29.03.2024

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04.03.00 Hamburger Kunsthalle zeigt frühe Freilichtmalerei

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 04. März 2000


Ein Fest fürs Auge
Hamburger Kunsthalle zeigt frühe Freilichtmalerei

Nicht die treue Darstellung von Luft, Wasser, Felsen und Bäumen ist die Aufgabe des Bildners, sondern seine Seele, seine Empfindung soll sich darin widerspiegeln. Den Geist der Natur erkennen und mit ganzem Herzen und Gemüt durchdringen und aufnehmen und wiedergeben, ist Aufgabe eines Kunstwerks", hat Caspar David Friedrich (1174-1840) einmal gesagt. Dem "Geist der Natur" auf der Spur waren denn auch viele seiner Zeitgenossen. Jahrzehnte vor den französischen Impressionisten zogen sie mit Staffelei, Leinwand und Pinsel ins Freie, um dort zu malen. Lange vergessen, waren es doch die Impressionisten, die man in der Kunstszene schätzte, gelangen diese Künstler nun wieder in den Blickpunkt. Die Hamburger Kunsthalle präsentiert noch bis zum 26. März (dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr) frühe Freilichtmalerei in Dänemark und Norddeutschland, die "im Lichte Caspar David Friedrichs" entstanden ist.

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der National Gallery of Ottawa (Kanada) und dem Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen entstanden ist, gehört zu einer Veranstaltungsreihe "Danmark til Hamborg", in der sich das Nachbarland in der Hansestadt präsentiert. Nicht zuletzt durch diese Ausstellung mit über 100 Bildern (von Schinkel und Friedrich über Eckersberg und Koebke bis zu Blechen und Gaertner) wird die enge Beziehung deutlich, die im frühen 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Dänemark bestand. Es waren deutsche Künstler, die in Kopenhagen studierten wie Friedrich, und es waren dänische Künstler, die auch in Deutschland arbeiteten.

Freilichtmalerei ist nun keineswegs auf den Ort des Entstehens beschränkt, so will es die Ausstellung verstanden wissen. Der Pommer Friedrich selbst hat seine großen Werke im Atelier geschaffen (ein Bild, das der aus Güstrow stammende Friedrich Kersting von seinem Freund malte und Friedrich 1811 in seinem kargen Atelier zeigt, ist in der Hamburger Ausstellung zu sehen); allein der Skizzenblock begleitete ihn auf seinen Wanderungen durch Deutschland. Andere Künstler wiederum zog es "mit Sack und Pack" in die Ferne, immer auf der Suche nach dem "Geist der Natur", aber auch nach dem rechten Licht, das sie in Farbe umsetzen wollten. Bestechend auch die Genauigkeit ihrer Darstellung: da sieht man jede Fuge in einer verfallenden Turmruine von Carl Blechen, da möchte man sich bei der Granitschale für den Lustgarten in Berlin vergewissern, daß es wirklich "nur" Malerei ist, was Johann Erdmann Hummel da mit dem Pinsel festgehalten hat, so realistisch wirken die Formen und Spiegelungen. Immer ist es die Darstellung des Lichts, die dem Bild seine besondere Ausstrahlung gibt, sei es in den Landschaften, die nicht mehr nur als Hintergrund dienen, sondern Thema sind, sei es in den Architekturen wie der "Ecke im Eosanderhof des Berliner Schlosses" von Eduard Gaertner, oder in den Interieurs wie dem "Palmenhaus auf der Pfaueninsel" von Carl Blechen. Da werden Wolkenstudien zu einem Fest fürs Auge, da meint man mit über den Dächern zu schweben, wenn Gaertner ein "Panorama von Berlin vom Dach der Friedrichwerderschen Kirche" aus malt. "Nach dem Höchsten und Herrlichsten mußt du ringen, wenn dir das Schöne zuteil werden soll", so Caspar David Friedrich einst – und Schönes gibt es zu sehen in der Hamburger Kunsthalle. Silke Osman