Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 27. Mai 2000 |
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GEDICHTE Der alte Prachermann Prustend stieg aus Ostsees Wogen Herrmann Proll, nicht angezogen. Prüfend schaute er im Kreise, grollend auf besondre Weise, nach dem fernen Fischerboot, wo ein Mann mit Faust ihm droht. Proll ist nur ein Prachermann, proscht und bettelt, wo er kann, schläft im Freien, mal am Strand, wo er suchend Bernstein fand, wäscht sich auch und geht mal baden, ohne Bixen, wem solls schaden? Dammlich nennt er drum den Fischer, denn der riecht gewiß nicht frischer als Herr Proll, der Prachermann. Wütend ist er drum sodann, hat er doch auch Hemd und Hosen durch den Wellengang gezogen. Glatt rasiert und wie geschniegelt, wenn auch etwas ungebügelt, tritt fröhlich er sein Tagwerk an: Ei, Madamke, hewwe Se nich e Dittke färem arme Mann? Und weil er so sauber ist anzusehn, war der alte Prachermann keinem unangenehm.
Original? Im Jahr 1902 übertrug ein Goethe-Verehrer dessen berühmtes Nachtgedicht Über allen Gipfeln ist Ruh. In allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch. Die Vöglein schweigen im Walde. Warte nur, balde ruhest du auch. ins Japanische. 1911 übertrug ein französischer Verehrer japanischer Lyrik die Verse in der irrigen Meinung, es handele sich um eine japanische Originaldichtung ins Französische. Woraus sie schließlich ein deutscher Bewunderer fernöstlicher Lyrik ins Deutsche brachte: Stille ist im Pavillon aus Jade. Krähen fliegen stumm zu beschneiten Kirschbäumen im Mondlicht. Und sitze. Und weine.
Sauerampfer Grüne Sauerampfersuppe mochten alle Kinder sehr, Omchen kochte Ampfersuppen, jeder Teller wurde leer. Sauerampfer wuchs an Äckern, manchmal auch am Waldesrand, hoch auf Dämmen, tief in Gräben überall im Heimatland. Omchen kochte Sauerampfer angedickt mit Ei und Mehl, saurer Sahne, süßer Butter, Salz und Brühe ohne Fehl. Ob im Frühling, ob im Sommer, schön war Sauerampferzeit, heute fehlt er in der Küche; denn die Heimat liegt so weit.
Himmelsbilder Schau ich hinauf in die Unendlichkeit, ins tiefdunkle, blaue All, weit oben das Meer der Sterne so weit, wie der Sand am Meer, so groß ihre Zahl. Ich ahne dich, du Zelt aller Sterne. Du zeigst Dich erst, wenn der Tag erlischt, so nah und doch in endloser Ferne, wenn sich Tag und Nacht allmählich mischt. Wellenrauschend das wilde Meer, Wolken ziehen darüber her im Winde, der streifet den Sand, der das Dünengras wedelt am Strand un die Hitze, die schwere, mildert. Tief zieht der Vorhang der Wolken dahin, in Formen sich neuernd, in Fetzen verwildert, grad wie er es wolle, der herrische Wind. Dazwischen Flecken des Firmaments, das weite, unendliche Blau läßt dem Auge für einen Moment den Blick in die Ewigkeit frei, schau, immer wieder aufs neue sich formend. Hier schiebt sich gewaltig ein Wesen hervor, vier Beine, ein Schwanz, am Kopfe ein Ohr. Ist es ein Eisbär, so groß und so schwer? Doch nein, jetzt sinds Schäfchen, den Bär gibts nicht mehr. Die Schäfchen ziehn weiter, laufen eilig los. Daher kommt ein Reiter auf springendem Roß. Jetzt stürzt er herunter, aus dem Roß wird ein Fisch, der kläglich, nicht munter, ganz fern erlischt. Herrliches Blau strahlt wieder herein, milde Luft, klarer Sonnenschein. Da nahet von links eine runde Gestalt, schwer zu erkennen, doch formt sich bald ein Wesen daraus, eine runde Figur. Was kann das wohl sein, was ist das nur? Jetzt kommt sie näher, bildet recht deutlich ein menschliches Wesen, wahrscheinlich weiblich, weil die Formen so üppig, rund und drall, wo immer es sein soll, nämlich überall. Der Wind frischt nun auf, zerreißt in Fetzen die Himmelsbilder, läßt sie nur hetzen. Eilig dahin wechseln nun Bild und Gestalt. Es dämmert schon, wird dunkel bald. Das Himmelsschauspiel zu Ende geht, Der Vorhang fällt alles verweht. |