20.04.2024

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01.07.00 Das Wetter in der Heimat im Monat Mai

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Juli 2000


Der kalte Spuk war schnell vorbei
Das Wetter in der Heimat im Monat Mai
Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Offenbach – Das Hauptthema des "Wonnemonats" in Ostpreußen war ohne Frage die bis zum 18. Mai anhaltende Trockenheit. Schaut man noch in den Vormonat zurück, startete die Trockenperiode bereits am 15. April. Damit dauerte sie insgesamt viereinhalb Wochen. Für den Frühling ist das schon ungewöhnlich, wo man die Witterung sonst im April als wechselhaft einstuft und sie im Mai eher mit Regen verbindet.

Der Grund für diese Witterung waren hauptsächlich Hochdruckgebiete, die für einen klaren Himmel sorgten. Da über dem östlichen Mitteleuropa gleichzeitig eine nordwestliche Höhenströmung vorhanden war, konnten in ihr aber auch polare Fronten über Ostpreußen schwenken. Außer einigen Wolkenbändern brachten sie eine Woche lang kühle Luft heran, wegen des relativ hohen Luftdruckes jedoch keine Niederschläge. Die Temperaturen stiegen am Tage auf Maximalwerte von 13 bis 19 Grad. Nur selten erreichte das Quecksilber die 20-Grad-Marke. In den Nächten sanken sie auf 0 bis 3 Grad. Manchmal stellten sich im Morgengrauen auch leichte Fröste ein. Der tiefste Wert – auch des gesamten Monats – wurde in Allenstein in der Frühe des 3. Mai mit minus 3,5 Grad gemessen. Ab dem 8. Mai gelangte von Süden her eine mäßig erwärmte Luft in das Land. Die Maxima lagen nun deutlich über 20 Grad. Im Oberland erreichten sie am 10. Mai zum ersten Mal in diesem Monat sogar 25 Grad. Nur im Memelland blieb es mit knapp 19 Grad wesentlich kühler. Pünktlich zu den Eisheiligen drang im Laufe des 11. Mai mit einem frischen und böigen Nordwestwind eine polare Kaltfront in die Provinz. In den folgenden Nächten stellte sich zunächst im Norden, dann weiter im südlichen Binnenland wieder leichter Nachtfrost bis minus 3 Grad ein. Den kältesten Tag dieses Monats erlebte die Heimat am 12. Mai, als die Temperaturen bis zum Nachmittag in Allenstein nur 11 Grad und in Memel nur 8 Grad erreichten. Doch der kalte Spuk war bald vorbei. Denn zwei Tage später erwärmte sich die Luft auf 20 Grad, obwohl der nordwestliche Wind in den Nachmittagsstunden häufig böig auffrischte. Als dieser eingeschlafen war, wurde am 17. Mai das Maximum von 29 Grad von den Thermometern abgelesen. Während der wärmste Platz diesmal in Elbing zu finden war – dort war es fast 30 Grad heiß –, mußte Nidden wegen der Kühle des Ostseewassers mit 24,5 Grad vorliebnehmen.

Nicht lange konnten sich die Bewohner an die angenehme Wärme gewöhnen, denn schon einen Tag darauf gab es einen Temperatursturz von 10 bis 13 Grad. Und damit nicht genug: Einen weiteren Tag später wurde es nochmals zwei bis vier Grad kälter. Gleichzeitig setzten Schauer der langen Trockenheit ein Ende. Der Grund für diese markante Umstellung des Wetters war eine atlantische Kaltfront. Ihr folgten weitere Tiefausläufer mit täglichen Regenfällen oder Schauern. Dazwischen schien aber auch häufig die Sonne. Dennoch stiegen die Temperaturen nur noch auf Höchstwerte von 13 bis 19 Grad. Erst nach einer Woche kamen sie wieder auf 20 Grad und etwas darüber. Am 27. Mai gelangte Ostpreußen in den Bereich des Warmsektors eines Nordseetiefs. Deshalb konnten die Wetterstationen in der schwülen Luft wieder Maxima von 29 Grad melden. Im Rheinland lagen sie zur gleichen Zeit nur bei 18 Grad, weil bis hierhin schon die Kaltluft des gleichen Tiefs eingedrungen war. Nach Königsberg und Memel gelangte sie einen Tag später, während Nikolaiken zur gleichen Zeit noch in den Genuß von Luft mit 25 Grad kam. Hier wurde es erst einen Tag später kühler. Bis zum Ende des Monats prägte Meeresluft und gleichzeitig steigender Luftdruck das Wetter Ostpreußens. Das Ergebnis waren Maxima, die zwischen 15 und 18 Grad lagen. Die lang andauernde Trockenheit zu Beginn des Monats schlug sich auch in den Regensummen nieder. Sie waren über das Land aber nicht gleichmäßig verteilt, da sie sich aus Schauerniederschlägen unterschiedlicher Intensität zusammensetzten. In Elbing fiel nach Angaben der Station mit einer Summe von 21 Millimeter (40 Prozent des Solls) am wenigsten Regen. Auch in Memel verhielt es sich ähnlich. In Allenstein fiel die doppelte Menge. Mit 74 Millimetern (165 Prozent) kam in Königsberg während des gesamten Monats der meiste Niederschlag zusammen. Hier schlugen sich in der Bilanz die intensiven Schauer am 28. und 29. Mai nieder, die innerhalb dieser Zeit 34 Millimeter Regen brach- ten.

Andererseits ließ die lange Trockenperiode der Sonne viel Raum, aktiv zu wirken. Sie schien im gesamten Mai fast 350 Stunden (135 Prozent). Nur selten zuvor hat sie diesen Wert erreicht. Die Sonne trug auch dazu bei, daß der vergangene Monat im Mittel etwa um ein Grad zu milde war. Am wärmsten war es im Mittel in Elbing mit 13,9 Grad, während es in Memel mit 11,4 Grad deutlich kühler war.