29.03.2024

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22.04.00 Kommentare:

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. April 2000


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Letztes Jahrhundert

Noch bevor die SED-Nachfolgepartei PDS nach dem erklärten Rücktritt ihres Matadors Klaus Gysi sich in ideologischen Flügelkämpfen vollends ins politische Abseits bringt, trat sie erneut mit dem Entwurf eines "Gesetzes über den Tag des Gedenkens an die Befreiung vom Nationalsozialismus" hervor. Bereits 1990 versuchte die Nachfolgepartei die blutigen und terroristischen Spuren ihrer Vorläuferin SED mit der Hoffnung auf brüderliche Verankerung im schwammichten Grund des bundesdeutschen Zeitgeistes abzustreifen.

Die damalige Dreistigkeit der PDS wurde aber sofort erkannt und zu einem vorläufigen Ende gebracht. Doch seither ist weiterhin viel schmutziges Wasser die Spree hinabgeflossen, der Zeitgeist ist nicht klarer und hell aufscheinender geworden, im Gegenteil, er wird immer stärker für den eigentlichen Geist der Wahrheit genommen, weshalb es die PDS für angezeigt hielt, mit Wiederholungsanträgen in der Sache schließlich doch noch parlamentarische Stimmen einfangen zu können. Immerhin fand sich nun aber mit MdB Martin Hohmann jemand bereit, der der PDS Paroli bot. Zu Recht verwies er darauf, daß die PDS auf das Vokabular des "real existierenden Sozialismus" zurückgreife, wenn sie den 8. Mai als "Tag der Befreiung" anbiete. Der 8. Mai sei 1950 zum "Staatsfeiertag erklärt worden und mit propagandistischen Aktionen, die die "Freundschaft mit der Sowjetunion" und die demonstrative "Kampfbereitschaft der DDR" zum Ziel hatten, begangen worden. Doch immerhin ist selbst die totalitäre DDR 1967 von diesem Staatsfeiertag abgerückt, weshalb die Installation eines Feiertages Jahrzehnte später und im neuen Jahrhundert ohnehin nicht mehr in die demokratische Gedenkkultur unsere Tage paßt. Im übrigen dürfte sie den Niedergang der PDS nach ihrem verpatzten ersten westdeutschen Auftritt nicht aufhalten. P. F.

 

 

Systemfehler

Die Republik Polen beging dieser Tage die ersten Gedenkveranstaltungen aus Anlaß der Ermordung von mehreren tausend polnischen Offizieren in Katyn durch die Mordbuben des sowjetischen Geheimdienstes, die sich in einmaliger Weise in die Geschichte der Menschheit eingeschrieben haben. Dies ist zu begrüßen. Doch die Frage bleibt, warum die Wissenden der polnischen Exilregierung, die in London residierte, die vollkommene Kenntnis von den Untersuchungen der Wehrmacht und der von der Reichsregierung eingesetzten internationalen Kommission besaß, nicht unmittelbar nach dem Kriegsende an die Öffentlichkeit traten, um die unsäglichen Beschuldigungen von den deutschen Schultern zu nehmen. So aber konnte es geschehen, daß noch in Nürnberg der sowjetische Chefankläger Rudenko die Beschuldigung über die Morde an polnischen Offizieren uneingeschränkt an die deutsche Seite weiterzugeben vermochte. Auch die westlichen Alliierten schwiegen, obwohl auch sie die volle Kenntnis der wahren Sachverhalte besaßen.

Es fiel bei den gegenwärtigen polnischen Gedenktagen auf, daß sich die Ansprachen nicht gegen das russische Volk richteten, sondern gegen das seinerzeitige sowjetische System. Dies scheint eine auffällige Akzentuierung zu sein gegenüber den Gedenkfeierlichkeiten Polens, die der Anklage gegen Deutsche dienen. Hier ist allemal der Deutsche als Schuldiger ausgemacht. P. F.