26.04.2024

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26.02.00 Führungswechsel bei Minderheitenvertretung: Abgang ohne Applaus

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Februar 2000


Führungswechsel bei Minderheitenvertretung: Abgang ohne Applaus
Gerhard Bartodziej hat alles Vertrauen verloren

Der bisherige Präsident des Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Polen (VdG), Prof. Gerhard Bartodziej, wurde am 5. Februar abgesetzt. Der VdG ist die Dachorganisation fast aller deutschen Organisationen in der Republik Polen und somit eine Zentrale der Minderheit.

Zwischen dieser und dem ehemaligen Senator existierten seit langem Unstimmigkeiten. Bartodziej war während der Wahlen zum Sejm 1998 gezwungen worden, sich zur Mitarbeit beim polnischen Geheimdienst zu bekennen, was den Verlust seines Mandats sowie einen erheblichen Vertrauensschwund zur Folge hatte.

Hinzu kam ein sich immer drastischer offenbarendes illoyales Verhalten des VdG-Präsidenten, der sich zunehmend über demokratische Beschlüsse der Minderheit hinwegsetzte. So verhandelte er nach eigenem Gutdünken mit polnischen Amtsstellen und mit Vertretern der deutschen Regierung. Und das, wie ihm vorgeworfen wird, mehrfach gegen die Interessen der Volksgruppe.

Bei den letzten Kommunalwahlen im Herbst 1998 kandidierte Gerhard Bartodziej bezeichnenderweise nicht mehr auf der Liste der deutschen Minderheit, sondern ließ sich für eine polnische Partei aufstellen.

Die Spannungen wurden unerträglich und fanden schließlich ihren Ausdruck in dem Beschluß des Vorstands, ihn einige Monate vor den fälligen Neuwahlen abzusetzen. Das Votum, bei dem der Präsident selbst nicht zugegen war, ergab acht Stimmen für die Abwahl, zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung.

Als Nachfolger wurde der bisherige Vize Friedrich Petrach berufen, der zugleich Vorsitzender des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) in Breslau ist. Mit seiner Person verbindet sich die Hoffnung, die sich verstärkende Krise der Volksgruppenvertretung bremsen zu können, der ein Verlust ihrer politischen Bedeutung droht. Man beklagt sich darüber, weder von polnischer noch von bundesdeutscher Seite genügend Unterstützung zu erhalten. (RSR)