23.04.2024

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06.05.00 Ausstellung im Kulturzentrum widmet sich Ostpreußens Hauptstadt Königsberg

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 06. Mai 2000


Unsterbliche Stadt am Pregel
Ausstellung im Kulturzentrum widmet sich Ostpreußens Hauptstadt Königsberg

Ellingen – Kurz vor Ende seines Vortrages brach der Redner ab. Den Tränen nahe stockte Martin Schmidtke die Stimme, als er sich der letzten Zeile eines Gedichtes von Agnes Miegel näherte, das er gerade rezitierte: "Und daß du, Königsberg, nicht sterblich bist".

Die Rührung, die den Sonthofener bei der Eröffnung der ersten Ausstellung im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen in diesem Jahr übermannte, war der Ausdruck der engen emotionalen Verflechtung Schmidtkes mit seiner Geburtsstadt. 1930 geboren, floh er mitsamt seiner Familie vor Kriegsende aus Königsberg. Bei sich trug er nur ein paar Ansichtskarten mit Bildern der Stadt. Dreieinhalb Jahrzehnte vergingen, ehe Martin Schmidtke damit begann, an Bildern und Dokumenten zu sammeln, was immer mit Königsberg und seiner Geschichte zu tun hat.

Diese inzwischen sehr umfangreiche Sammlung ist Kern der Ausstellung, welcher die letzte Zeile des Miegel-Gedichts den Titel gab. In der Ausstellung selbst wird die Geschichte der Stadt, begonnen von den Planungen der Lübecker im Jahre 1242, die eine Stadt an der Pregelmündung errichten wollten, dem Sitz des Deutschordensmarschalles 1309 über die Errichtung einer weltlichen Residenzstadt durch Albrecht von Brandenburg im Jahre 1525, die Gründung der Universität 1544 bis zur Einnahme durch die russische Armee im Jahre 1945, detailliert beschrieben. Weitere wichtige Daten – die Feuersbrunst in der Altstadt 1764, der Anschluß an das Eisenbahnnetz 1853, die Eingemeindung von 17 Vororten 1905 und 1908, die erste "Deutsche Ostmesse" 1920 sowie die Eröffnung des ersten deutschen Zivilflughafens 1922 runden die chronologische Beschreibung der Stadtgeschichte ab.

Auch sind viele bedeutende Menschen aus Staatswesen, Wissenschaft, Kultur und Politik erwähnt, die aus Königsberg stammen oder dort gewirkt haben. Als einer der berühmtesten Söhne der Stadt gilt wohl der Philosoph Immanuel Kant, dessen bekannteste Werke die "kritische Theorie des Erkenntnisvermögens", den "kategorischen Imperativ" oder die "moralische Erlaubtheit und Unerlaubtheit für den Menschen" sowie die "Rechtsphilosophie der Freiheit" beschreiben. Weitere Beispiele für bekannte Persönlichkeiten sind die Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff und Heinrich von Kleist, Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel, der Physiker Robert Kirchhoff, die Maler Lovis Corinth und Käthe Kollwitz, der Schlagerkomponist Walter Kollo und die Schriftstellerin Agnes Miegel, die "Mutter Ostpreußen".

Die Darstellung geschichtlicher Ereignisse, beispielsweise das "Fest der langen Wurst", zu dem zur Jahrhundertwende am 11. Januar 1601 drei Meister und 87 Gesellen aus 81 Schinken und 18 Pfund Pfeffer eine 1005 Ellen lange Wurst herstellten, ergänzen die vorher beschriebenen Lebensläufe.

Schmidtke hat sich zum Ziel gesetzt, als Mitglied der letzten Erlebnisgeneration dafür zu sorgen, daß Königsberg nicht totgeschwiegen wird. Aus seiner Sammlung erwuchsen mehrere Ausstellungen sowie ein Buch. Die gezeigten Exponate wurden ergänzt um Stücke aus dem Fundus des Kulturzentrums. Dieses wollte nach den Worten seines Leiters Wolfgang Freyberg "in diesem besonderen Jahr 2000 mit etwas ganz Besonderem starten". Freyberg nutzte die Gelegenheit, eine Lanze für die Kulturförderung aus öffentlichen Töpfen zu brechen. Entsprechende Gelder seien "keine Subventionen, sondern Investitionen, nämlich in die Zukunft, die Vergangenheit und das eigene Selbstverständnis der Menschen", so Freyberg.

Die Ausstellung ist bis zum 9. Juli täglich außer Montag von 10 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Manfred Fritsche