29.04.2024

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06.02.99 Vor 60 Jahren starb Agnes Harder

© Das Ostpreußenblatt    / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Februar 1999


Treffende Worte gefunden
Vor 60 Jahren starb Agnes Harder

Hier war ich Kind: Hier wächst Erinnerung/ Wie zwischen Steinen Gras. Hier war ich jung", erinnert sich die Dichterin und Schriftstellerin Agnes Harder an ihre Kindertage in Ostpreußen, die sie in Wehlau und in Preußisch Holland verbrachte. Der Beruf des Vaters – er war Kreisrichter und später Landgerichtspräsident – brachte es mit sich, daß die Familie viel herumkam in Ostpreußen. Dem Städtchen Preußisch Holland hat Agnes Harder später ein Buch gewidmet: "Die kleine Stadt", in dem sie aus ihren Kindertagen in Ostpreußen erzählt und dem Städtchen an der Weeske ein literarisches Denkmal setzt. Eine Liebeserklärung, die gleichermaßen für alle ostpreußischen Städte gelten mag: "Es ist sonst nicht viel von der kleinen Stadt zu sagen, und das ist gut ... Sie lag auf ihrem Berg, trank Sonne und Regen, schneite ein und taute wieder auf und atmete ruhiges Dasein. Wenn ein Kind nicht auf dem Lande groß werden kann, dann ist so eine kleine Landstadt die allerengste Nachbarschaft zum Paradiese dieser Jahre ..."

Wer war diese Frau, die so treffende Worte fand, diese längst zu Unrecht vergessene Dichterin? Geboren wurde Agnes Harder am 24. März 1864 als Tochter von Rudolf und Luise Harder, geb. Keßler, in Königsberg. Die Mutter stammte aus Masuren, wo auch der Vater aufgewachsen war. "Mein Vater war meiner Mutter erste Liebe", berichtet später die Tochter. "Sie hatten sich verlobt und vier Jahre aufeinander gewartet, bis er, als Assessor am Eisenbahnbau der Südbahn angestellt, nach Königsberg kam und heiraten konnte. In Königsberg hat er dann später als Landgerichtspräsident seine juristische Laufbahn beendigt. Er stammt aus einem alten juristischen Geschlecht. 200 Jahre, hieß es, wären seine väterlichen Vorfahren Juristen gewesen. Mein Urgroßvater war zur Franzosenzeit Polizeipräsident von Kolberg. Ein Harder war mit Gustav Adolf nach Pommern gekommen und später dort geblieben ..."

Nach dem Schulbesuch in Preußisch Holland und in Elbing wird Agnes Harder Lehrerin, bis sie sich später endgültig der Schriftstellerei verschreibt. Auch arbeitet sie als Journalistin und berichtet 1898 für ein größeres deutsches Blatt über die Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem. Mit offenen Augen erlebt sie ihre Welt und weiß lebendig davon zu erzählen. In ihren Romanen, Novellen und Reiseschilderungen schlägt sich immer auch ein wenig Selbsterlebtes nieder. Neben der Erinnerung "Die kleine Stadt" erschienen weitere Bücher wie "Anno dazumal" oder "Neue Kinder alter Erde" (eine Schilderung von Land und Leuten des Samlandes nach dem Ersten Weltkrieg). "Darstellungen von häuslichem und Familienglück, Frauenleben und anmutige Naturschilderungen sind ihre Stärke", las man in einer Kurzbiographie.

Vieles, was Agnes Harder so liebevoll schildert, ist längst vergessen, ist untergegangen, anderes ist auch für uns Heutige noch wertvoll – als ein Spiegelbild des bürgerlichen Lebens vergangener Zeiten. – Agnes Harder starb vor 60 Jahren, am 7. Februar 1939 in Berlin. Os