19.05.2024

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1997 Heimatarbeit geht weiter

© Das Ostpreußenblatt    / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 1997


Heimatarbeit geht weiter
Delegiertentagung in Nordrhein-Westfalen erneut mit fesselnden Beiträgen
Bärbel Beutner

Oberhausen – Hauptreferent der Landesdelegierten- und Kulturtagung der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen war Dr. Paul Latussek, BdV-Vizepräsident. Das Thema seines Vortrages "Maßnahmen zur Zukunfssicherung – Bundestagswahlen – Heimatpolitische Tätigkeit – Eigentumssicherung" umfaßte eine Reihe von Aspekten. Eine sehr negative Bilanz zog der Redner aus der jüngsten Vergangenheit: Eine langjährige Zerstörung des Werte- und Selbstbewußtseins des deutschen Volkes habe dazu geführt, daß die Deutschen ihre politischen Rechte nicht wahrzunehmen wagten und sich gegen Verstöße gegen das Völkerrecht wie Vertreibung und Gebietsannexion nicht wehrten. Latussek sprach von einem noch andauernden Besatzungsstatus, da sich nach Abzug der Russen noch drei westliche Besatzungsmächte auf deutschem Boden befänden und Deutschland noch keine Souveranität erlangt habe. Die Verbrechen der Siegermächte würden verschwiegen, die innenpolitischen Zustände seien durch Mißbrauch der Freiheit, Zerfall der moralischen Werte, eine fragwürdige Familienpolitik und einen hohen Ausländeranteil geprägt. Zudem bewirke der Euro die Ausschaltung der DM als Machtfaktor. In dieser Situation, so der Redner, sei das Volk gefordert, das sich auf seine historische und kulturelle Idendität besinnen müsse und daraus neue Kraftquellen ableiten könne.

Sehr deutlich nannte Latussek eine Politik, die sich gegen die Interessen des eigenen Volkes richte, "unnatürlich" und nicht zukunftsorientiert. Das Selbstbestimmungsrecht der Vertriebenen hätte zumindest erfordert, mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Aber auch den Vertriebenen selbst wurde ein massiver Vorwurf gemacht. Während die Verbände auf der einen Seite große Leistungen aufzuweisen hätten, sei auf der anderen Seite das politische Bewußtsein zurückgegangen. Fehlende Proteste gegen die Politik, die die Vertriebeneninteressen einer Europa-Euphorie opfere, zeigten mangelnde Einigkeit und daher schwindende politische Wirksamkeit der Verbände. Latussek sprach sogar von der "Selbstentmachtung" der Vertriebenen.

Nach einer lebhaften Aussprache stellte die neugewählte Vorsitzende des JLO-Landesverbandes, Nanette Kaiser, ihren neuen Vorstand vor. Passend zum gemütlichen Kaffeetrinken trug Fritz Brosz, Königsberg, mundartliche Gedichte vor. Frieda Jungs "Sonntag" und "Wat is tohues" und "Dreemerie" von Johanna Ambrosius stimmten heiter und wehmütig. In die Heimat zur Zeit des größten Elends führte Erika Morgenstern mit einer Lesung aus ihrem Buch "Überleben war schwerer als sterben". Erika Morgenstern, Jahrgang 1939, blieb mit ihren Angehörigen bis 1948 in Königsberg und erlebte als Kind die Schrecknisse mit. Erschüttert hörten die Landsleute ihren Schilderungen zu.

Eine positive Bilanz der Tagung zog Landesgruppenvorsitzender Dr. Dr. Ehrenfried Mathiak, besondes angesichts der hohen Teilnehmerzahl (120). In seinem Tätigkeitsbericht hatte er hervorgehoben, daß im Landesvorstand nun die Generation angetreten sei, die die Heimat Ostpreußen nur noch als Kind gekannt hat oder schon woanders geboren ist. Die Arbeit für die Heimat wird also weitergehen.