25.04.2024

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22.01.00 Internationale Tagung über "Liberale und demokratische Bewegungen"

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Januar 2000


Wissenschaftlich aufgearbeit
Internationale Tagung über "Liberale und demokratische Bewegungen"

Oberschleißheim – Im Rahmen ihres wissenschaftlichen Arbeitsprogramms zur Erforschung der ost- und westpreußischen Landeskunde veranstaltete die Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern in Zusammenarbeit mit der Altpreußischen Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Literatur wie in den vorangegangenen Jahren eine internationale wissenschaftliche Arbeitstagung in Oberschleißheim. Die Tagung unter Leitung von Felix Schmeidler und Petra Dorsch-Jungsberger, beide Professoren an der Universität München, behandelte das Thema "Liberale und demokratische Bewegungen in Ost- und Westpreußen". Überschattet wurde die Veranstaltung durch den Tod ihres Initiators Heinz Radke am 28. Oktober 1999. Die Organisation und Durchführung der Tagung übernahmen Doro Radke und Friedrich Kuhlmeier.

An der Tagung beteiligten sich 21 Wissenschaftler, darunter zwölf deutsche, sieben polnische, ein russischer und ein tschechischer Teilnehmer. Auftakt der Tagung war ein Begrüßungsbeisammensein der Teilnehmer am Nachmittag und Abend in der zum Haus der Ost- und Westpreußen gehörenden "Fliegerschänke Alter Adler". Die Vorführung des Videofilms "Ostpreußen wie es war" stimmte die Gäste auf die beiden folgenden Arbeitstage ein.

Die Reihe der Vorträge wurde tags darauf von Felix Schmeidler mit einem Beitrag zur Königsberger Gelehrten Gesellschaft aus Anlaß ihrer Gründung vor 75 Jahren eröffnet. Es folgten die Vorträge zweier Teilnehmerinnen von der Universität Thorn, die die Zeit des Vormärz zum Thema hatten. Magdalena Niezielska sprach über die liberale Bewegung in Ostpreußen und berücksichtigte hierbei auch die polnische und russische Frage. Gabriela Brudzynska referierte über die "Polenbegeisterung" 1931/32 in Heidelberg und ihre Verbindungen zur liberalen und demokratischen Bewegung in Ostpreußen; einen weiteren Vortrag widmete sie dem ostpreußischen Liberalen Ferdinand Gregorovius und beleuchtete dabei seine Einstellung zu Polen.

Dieser Vortrag lieferte den Übergang zu den nächsten beiden Themen: Über die Königsberger Schriftstellerin Fanny Lewald sprach Barbara Sapala, Ermländisch-Masurische Universität Allenstein/Freie Universität Berlin. Heinz Starkulla, Doktor an der Universität München, beleuchtete Ost- und Westpreußens Beitrag zum demokratischen Journalismus in Deutschland. Die Königsberger jüdischen Liberalen Johann Jacoby und Eduard von Simson waren schließlich Thema eines Vortrags von Hans-Werner Rautenberg, Herder-Institut Marburg.

Am folgenden Tag stand das Thema "Sozialdemokratie" im Mittelpunkt: Mieczyslaw Wojciechowski, der als Professor an der Universität Thorn lehrt, sprach über die sozialdemokratische Bewegung in Westpreußen 1878 bis 1920. Über die Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte am Beispiel des Kreises Karthaus 1918/19 referierte anschließend Norbert Maczulis vom Kaschubischen Museum in Karthaus. Der letzte Beitrag, vorgetragen von Witold Stankowski, Doktor an der Pädagogischen Hochschule Bromberg, widmete sich der Sozialdemokratie in Danzig 1920 bis 1945.

Die Tagung verlief in einer ausgesprochen harmonischen Atmosphäre. An die Vorträge schlossen sich lebhafte Diskussionen an, in denen gemeinsame Grundlagen und Verbindungen aufgezeigt wurden, sowohl hinsichtlich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der historischen und literaturgeschichtlichen Themen als auch im Hinblick auf eine künftige vorurteilsfreie Zusammenarbeit. Den Abschluß der Tagung bildeten eine Führung durch die Depotausstellungen der Stiftung im Haus der Ost- und Westpreußen, die einhellig auf großes Interesse stieß, ein zusammenfassendes Resümee des Tagungsverlaufs von Felix Schmeidler sowie ein Abschiedsumtrunk im Traditionsraum "Königsberger Blutgericht". D. R.