20.04.2024

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1998 Ein Bowke aus Insterburg

© Das Ostpreußenblatt    / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 1998


Ein Bowke aus Insterburg
Zum Tod des beliebten Schauspielers Jürgen Pooch
Silke Osman

Zuletzt war er auf dem Bildschirm in der Rolle des kauzigen Finanzamtsleiters v. Luxemburg in der ARD-Comedyserie "Die Ohnsorgs" zu sehen. Anfang des Jahres trat er im Hamburger Ohnsorg-Theater noch in dem Stück "Un boben wohnt de Engels" auf. Schwer gezeichnet vom Krebs, den er hoffte, noch besiegen zu können. Ein akutes Herzversagen aber machte seinem Leben am 18. August während eines wohlverdienten Urlaubs in der Türkei ein Ende.

Jürgen Pooch, den viele Zuschauer als typischen Hamburger Buttje sahen, stammte aus Insterburg, war also ein echt ostpreußischer Bowke. Geboren wurde er dort, genauer gesagt im Ortsteil Sprindt, der Heimat seiner Mutter Eleonore, geborene Seidenberg, am 21. Mai 1943. Bald aber zog die kleine Familie nach Danzig, von wo der Vater stammte. Er fiel 1944 in Kurland.

Mit dem fast zweijährigen Jürgen floh die Mutter mit dem letzten Schiff aus Danzig und gelangte nach Lübeck. Von dort ging’s später mit Pferd und Wagen bis nach Flensburg-Mürwik in eine Flüchtlingsunterkunft. In Flensburg besuchte Jürgen die Schule und lernte auf Wunsch der Mutter auch erst einmal "etwas Anständiges"; er wurde Kaufmann. Doch gelang es ihm schon in Flensburg, erste Rollen zu erhalten und er spielte in niederdeutschen Stücken mit. In Hamburg besuchte er die Schauspielschule von Hildburg Freese, der übrigens viele Stars entstammen, und erhielt erste Rollen am Lübecker Theater – bis er ins feste Ensemble des Ohnsorg-Theaters übernommen wurde. In 32 Jahren verkörperte er mehr als 100 Rollen - lustige und tragische, immer aber mit einer menschlichen Seite und viele mit einer gewissen Schlitzohrigkeit, die den Ostpreußen so eigen ist.

Mit seiner markanten tiefen Stimme hat er auch einige Male gesungen, meist wenn die Rolle es verlangte. Der "Heimweh-Blues" endet mit der Zeile: "Adschüß för jümmer". – Adschüß, Jürgen Pooch! Die Freunde des niederdeutschen Theaters werden ihn nicht vergessen.