29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.01.00 Exotische Schönheit

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Januar 2000


Exotische Schönheit
Das Usambaraveilchen liebt hohe Luftfeuchtigkeit und angenehme Temperaturen

Es ist erst gut einhundert Jahre her, daß der Freiherr von Saint Paul – Illaire in den Wäldern beim Tanganjika-See im damaligen Deutsch-Ostafrika nur 15 Zentimeter hohe Pflanzen mit vielen violetten Blüten fand, die ihn ein wenig an die Veilchen seiner Heimat erinnerten. Er ließ diese leuchtenden Blütenwunder registrieren. Die Pflanze bekam den wissenschaftlichen Namen nach ihrem Entdecker: "Saintpaulia".

Bei uns in Deutschland konnte diese kleine Blume zuerst in den Herrenhäuser Gärten Hannovers bewundert werden. In der Kolonialzeit wurde großes Interesse für die noch weitgehend unbekannten Landschaften im heißen Afrika bekundet. Vom tropischen Urwald des Usambaragebirges, der Heimat dieses kleinen Blumenwunders, wußte man noch nicht viel. Die Pflanze stellte besondere Ansprüche an ihre Umwelt. Es war nicht leicht, sie unter hiesigen klimatischen Verhältnissen zu halten. Sie überlebte im Glashaus.

Bekannter wurde Saintpaulia, als sich Botaniker in Amerika ihrer annahmen. Dort gelang es, dem hübschen Wildling Eigenschaften anzuzüchten, die ihn als Zimmerpflanze interessant machten. Das kleine Usambaraveilchen kehrte als Verkaufsschlager nach Europa zurück, nachdem es gelungen war, es unter besonderen Bedingungen pflegeleicht zu halten.

Das kleine Usambaraveilchen nimmt es bei richtiger Behandlung mit der Blühfreudigkeit unseres Fleißigen Lieschens auf. Zu beachten ist, daß es sich bei einer Zimmertemperatur zwischen 19 und 25 Grad sehr wohl fühlt. Es liebt hohe Luftfeuchtigkeit, verschmäht aber kalkigen Boden und reagiert beleidigt, wenn man ihm kaltes Leitungswasser als Fußbad anbietet, aber es saugt gern handwarmes Regenwasser mit den Wurzeln auf, bis es gesättigt ist. Den Rest sollte man wieder entfernen. Das Gießen von oben verursacht Wasserflecken und Faulstellen auf den fleischig-filzigen, oberwärts fein behaarten, dunkelgrünen Blättern. Direkte Sonnenbestrahlung liebt die hübsche Saintpaulia, die sich stets im Schatten hoher Bäume duckte, nicht.

Vor allem in Amerika hat man beachtliche Züchtungserfolge mit dem Usambaraveilchen erzielen können und sehr viele Hybriden entwickelt mit einer Blütenfarbpalette von schneeigem Weiß, Elfenbein, Rosa, Weinrot, Tiefviolett oder Hellblau. Auch die Sorten mit gefüllten oder auch weißumrandeten Blüten sind auf den Etiketten zumeist nicht näher bezeichnet. Wie ihre Urmutter tragen sie das von zitronengelben Staubgefäßen umgebene Stempelchem inmitten der lockeren Blütenblätter. Wenn sich ein winziger Fruchtknoten entwickeln kann, enthält er in zwei Kammern staubfeine Samen, mit denen die züchtenden Gärtner arbeiten.

Viel einfacher ist die Vermehrung der Saintpaulia durch Stecklinge. Dafür entnimmt man mit spitzem, scharfem Messer ein gutes Blatt mit möglichst fünf Zentimeter langem Stiel und steckt es senkrecht in einen Blumentopf mit feuchtem Sand-Torf-Gemisch. Um "Urwaldatmosphäre" nachzuahmen, ziehen wir eine durchsichtige Plastiktüte darüber. Schon nach wenigen Tagen bilden sich Wurzeln, und danach bildet sich um das große Blatt eine kleine Rosette. Dieses neue Pflänzchen belohnt das Umtopfen in humose, kalkarme Erde bald mit ausdauerndem Blühen.
Anne Bahrs