Rostock: Monopoly an der Warne
Dubiose Geschäfte nach dem Verkauf des Hafens Ein denkwürdiges Weihnachtsfest
erlebten im vergangenen Jahr die Rostocker Hafenarbeiter. Der Hafen der Stadt war 1997 an
die Kent Investment verkauft worden, eine auf den Marshallinseln registrierte Holding. Im
Dezember 1998 beauftragte die AOK wegen ausstehender Sozialversicherungsbeiträge in Höhe
von 31 000 Mark die Gesamtvollstreckung der Seehafenumschlagsgesellschaft. Im
Dezember 1999 gab es den nächsten Schlag: Das Amtsgericht Rostock hat Anzeige gegen den
Chef der Gesellschaft, Menachem Atzmon, gestellt. Der Rostocker Staatsanwalt Frank Schmitt
bestätigte jetzt einen entsprechenden Bericht der Rostocker "Ostsee-Zeitung".
Atzmon soll gegen das GmbH-Gesetz verstoßen und das Stammkapital für eine Pappefabrik
im Rostocker Seehafen nicht wie vorgeschrieben bei der Anmeldung der GmbH beim
Registergericht eingezahlt haben.
Die Tatsache, daß Atzmon das fehlende Geld inzwischen gezahlt habe, ändere nichts
daran, daß ein Verstoß gegen das geltende Gesetz vorliege. Die Pappefabrik mit dem Namen
Yamaton GmbH hat der "Ostsee-Zeitung" zufolge zwei Gesellschafter. Dabei handelt
es sich um die Yama Paper Industries in London und um "The New Industrial Park
Ltd". Für beide Firmen gibt es laut Bundesfinanzministerium weder Direktoren noch
Gesellschafter.
Die Geschichte vom Hafen-Verkauf klang von Anfang an unglaublich. Doch Rostocks
Oberbürgermeister Arno Pöker versicherte vor zwei Jahren große Investitionen. Doch es
kam anders: Im Juli 1999 wurde Strafanzeige gegen den Chef der Firma "Clean
System", erste und einzige Firmenansiedlung im Rostocker Seehafen, erstattet. Chef
der Firma ist der in Israel lebende Jacob Lustgarten, erster Geschäftsführer ist
Menachem Atzmon, der zugleich Geschäftsführer der Seehafenumschlagsgesellschaft ist.
Beiden wird vorgeworfen, die Beantragung des Gesamtvollstreckungsverfahrens unterlassen zu
haben. Nach Angaben der "Ostsee-Zeitung" ist die Clean System inzwischen mit 2,6
Millionen Mark überschuldet.
Pöker ist heute die Situation hochnotpeinlich. Schließlich war die
Hafenumschlagsgesellschaft mitsamt 100 Hektar gepachteter Hafenfläche ohne öffentliche
Ausschreibung an die Kent Investment verkauft worden, eine auf den Marshallinseln
registrierte Holding, deren Inhaber Menachem Atzmon, Lord David Young of Graffham und Ezra
Harel sind. Das Trio versprach 1997 viel: sichere Arbeitsplätze, neue Investitionen, eine
neue Container-Reederei aber leider wurde nur wenig gehalten.
Aber warum dieses Engagement dieser internationalen Kaufleute? Und warum gerade
Rostock? Leider untersucht derzeit noch kein Staatsanwalt oder Redakteur die Frage, aus
welchen politisch- strategischen Interessen wohl diese britischen Briefkastenfirmen den
Rostocker Hafen erworben haben. Friedrich Nolopp