10.05.2024

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16.01.99 Architekten als Gestalter von Innenräumen und Möbeln

© Das Ostpreußenblatt    / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. Januar 1999


Vollendete Formen
Architekten als Gestalter von Innenräumen und Möbeln
(SiS)

Architekten als Designer – diese Ausstellung, die im vergangenen Jahr im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin zu sehen war – wird noch bis zum 31. Januar im Kunstgewerbemuseum Staatliche Museen zu Berlin am Kulturforum Matthäikirchplatz (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr) gezeigt. Sie rückt die Bemühungen bedeutender Architekten in den Blickpunkt, neben der Außenhülle eines Bauwerks auch dessen Innenleben zu gestalten; ein Traum, der Architekten aller Epochen bewegte. Man denke nur an Karl Friedrich Schinkel, der auch Leuchter, Stühle oder Tische entwarf. Erich Mendelsohn (1887–1953), der Allensteiner, gestaltete die Möbel für seinen berühmt gewordenen Einsteinturm in Potsdam (1920/21). "In der Innenausstattung forciert Mendelsohn ein asketisch-aristokratisches Wissenschaftspathos: Möbel, Beleuchtungskörper, Farbgebung sind von höchster Kargheit, sich völlig der Forderung angestrengter Arbeit unterordnend. Kein Luxus. Keine Ablenkung. Tempel der Wissenschaft ...", so Hein Köster, Leiter der Sammlung industrielle Gestaltung in Berlin.

Auch Bruno Taut (1880–1938), der Königsberger, der neben Einzelhäusern ganze Siedlungen baute, machte sich ebenfalls Gedanken über die Gestaltung der Innenräume. Er entwarf Möbel, Lampen, Türgriffe und Zimmeruhren, stellte aber auch Anforderungen an die Bewohner "seiner" Häuser: "Wer in Filzpantoffeln und in Hemdsärmeln durch seine Wohnung latscht, dem ist auch mit einem sauberen Bau nicht geholfen." Und: "Das Haus muß seinem Bewohner passen wie ein gutsitzender Anzug, es muß ihn ebenso kleiden. Ästhetischer Hauptgrundsatz: Wie die Räume ohne Menschen aussehen, ist gleichgültig. Wichtig ist nur, wie die Menschen darin aussehen" (Ein Wohnhaus, 1927). Eine umfassende Übersicht über das Schaffen des Architekten aus Ostpreußen findet man in der Monographie Bruno Taut. Architektur und sozialer Gedanke von Kurt Junghanns in 3. überarbeiteter Auflage bei E. A. Seemann herausgegeben (304 Seiten, 382 Abb., 98 DM). Eine wertvolle Arbeit, da sie die Bauten auch in ihrem heutigen Zustand dokumentiert.

Zu den Architekten von heute, die sich auch mit der Innenraumgestaltung befassen, gehört der 1935 in Riga geborene Meinhard v. Gerkan, der vor mehr als drei Jahrzehnten gemeinsam mit dem Königsberger Volkwin Marg und Partnern in Hamburg das Architekturbüro gmp gründete. Heute gehört gmp zu den erfolgreichsten Büros in Deutschland. Die Gestaltung von Innenräumen und das Bauwerk selbst sieht Meinhard v. Gerkan als eine Einheit. Wichtig sind ihm vor allem die variable Nutzmöglichkeit der Möbel und die Verwendung natürlicher Materialien, die mit Würde altern. So findet man in dem bei Hatje erschienenen Band Möbel (152 Seiten, 197 Abb., davon 138 farbig, 68 DM) eine Reihe faszinierender Lösungen, die den Architekten v. Gerkan als einen überaus einfallsreichen Gestalter ausweisen.