28.03.2024

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10.06.00 ZITATE

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Juni 2000


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Der eben besprochene Fall Österreichs – und schon im nächsten Abschnitt der Fall Preußens – führt zur Frage: "Was ist eine Nation?" Es gibt darauf zumindest drei Antworten: Die erste ist die einfachste und die flachste zugleich: die Nation als bloße Summe aller Staatsbürger. Bezeichnenderweise ist sie die der Angelsachsen, aber auch die der Franzosen. Als erste haben diese die Nation zu einem der Höchstwerte ihrer geistigen Landschaft hinaufgesteigert (etwa vergleichbar mit der Bedeutung des Wortes "das Reich" für die Deutschen), während die Engländer eines solchen Wortes gar nicht bedurften. Ihnen, den Inselbewohnern, genügte eines für jeden Zweck: England.

Außerhalb dieser beiden gewachsenen Einheiten – der Franzosen und Engländer – gilt diese einfachste Verwendung des Begriffs Nation vor allem noch überall da, wo der Staat dem Volk vorgeht, Minderheiten als solche nicht oder nur ungern anerkannt werden und oft sogar die Mehrheit seiner Einwohner in einem Staat leben muß, den sie sich selbst nicht ausgesucht hat. Eine Nation gemäß dieser Auffassung ist mithin immer etwas Amtliches, von Behörden Festgelegtes. Wer ihr zugehört und wer nicht, bestimmt die Obrigkeit. Die zweite Antwort: "Nation" ist mehr oder minder ein Wechselwort für "Volk", für das, was die Franzosen als "ethnique" bezeichnen, die Angelsachsen als "ethnical group", Ausdruck einer Zusammengehörigkeit nicht dank gleicher Staatsbürgerschaft also, sondern eine Einheit der Herkunft und der Sprache, gleich ob die ihr Zugehörigen über einen eigenen Staat verfügen oder nicht, ob sie nur in einem oder in mehreren Staaten leben.

Dennoch wird das Wort Nation hier zuweilen in einem gefühlsmäßig bereits stärker aufgeladenen Sinn gebraucht: nur dem sich seiner Einheit und seines geschichtlichen Auftrags bewußt gewordenen, nur dem sich selber als Höchstwert verstehenden Volke gebührt in solcher Sicht der Rang einer Nation.

Die dritte Antwort: eine Nation ist nicht notwendigerweise eine Einheit der Sprache, der Herkunft oder der Staatsbürgerschaft. Das alles kann sie nebenbei auch sein, wesentlich aber ist sie eine Einheit des Willens. Nicht der Staat, nicht eine Obrigkeit verfügt darüber, welcher Nation man angehört, auch nicht die Eltern oder die Nachbarn, sondern ausschließlich man selber, ausschließlich das eigene Bekenntnis und die Aufnahme in die Gemeinschaft jener, die das gleiche Bekenntnis ablegen. Von drei Brüdern – sagt Oswald Spengler – kann sich der eine mit gleichem Recht in erster Linie als Schweizer bezeichnen, der zweite als Deutscher und der dritte als Jude (ein vierter vielleicht als Amerikaner). Lordis von Lohausen

in "Mut zur Macht"

 

Leute in Dreizimmerwohnungen erhalten den Staat. Die drunter und drüber nutzen ihn aus.

Gottfried Benn, deutscher Dichter

 

Die Deutschen haben den Fehler, daß sie, was vor ihren Füßen liegt, in den Wolken suchen; bei gewissen Worten wie Freiheit, Idee, Sein wird ihnen ganz schwindlig.

Arthur Schopenhauer