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26.02.00 Deutsche und russische Geologen untersuchen das nördliche Ostpreußen

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Februar 2000


Die Erdgeschichte des Samlands
Deutsche und russische Geologen untersuchen das nördliche Ostpreußen

Die langgezogene Steilküste des Samlandes zwischen Palmnicken, Brüsterort, Warnicken, Rauschen und Neukuhren erlaubt einen sehr aufschlußreichen Blick in die jüngere Erdgeschichte der letzten Millionen Jahre. Die Erforschung der geologischen Verhältnisse Ostpreußens hat dennoch erst relativ spät begonnen. Wir wissen von den Anfängen der Forschung durch eine Reihe von Professoren der Königsberger Albertina in der Zeit Immanuel Kants. Zu erwähnen sind auch die tatkräftigen Initiativen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die 1790 in Mohrungen gegründete Physikalisch-Ökonomische Gesellschaft. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich dann Alexander Tornquist und Karl Andrée – ebenfalls von der Universität Königsberg – einen Namen gemacht. Nach 1945 wurden von russischen Geologen Lagerstätten erkundet und dabei eine Reihe von Erdölfeldern gefunden. Dadurch ist auch der tiefere Untergrund mit seinen älteren Gesteinsabfolgen aus einer Reihe von Bohrungen sehr gut bekannt.

In dieses geologisch hochinteressante Gebiet des Samlandes hat es daher vor einiger Zeit eine Exkursion der in Berlin ansässigen "Gesellschaft für Geowissenschaften" gelockt. Dabei wurde unter anderem die Kurische Nehrung mit ihrer auch für Geologen beeindruckenden Dünen- und Küstenmorphologie besucht. Der für die Öffentlichkeit sonst unzugängliche Bernsteintagebau von Palmnicken stand ebenso auf dem Programm wie die Küstenprofile bei Rauschen aus dem Zeitalter des Quartärs und des Tertiärs. Diese geben mit ihrer über 50 Meter messenden Mächtigkeit einen einzigartigen Einblick in den jüngsten Abschnitt unserer Erdgeschichte.

Die Exkursion unter der Leitung des Usedomer Geologen Manfred Störr regte auch zu einer intensiveren geowissenschaftlichen Zusammenarbeit mit russischen Kollegen an. Ein erster Schritt in Richtung auf eine solche Kooperation ist eine jetzt herausgekommene Veröffentlichung, die den derzeitigen Kenntnisstand der Erdgeschichte des Samlandes zusammenfaßt ("Beiträge zur Geologie des nördlichen Ostpreußen". Zu beziehen für 48 Mark über die Redaktion der "Zeitschrift für Geowissenschaften", Ostklüne 11, D-17406 Usedom oder über den Buchhandel).

Die gut illustrierte, weitgehend allgemeinverständliche Schrift enthält unter anderem Aufsätze von Rolf Schröder aus Frankfurt am Main "Zur Geschichte der geologischen Erforschung des Samlandes (Ostpreußen)"; Werner Stackenbrandt und Gerhard Ehmke, beide aus Kleinmachnow schrieben zum Thema "Neotektonischer Krustenstatus in der Region Königsberg". Von Jewgenij W. Krasnow aus Königsberg ist ein Text über "Geoökologische Untersuchungen" im Königsberger Gebiet zu finden; Alexander Blazchishin aus Königsberg untersuchte das Thema "Zur Geoökologie des Kurischen und des Frischen Haffs", Gerda Standke von der Universität Freiberg in Sachsen schrieb über "Die Tertiärprofile der samländischen Bernsteinküste bei Rauschen". Klaus Kleinhälter von der Uni Münster unterzog die "Pflanzenfossilien aus der samländischen Braunkohleformation" einer genaueren Untersuchung. Der Sammelband wird abgerundet durch die Untersuchung des Göttinger Geologen Siegfried Ritzkowski über "Die bernstein-führenden Sedimente".

In der 133 Seiten umfassenden Publikation werden die Bedingungen für die Bernsteinablagerungen untersucht. Auch das Thema Pflanzenfossilien wird wohl auf eine interessierte Leserschaft stoßen. Vorangestellt ist der Arbeit eine vergleichende Untersuchung über andere mittel- und osteuropäische Bernsteinfundstellen. So erfährt der Leser hier beispielsweise, daß die bedeutenden Bernsteine aus dem Samland, Bitterfeld, Ostpolen und der Ukraine sich über einen überraschend langen Zeitraum von 23 Millionen Jahren abgelagert haben. Genauer gesagt handelt es sich um den Zeitraum zwischen 45 bis 21 Millionen Jahren vor Christi Geburt. Der samländische Bernstein zählt dabei übrigens zu den älteren Steinen.

Die Gesellschaft für Geowissenschaften hat mit ihrer Exkursion ins nördliche Ostpreußen und ihrer Veröffentlichung darüber nicht nur für die ostpreußische Geologie einen bedeutenden Beitrag geleistet. Es ist zu hoffen, daß auch in Zukunft deutsche Wissenschaftler zusammen mit russischen Kollegen auf geologischem Gebiet zusammen tätig sein werden. Die Gesellschaft, eine der geowissenschaftlichen Vereinigungen Deutschlands, sieht es als eines ihrer Hauptziele an, die Kooperation mit dem östlichen Europa zu intensivieren. OB