20.04.2024

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01.04.00 Zum 50-jährigen Jubiläum

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. April 2000


Zum Geleit
Zum 50-jährigen Jubiläum
Von W. v. Gottberg,
Sprecher der LO

Geburtstage werden in der Regel fröhlich gefeiert, und (oder) Muße und Entspannung im Familien- und Freundeskreis stehen bei dem Geburtstagskind im Vordergrund.

Menschen, die den Zenit ihres Lebens überschritten haben, benutzen nicht selten Geburtstage, um dankbar Rückblick zu halten, sowie für die ihnen verbleibende Lebensspanne Dinge zu planen, die bedeutsam erscheinen. Diese Verhaltensmuster sind übertragbar auf Menschen, die für Organe, Einrichtungen, Betriebe verantwortlich sind.

Das Ostpreußenblatt ist 50 Jahre alt geworden.

Es tritt nunmehr in das sechstse Lebensjahrzehnt ein. Das ist für ein Publikationsorgan ein beachtliches Alter. Blenden wir zurück.

Was hat Das Ostpreußenblatt in den vergangenen 50 Jahren bewirkt, gestaltet oder erhalten? Die Landsmannschaft Ostpreußen und die in ihr organisierten Ostpreußen haben mit dem Ostpreußenblatt eine publizistische Stimme geschaffen, die von streng rechtsstaatlicher Denkungsart bestimmt wird. Das ist eine nicht hoch genug einzuschätzende Leistung in einer Zeit, in der die Politik immer mehr über das Recht dominiert. Diese Tatsache hat dazu geführt, daß dem Ostpreußenblatt inzwischen eine beachtliche Zahl Leser zugewachsen ist, die nicht dem Vertriebenenbereich entstammt.

Darüber hinaus war und ist die Zeitung Brücke zur Heimat, auch einigendes Band sowie Korsett für die entwurzelten Ostpreußen. Das ist ebenfalls eine beachtliche Leistung.

Zugleich war es wichtige Voraussetzung für zahlreiche Ostpreußen, ihre landsmannschaftliche Identität zu bewahren.

Schließlich war und ist Das Ostpreußenblatt wie keine andere Zeitung, dem Reichsgedanken besonders verpflichtet. Das ist nachvollziehbar, stammen doch die Verantwortlichen der Zeitung aus der östlichsten Provinz des Deutschen Reiches. Vom früheren Bundestagspräsidenten Hermann Ehlers stammt das Wort, daß sich aus dem untergegangenen Deutschen Reich die fortdauernde Verpflichtung ergäbe, zu den Landsleuten, die außerhalb des Geltungsbereiches des Grundgesetzes leben, eine lebendige Verbindung zu schaffen. Woche für Woche ist Das Ostpreußenblat diesem Auftrag nachgekommen. So soll es auch zukünftig bleiben.

Die Erinnerung an die Geschichte, die Bewußtmachung der großartigen Leistungen der Menschen im Ersten und Zweiten Reich kann Vorbildcharakter haben für die erfolgreiche Bewältigung unserer Zukunft. Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wohin er will.

Damit sind wir bei einem weiteren Geburtstag. Ebenfalls am 1. April hatte Otto von Bismarck Geburtstag. Er wird zu Recht als der Schöpfer des Zweiten Reiches bezeichnet.

Wie bei keinem Staatsmann nach ihm wurde Bismarcks Handeln vom Reichsgedanken bestimmt. Bei der inneren Ausgestaltung des Zweiten Reiches berücksichtigte er das erforderliche Maß an Kontinuität zum Bewährten aus der Vergangenheit und unabdingbarem Wandel zu Neuerungen in einer durch Industrialisierung sich rasch verändernden Welt.

Das allgemeine gleiche und freie Wahlrecht für den Reichstag und die Sozialgesetzgebung in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts sind epochale Meilensteine einer Entwicklung, die in die heutige Bürgergesellschaft einmündet.

Dieser brandenburgische Preuße wußte noch, was seinen Nachfolgern im Kanzleramt ab 1933 aus dem Gedächtnis gekommen war. Er wußte, daß für die territorialen Grenzen des Reiches die deutsche Identität der Landeskinder und die Zumutbarkeit eines geeinten Deutschlands hinsichtlich seiner räumlichen Ausdehnung für die europäischen Nachbarn bestimmende Faktoren sind.

Sein Nachfolger ab 1933 hat in verblendetem Größenwahn mittels einer vom Bösen gesteuerten Kriegspolitik versucht, die Ostgrenze des Reiches weit in den osteuropäischen Raum hinein zu verschieben. Dieser Versuch endete in der bekannten europäischen Katastrophe von 1945. Seine Nachfolger ab 1949 haben mit vermeintlicher Friedenspolitik, die leider phasenweise würdelos war, mehr als ein Viertel des Reiches im Osten preisgegeben. Wie konnte es dazu kommen? Bei Theodor Eschenburg kann man nachlesen, daß für Adenauer hinter der Elbe die russische Walachei begann.

Damit kommen wir zu einem weiteren Geburtstag in diesen Tagen. Helmut Kohl wird 70. Kohl hat sich immer als Enkel Adenauers bezeichnet. Er hat sich schon in seiner Zeit als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz für die Preisgabe der Ostprovinzen des Deutschen Reiches ausgesprochen. Unter dem Vorsitzenden Kohl wurde 1988 versucht, den Begriff der Wiedervereinigung aus dem außenpolitischen Grundsatzprogramm der CDU zu streichen, was eben noch unter tatkräftiger Mithilfe dieser Zeitung verhindert werden konnte.

Während der Kanzlerschaft Kohls sind die Ostprovinzen des Reiches aus dem Bewußtsein der Menschen getilgt worden, soweit diese nicht von dort stammten und noch in der Heimat prägende Kindheits- oder Jugenderfahrungen machen konnten.

Die Glorifizierung Kohls als Kanzler der Einheit ist historisch nicht zu rechtfertigen. Er hat – was seines Amtes war – den von den Bürgern Mitteldeutschlands erzeugten Druck aufgegriffen, der nach einem neunmonatigen Entwicklungsprozeß zur Vereinigung des westlichen mit dem mittleren Teil des Reiches geführt hat.

Macht, Ehre, Anerkennung – diese Ziele waren bestimmend für Kohls Handeln. Er wollte so gerne länger Kanzler sein als Bismarck. Dieser Wunsch veranlaßte ihn, sein Versprechen, mit Ablauf der Wahlperiode 1994 bis 1998 das Spitzenamt abzugeben, zu widerrufen.

Dies geschah im Frühjahr 1997. Was wäre dem Pfälzer erspart geblieben, wenn er am 3. April 1997, seinem 67. Geburtstag, mit kritischem Gespür Rückblick und Ausblick gehalten hätte. Das Erreichen des biblischen Alters bereits in Sichtweite, hätte das Ergebnis "abgeben, loslassen" heißen müssen.

Aber Kohl hielt sich für unersetzlich. Bescheidenheit und Maßhalten waren nicht seine Stärken. Nun steht er vor einem Scherbenhaufen. Hochmut kommt vor dem Fall.

Zurück zum Geburtstagskind Das Ostpreußenblatt.

Die Verantwortlichen der Zeitung – Redaktion und Herausgeberin – wissen, worauf die Erfolge in der Vergangenheit begründet waren. Das wird uns Leitlinie auch für die Zukunft sein.

Die Devise heißt: An Bewährtem festhalten, Neuerungen gegenüber, nach kritischer Würdigung, offen stehen, dem Ganzen verpflichtet sein, Distanz zum Zeitgeist halten und preußische Tugenden leben. Das sind die Voraussetzungen für das Erscheinen dieser "Unabhängigen Wochenzeitung für Deutschland" – auch in den nächsten Dekaden des 21. Jahrhunderts.