19.04.2024

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27.05.00 KOMMENTAR

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Mai 2000


KOMMENTAR

Mißverständnis

Vielleicht wird ja unser Außenminister, der bekanntlich auf ein bewegtes politisches Leben zurückschauen kann, den Tag verwünschen, an dem er sich in der ehrwürdigen Berliner Humboldt-Universität dazu hinreißen ließ, den Nationalstaat vor staatspolitischen Phantasiegebilden zu verteidigen. Denn sein Vorschlag, sonst durchweg politische Maxime aller nichtdeutschen Staaten Europas, fand nicht nur in London, sondern auch in Paris sofort schärfsten Widerspruch. Frankreichs schneidiger Innenminister Jean-Pierre Chevenement konterte Fischers Denkvorlage frech: "Wir haben es mit einer Tendenz Deutschlands zu tun, sich für Europa eine föderale Struktur vorzustellen, die seinem Modell entspricht. Im Grunde träumt es immer noch vom Heiligen Römisch-Germanischen Reich".

Bereits zuvor hatte der Innenminister die übliche antideutsche Klaviatur des angeblich allgegenwärtig virulenten Nationalsozialismus bedient, obschon der französischen Geheimdienst längst Gewißheit darüber besitzt, daß über 99 Prozent der Deutschen keine Kenntnis mehr von den Kernthesen des Nationalsozialismus besitzen. Es reiht sich aber diese neue französische Attacke in die Praxis unserer Nachbarstaaten ein, Politik mit Reißnägeln zu formen. Am Ende, so auch jetzt Chevenement, sei alles ein "Mißverständnis" gewesen. Man erinnert sich noch an den skandalösen Ausfall des polnischen Friedensnobelpreisträgers Walesa, der gegenüber der niederländischen Zeitung "Elsevier" erklärte, wenn sich Deutschland sperrig zeige, "sollte man nicht mehr zu einer Aufteilung Zuflucht nehmen, sondern dieses Land einfach von der Landkarte ausradieren". Es war hinterher selbstverständlich auch nur ein Mißverständnis. Peter Fischer