18.05.2024

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Folge 44-21 vom 05. November 2021 / Porträt / Ein Auf- und Absteiger als NRW-Chef

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-21 vom 05. November 2021

Porträt
Ein Auf- und Absteiger als NRW-Chef
H. Tews

Manche bezeichnen ihn schon als den Markus Söder von Nordrhein-Westfalen: dasselbe nassforsche Auftreten, nahezu deckungsgleiche politische Ansichten, und auch beider Körpermaß von über 

1,90 Meter ist fast identisch. Anders als beim bayerischen Ministerpräsidenten könnte sich die Amtszeit von Hendrik Wüst als neuer Ministerpräsident von NRW als kurzlebig erweisen. Denn in den Umfragen zur Landtagswahl im Mai kommenden Jahres führt die SPD derzeit vor der CDU, für die Wüst als Nachfolger des glücklosen Kanzlerkandidaten Armin Laschet seit dem 27. Oktober das bevölkerungsreichste Bundesland regiert.

Der 46-jährige Westfale aus Rhede hat also noch ein halbes Jahr Zeit, um sich als Landesvater zu profilieren und das Ruder herumzureißen. Zuletzt wurde ihm als Verkehrsminister unter Laschet immerhin gute Arbeit attestiert. Mit in Rekordzeit akquirierten Bundesmitteln hat er das marode Straßen- und Schienensystem des Landes aufpolieren lassen. Diese Erfolge sind gute Ablenkung von den Skandalen, in die der Rechtsanwalt beim Einstieg in die Landespolitik verwickelt war.

Erst musste er 6100 Euro falsch verrechnete Zuschüsse an die Landesverwaltung zurückzahlen, dann war er 2009 in eine Überwachungsaffäre gegen SPD-Landeschefin Hannelore Kraft involviert, und ein Jahr später musste er in dem als „Rent-a-Rüttgers“ bezeichneten Fall um gegen Geld vermittelte Werbeauftritte mit dem damaligen Landeschef Jürgen Rüttgers als CDU-Generalsekretär zurücktreten.

Nach einer siebenjährigen Sabbatzeit von der Politik, die Wüst als Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger verbracht hatte, kehrte er als Verkehrsminister in die Landespolitik zurück. Der Mann, der einst – wiederum unter anderem mit Söder – im Berliner Café Einstein einen konservativen Kreis gründete und der provokant empfahl, Arbeitslose zur Säuberung von „mit Hundekot, Glasscherben und Drogenspritzen“ beschmutzten Spielplätzen einzusetzen, gibt sich inzwischen geläutert. Jetzt will er die gemäßigte Mitte erobern, um im Mai im Amt bestätigt zu werden.