20.04.2024

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08.04.00 Leserbriefe und Meinungen

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. April 2000


Leserbriefe und Meinungen

Interessenkollision

Betr.: Folge 12/00 – Rentenkürzung bei Vertriebenen

Da will eine 1923 in Breslau geborene, dort aufgewachsene, heute gehbehinderte und auf einen Rollstuhl angewiesene alte Dame aus gesundheitlichen Gründen zu ihrer Tochter nach Belgien ziehen, und die BfA kürzt ihr unter Berufung auf § 272 des 6. Sozialgesetzbuchs ihre bislang 900 DM betragende (wahrlich keine üppige) Rente um über 25 Prozent, weil deutsche Staatsbürger, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Ostprovinzen des Deutschen Reichs gelebt, gearbeitet und dort Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung entrichtet haben, den Entzug ihrer reichsgesetzlichen Zeiten als Bestandteil ihrer Renten "hinzunehmen" haben, wenn sie nach dem 19. Mai 1990 ihren Wohnsitz außerhalb des Gebietes der damaligen Bundesrepublik sowie der damaligen DDR nehmen sollten.

Das Unfaßbare an diesem anscheinend von "Deutschen ohne Hirn" geschmiedeten Paragraphen ist, daß er bisher widerspruchslos hingenommen wurde und gar der Bund der Vertriebenen sich an dem Aufgreifen dieses Themas wenig interessiert zeigt. Ein krasser Fall, ein gutes Beispiel von Abhängigkeit und Interessenkollision, ist doch der Fall des einstigen Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Otfried Hennig. Er war "unser" Sprecher, gleichzeitig als CDU-Mitglied auch Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für innerdeutsche Angelegenheiten, dessen Auflösung bevorstand. Dieser Herr, ein gebürtiger Ostpreuße, stimmte in der 217. Sitzung des Deutschen Bundestages am 17. Juni 1990 der "Gemeinsamen Entschließung zur deutsch-polnischen Grenze" (an Oder oder Neiße) zu. Damit beging er, den Worten des "großen Deutschen" Willy Brandt zufolge, als Sprecher der LO Verrat an Ostpreußen, Verrat an unserer Heimat. Viele hätten seine Motive verkannt, rechtfertigte er sich später. Nein, nicht verkannt, erkannt, daß er sich für seinen Posten "Parlamentarischer Staatssekretär" entschieden hat. Interessenkollision!

Friedrich Kurreck, Offenbach/Main

 

 

Objektiv

Betr.: 50. Geburtstag des OB

Zum 50. Geburtstag des Ostpreußenblattes meine herzlichsten Glückwünsche. Ich bin seit mehreren Jahren Abonnent des Ostpreußenblattes, das meine verstorbenen Eltern schon seit Bestehen abonniert hatten.

Das Ostpreußenblatt bringt ungeschminkt die Wahrheit, während ich häufig in anderen Medien feststellen mußte, daß Tatsachen entweder gar nicht oder nur halb gebracht wurden, wenn sie bestimmten herrschenden politischen Auffassungen nicht entsprechen. Das Ostpreußenblatt ist objektiv und in seiner Berichterstattung fair. Ein solches Verhalten ist bei anderen Medien nicht immer gegeben. Ich möchte nur ein Beispiel kurz anführen: Bei der Berichterstattung über die letzte Regierungsbildung in Österreich wurde in einer Tageszeitung bei der Nennung des – damaligen – FPÖ-Vorsitzenden Haider immer der Zusatz Rechtspopulist oder ähnliches verwandt. Das geschah auch bei anderen Medien. Das Ostpreußenblatt hingegen nannte die korrekte Bezeichnung: Es sprach entweder nur von Haider oder dem Landeshauptmann von Kärnten oder dem – damaligen – FPÖ-Vorsitzenden. Alles Gute und viel Erfolg für das lesenswerte Ostpreußenblatt.

Dr. Hans Riemke, Hamburg

 

 

Vertreibung kein Thema

Betr.: Was Papst Johannes Paul II. wissentlich verschwiegen hat (Mea Culpa)

Am 12. März dieses Jahres hat der Papst ein Schuldbekenntnis abgelegt und die Welt um Vergebung für die Verfehlungen der katholischen Kirche gebeten. Das Mea Culpa ist ein Kernpunkt in der Liturgie zu Beginn einer Messe bzw. des Abendgebets.

Schon im 16. Jahrhundert hatte einer seiner Vorgänger mit asketischer Strenge eine Reform seiner Kirche gefordert und Mißstände angeprangert: "Wir wissen wohl, daß auch bei diesem Heiligen Stuhl schon seit manchem Jahr Verabscheuungswürdiges vorgekommen ist".

Papst Johannes Paul II. hat in seiner Mea Culpa auch auf "Verabscheuungswürdiges" hingewiesen, das man seiner Kirche anlasten muß: Gewalt gegen Andersgläubige, Inquisition, Kreuzzüge, rassische Diskriminierung und das gestörte Verhältnis zu dem jüdischen Volk, doch vermissen die Heimatvertriebenen die Verurteilung ihrer völkerrechtswidrigen Vertreibung sowie die Ächtung des chauvinistischen polnischen Klerus, dieser hat das schwerste Verbrechen der Menschheitsgeschichte gefördert und unterstützt, es darf nicht totgeschwiegen oder gar gutgeredet werden.

Der jüdische Verleger Victor Gollencz sagt dazu: "Sofern das Gewissen der Menschheit wieder empfindlich werden sollte, werden diese Vertreibungen als unsterbliche Schande aller derer im Gedächtnis bleiben, die sie veranlaßt oder sich mit ihr abgefunden haben." Und Papst Pius XII. hat in einem Brief an die deutschen Bischöfe vom 1. März 1948 "die Vertreibung als in Europa ohne Beispiel dastehendes Vergehen gebrandmarkt." Und in dem Buch "The High Cost of Vengeance (Kostspielige Rache)" von Freda Utley lesen wir sogar, "daß die Vertreibung von Millionen Menschen aus ihren Heimstätten eine Grausamkeit war, die durchaus mit dem Auslöschen der Juden und Russenmassakern der Nazis vergleichbar ist".

Während Papst Johannes II. das jüdische Volk um Vergebung bittet, erwähnt er die Tragödie der flüchtenden Menschen aus dem Osten in seinem Mea Culpa mit keinem Wort. Er ließ auch unwidersprochen, "daß mit der Wiedergewinnung der polnischen Westgebiete (!) und mit der Zerschlagung des Deutschen Reiches die Gegenreformation ihr Ziel erreicht hat". Der polnische Klerus schreckte nicht einmal zurück, die grausame Vertreibung als eine Fügung Gottes zu bezeichnen. Auch hier keine Entschuldigung und Reue.

Die Evangelische Kirche begrüßt wohl das Mea Culpa, doch auch sie sollte ihr Verhalten überprüfen, vor allem gegenüber den Vertriebenen. Sie hat diese Menschen nicht nur allein gelassen, sondern deren Recht auf Heimat nicht mitgetragen. Am 13. März 1963 erklärte die Evangelische Synode in Bielefeld: "Auch der Bürger, der an den Verbrechen nicht beteiligt war, ja, der von ihnen nichts wußte, ist mitschuldig geworden, weil er lässig war gegen alle sittlichen Maßstäbe und Rechtsnormen in unserem Volk." Eine Theorie, die von zahlreichen Historikern widerlegt worden ist. Es gibt keine Kollektivschuld, sondern nur eine subjektive.

Pastor Martin Niemöller, zur Nazizeit ein glühender Verehrer seines Führers, rief den trostsuchenden heimatvertriebenen Kirchenbesuchern von der Kanzel zu: "Dem deutschen Volk geschieht recht, und den aus der Heimat Gejagten geschieht recht, die Vertreibung ist eine Strafe für den Abfall von Gott."

Es ist an der Zeit, daß sich die Evangelische Kirche von solchen Äußerungen trennt und sich für sie entschuldigt, ihre Gläubigen erwarten ein Reuebekenntnis, ein Mea Culpa.

Hans Szameitat, Schwelm

 

 

Befremdlich

Betr.: Folge 8/00 – "Bundeswehr schleifte die Grabstätte von Marineoffizieren" und Folge 12/00 – Leserbrief von Oberst Bernd-Günter Köpcke aus Weißenfels

Mit großem Befremden nahm ich den Leserbrief von Oberst Köpcke als dem Verantwortlichen für die Demontage des Grabsteins der Marineoffiziere Kern und Fischer zur Kenntnis, in dem er behauptet, es handele sich hierbei nicht um das Grab der beiden Freikorpskämpfer.

Vollkommen lebensfremd und aus der Luft gegriffen erscheint mir dieser Teil seiner Rechtfertigung. Selbst einem unkundigen Friedhofsbesucher drängt sich der Schein auf, daß unter diesem am Rande des kleinen Gräberfeldes befindlichen, von vormals zwei etwa 70jährigen Eichen beschützten Stein Tote ruhen.

Der Zeitzeuge Ernst von Salomon, ein weiterer Geächteter, bestätigt diese Annahme in dem von ihm 1938 herausgegebenen "Buch vom deutschen Freikorpskämpfer". Das auch im Ostpreußenblatt Folge 8/00 abgebildete Foto des Steines versieht er mit der Unterschrift: "Das Grab der Leutnante z. S. Hermann Fischer und Erwin Kern, zwei ehemalige Angehörige der II. Marine-Brigade Ehrhardt, die nach der Erschießung des Ministers Rathenau auf Burg Saaleck den Tod fanden." In seinem Nachkriegswerk "Der Fragebogen" beschreibt v. Salomon das Grab der Kameraden mit ähnlichen Worten. Wo sonst sollte sich das Grab von Kern und Fischer befinden?

Vermessen die Aussage von Oberst Köpcke, wonach diese Grabschändung eine "pionierspezifische Aufgabe mit erheblichem Ausbildungsnutzen für die Truppe" darstelle. Interessant auch seine die zeitgenössische Literatur mißachtende Behauptung, der massive Steinblock sei von den Nationalsozialisten verrückt worden und somit wahrscheinlich paßgenau zwischen die Eichen gequetscht worden.

Frauke Seidler, Greifswald

 

 

Kein einziges Totengebet

Betr.: Folge 12/00 – "Neuer Visitator für die Ermländer"

Es erbittert, von der Ernennung eines Visitators für die Ermländer lesen zu müssen wie von einer Gunst des Vatikans bei der "Neuordnung" der katholischen Vertriebenenseelsorge, mit der er sich nach 1945 bleibend mit Schande bedeckt hat.

Seine unterschiedlich bewerteten Reueversuche über Untaten im Zeichen des Kreuzes müssen sich negative Kritik auch deshalb gefallen lassen, weil sie die jüngste Todsünde der katholischen Kirche "vergaßen", die eben nicht das folgenreiche Schweigen zum Menschenmord des Holocaust war, sondern die unheilvolle – aktive! – Rolle des polnischen Klerus bei der grausamen Deutschenvertreibung aus 800 Jahre friedlich kultiviertem deutschen Land. Der bis heute weithin verschwiegene und deshalb nur Betroffenen und wenigen Interessierten bekannte einschneidende Betrug des Kardinals Hlond, der unter Vorspiegelung päpstlicher Vollmacht seine deutschen Amtsbrüder in Schlesien und im ostpreußischen Ermland hinauswarf und durch polnische Kandidaten ersetzte, dergestalt die gewaltsame Polonisierung Ostdeutschlands durch Beschleunigung und Verschlimmerung der Deutschenvertreibung voranbringend, ist seinem Landsmann auf dem Papstthrone so wenig ein kritisches Wort wert wie andererseits die Hunderttausende deutscher Priester, Nonnen und Laien vom Täufling bis zum Greis, die bei der Austreibung 1945/46 durch polnische Schuld umkamen oder grausig umgebracht wurden und für die der Papst aller Katholiken bei seiner Polenreise 1999 kein einziges armes Totengebet fand; im Gegenteil sprach er hierbei massenhaft fast allein polnische NS-Opfer selig (was immer zugleich auf die bösen Deutschen hinweist) und denkt beim Ränkespiel des polnischen Kardinals, der 1945 so erfolgreich die Polinisierung altdeutschen Landes vorantrieb, gar an dessen Selig- und spätere Heiligsprechung, obwohl dieser bei diesem finsteren Kapitel weder menschlich noch christlich handelte ("der germanische Protestantismus ist bis an die Oder zurückgedrängt", wie er nach Rom meldete), noch katholisch und schon gar nicht heilig, sondern unehrlich und menschenverachtend. Bisher hat nur der tapfere schlesische Priester und Universitätsprofessor Dr. Franz Scholz auf das damalige Geschehen ausführlich hinzuweisen gewagt ("Das Hlondheft", 1996, ISBN 3-931019-07-1), als Licht in der Finsternis; ihr Schatten in dieser millionenfaches Leid Unschuldiger verursachenden Sünde der Kurie liegt auch über dem halbherzigen Entschuldigungsversuch des Vatikans – so lange, bis dieser auch hier die Wahrheit bekennt und tätige Reue zeigt, ohne die jede katholische Beichte wertlos ist. Bis dahin wird dieser Papst von vielen eher als verdienstvoller Bischof der polnischen Nationalkirche denn als Heiliger Vater aller Katholiken empfunden werden.

Stephanie Heidelmeyer
Alzenau