19.04.2024

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29.04.00 Zum Gedenken an Herbert Assmann

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. April 2000


Ein überragender Kliniker
Zum Gedenken an Herbert Assmann

Als Sohn eines Amtsgerichtsrates kam Herbert Assmann 1882 in Danzig zur Welt. Nach seinem Abitur studierte er ab 1900 in Königsberg, Freiburg und München Medizin und promovierte 1905 in Königsberg. Danach arbeitete er ein Jahr am Pathologischen Institut in Genf, war kurze Zeit Assistenzarzt an der Königsberger Klinik und ging dann zu Professor Rindfleisch nach Dortmund. 1912 wechselte er an die Leipziger Medizinische Klinik unter Strümpell.

Mit der Habilitationsschrift "Erfahrungen über Röntgenuntersuchungen der Lungen unter Kontrolle durch den anatomischen Befund" wurde er 1913 Privatdozent. 1922 erschien sein grundlegendes Werk "Klinische Röntgendiagnostik der inneren Krankheiten". Darin verband er in klassischer Weise den pathologisch-anatomischen Befund, die klinische Untersuchung und den Röntgenbefund zu einer umfassenden Darstellung. Durch den Einbau der Röntgenkunde in die Klinik und durch die Überwindung jedes engen Spezialistentums hat dieses Werk eine außerordentliche Wirkung erzielt und sechs Auflagen erlebt. 1925 entdeckte er das "Frühinfiltrat" in der Lunge als Beginn der Erwachsenentuberkulose bei erstmals durchgeführten Reihenuntersuchungen mit Röntgenstrahlen an Studenten und Krankenpflegepersonal. Hieraus ergab sich eine die bisherige Auffassung von der Entwicklung der Erwachsenentuberkulose grundlegend umwandelnde Lehre über den Erstherd dieser Phase im Ablauf der chronischen Lungentuberkulose.

1927 übernahm er als Professor die Medizinische Universitätspoliklinik in Leipzig. Seine eigentliche Lebensaufgabe aber fand er mit der Berufung an die Medizinische Klinik in Königsberg. Mit der Führung dieser traditionsreichen Klinik seiner ostdeutschen Heimat ging sein größter Wunsch in Erfüllung. Seine Erfahrungen und sein diszipliniertes Arbeiten machten ihn zu einem überragenden Kliniker. In einem Referat grenzte er die entzündlichen von den degenerativen Gelenkkrankheiten ab und berichtete in Lehrbüchern und Zeitschriften über die Krankheiten der Bewegungsorgane.

Während des Krieges war er als Berater im Westen und Osten tätig und berichtete über Ruhr und Paratyphus. Mit Kriegsende und der damit verbundenen Flucht aus der Heimat endete auch seine akademische Lehrtätigkeit. Als Leiter der Inneren Abteilung am Elisabeth-Krankenhaus in Oldenburg fand er dann eine neue Aufgabe, die er bis zu seinem plötzlichen Tod am 27. April 1950 ausfüllte.

Jürgen Lange