jahres gekommen (die PAZ berichtete). Die britischen Forscher hatten ein rundes Dutzend Länder der Welt im Blick auf das Jahr 2020 untersucht hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen der Infektionsentwicklung und unterschiedlichsten Maßnahmen. Sie fanden keinen solchen Zusammenhang.

Doch das scheint an der Politik vollständig abzuperlen, ebenso wie die starken Bedenken der Fachwelt gegen die massenhafte Impfung von Kindern und Jugendlichen. Ebenfalls am Montag warnte Jakob Maske, Pressesprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, eindringlich vor einer solchen Maßnahme – abgesehen von schwer Vorerkrankten. Kinder seien von Corona kaum betroffen, die Risiken einer Impfung daher viel höher als der mögliche Nutzen.

Doch auch hier scheint die Politik einfach wegzuhören, wie zuvor beim Hinweis der Aerosolforscher, dass Ansteckung im Freien so gut wie unmöglich sei. All dies fördert den Verdacht, dass die Regierung Merkel mit ihren Corona-Maßnahmen (auch) andere Motive verfolgt als den Gesundheitsschutz.