25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.05.00 Gedanken zur Zeit

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Mai 2000


Gedanken zur Zeit: Kommt ein roter Papst?
Neuauflage des Investiturstreits
Von R. G. Kerschhofer

Die Medien-Gesellschaft ist gnadenlos: Der 80. Geburtstag des Papstes bot wieder reichlich Gelegenheit, Alter und Krankheit dieses Mannes herauszustreichen – und mancher Rückblick auf die Lebensgeschichte klang eher wie ein Nachruf. Es ist daher durchaus verständlich, daß sich – nicht nur bei Katholiken – die Frage aufdrängt: Wer kommt danach? Oder weiter gefaßt: Was kommt danach?

Zunächst sollten wir anmerken, daß die weltpolitische Lage damals, als Johannes Paul II. in sein Amt berufen wurde, in zwei wesentlichen Punkten anders war als heute: Es gab noch den Sowjet-Block und es gab noch nicht jenes Europa ohne Vaterländer, das sich so tatkräftig bemüht, das Erbe des großen roten Vorbilds anzutreten – mit Regulierungswut, Volksferne, Korruption und Dominanz einer (nahezu) sozialistischen Einheitspartei!

Daß zwischen dem Papst aus Polen und dem Ende des Sowjet-Imperiums ursächliche Zusammenhänge bestehen, kann wohl niemand ernsthaft bestreiten. In welchem Ausmaß Johannes Paul II. aktiv beteiligt war, wird zwar erst viel später, nach Öffnung der Archive, endgültig zu beurteilen sein. Sicher ist aber zumindest die passive Beteiligung, denn schon allein seine Existenz trug wesentlich dazu bei, daß die Polen wider den Stachel zu löcken wagten und daß jene Erosion einsetzte, die binnen eines Jahrzehnts den realsozialistischen Plattenbau abbruchreif machte.

Fatalerweise wurde dadurch die Unheilslehre in Mittel- und Westeuropa wieder salonfähig – wie wendehälsige Regierungsbeteiligungen und eine linke Kultur-Schickeria unterstreichen! Zur persönlichen Tragik des Papstes zählt aber vor allem sein Bemühen um Versöhnung, Entschuldigung und Vergebung, denn die zutiefst christlichen Motive führten offenbar zum Unterschätzen der Implikationen: So wie die Demutshaltung eines Tieres nur bei Artgenossen Beißhemmung auszulösen vermag, ist auch christliche Demut nur dann politisch wirksam, wenn sich alle an die gleichen Spielregeln halten! Wer hingegen einem Gott der Rache huldigt oder überhaupt keine höhere Instanz anerkennt, für den ist Demut ein Zeichen von Schwäche, ist Einladung zur Aggression. Selbst noch so ausgewogene Formulierungen konnten daher nicht verhindern, daß die Entschuldigungen des Papstes sofort gegen die heutige Kirche, ja generell gegen Christentum und Abendland  instrumentalisiert wurden!

Was kommt danach? Mit den an roten Haaren herbeigezogenen EU-Sanktionen gegen Österreich hat die Frage eine neue Qualität bekommen: Die Neo-Breschnjew-Doktrin erklärt nämlich Wahlen in jedem europäischen Staat zur "europäischen Innenpolitik"! Gewiß, der Vatikan ist formal kein Mitglied der EU – doch auch gegen die früheren Regierungen von Kroatien und der Slowakei gab es ja ein "europäisches" Trommelfeuer! Und selbst wenn der Oberste EU-Sowjet noch keine Chemie-Subkommission eingesetzt hat, damit dereinst roter Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufsteigen kann – die Vorbereitungen auf das Konklave sind längst im Gange: Wie werden doch jene Kardinäle gehätschelt, die sich "fortschrittlich" geben, und wie wird auf die übrigen eingedroschen!

Ein nichtsozialistischer Papst wird es schwer haben: Erstens, um überhaupt gewählt zu werden, und zweitens in der Amtsführung, insbesondere in der "Personalpolitik" – bereits Johannes Paul II. wurde ja heftigst kritisiert für "konservative" Bischofsernennungen! Unter dem Vorwand von "Demokratisierung" zeichnet sich hier eine Neuauflage des Investiturstreits ab, nämlich das Bestreben außenstehender, oft sogar antichristlicher Kräfte, das Geschehen in den christlichen Kirchen (Mehrzahl!) zu diktieren.

Und wie real die Gefahren sind, läßt sich an weltlichen Beispielen veranschaulichen: Schon gibt es eine offizielle Proskriptionsliste mit allen Parteien, die zwar nach nationaler Gesetzgebung erlaubt sind, aber nicht ins Konzept der Einheitspartei passen – dies ist die Vorstufe zum Verbot! Und schon gibt es eine zentrale Beobachtungsstelle für "Rassismus", die ohne jede Berufungsmöglichkeit (vgl. die Österreich-Sanktionen!) nach Stasi-Manier diktieren kann, wer als "Rassist" von Ämtern und Würden ausgeschlossen bleiben soll – auch von kirchlichen.