29.03.2024

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22.07.00 Die zukünftige Lebensplanung des Ex-Bundeskanzlers Viktor Klima

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juli 2000


Handreichung: Entsorgung in den Pampas?
Die zukünftige Lebensplanung des Ex-Bundeskanzlers Viktor Klima

Daß renommierte Spitzenpolitiker gleich nach ihrem Abtreten wieder auf hochdotierten Posten in der Wirtschaft landen, ist durchaus einleuchtend, rechnen doch Brötchengeber damit, daß sie auf diese Weise Intimwissen und Beziehungen einkaufen – was noch wertvoller sein kann als echte oder vermeintliche Manager-Fähigkeiten. Nach solchem Beispiel werden allerdings auch weniger renommierte Leute "entsorgt", und dies fällt um so leichter, je mehr staatsnahe (und somit parteinahe!) Wirtschaft es im Lande gibt. Nicht zuletzt war das auch in Österreich während der Jahrzehnte von "Großer Koalition" und sozialistischer Vorherrschaft der Fall.

Die brüderliche Hilfe unter Genossen wurde dank Globalisierung noch einfacher, denn eine Postenvergabe über Grenzen hinweg ist fürs gemeine Volk kaum durchschaubar: Wer in der Bundesrepublik vermöchte etwa die Qualitäten eines Franz Vranitzky zu beurteilen, der sich eines Konsulentenvertrags mit der WestLB erfreut? Die Karriere hatte er als Aktenträger für den später bei Kreisky in Ungnade gefallenen Finanzminister Androsch begonnen. Von dort weg fiel er direkt in die Vorstandsetage verstaatlichter Banken hinauf, und dann wurde er bereits Minister, Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender. Seine Bilanz: Beispiellose Steigerung von Budgetdefizit und Staatsschuld sowie dramatischer Wählerschwund und hohe Verschuldung der SPÖ. Bemerkenswert ist aber nicht nur, daß Vranitzky – wie andere auch – die WestLB als Bedarfsflug-Unternehmen zu schätzen wußte, sondern daß in seiner Ära die strategische Beteiligung der WestLB an der größten österreichischen Bank durchgezogen wurde ...

So wie Vranitzky sich gerne als "Bänker" gab, so betonte auch der ihm nachfolgende Viktor Klima stets, daß er "aus der Wirtschaft" komme. Doch aus welcher "Wirtschaft"? In der Besatzungszeit gab es eine Firma, welche den Sowjets dazu diente, die mittlerweile fast erschöpften österreichischen Ölfelder auszubeuten sowie Tankstellen zu betreiben. Aus diesem Quasi-Monopol ging (über Zwischenstufen) der heute börsennotierte OMV-Konzern hervor, der jahrzehntelang als marxistische Kaderschmiede gedient hatte. Genau dort hatte auch Viktor Klima begonnen! Nach etlichen Jahren in der Personalabteilung wurde er als "verläßlich" entdeckt – von jenen grauen Eminenzen, die jeden Samstag in einem Kaffeehaus nahe dem Wiener Stephansdom zusammenkommen und ausmachen, wer es in Partei und Staat zu etwas bringen dürfe. Daraufhin ging es Schlag auf Schlag: Personalchef, Finanzvorstand der OMV, Minister, Kanzler. – Hinsichtlich Schulden, Defizit und Wählerschwund konnte Klima seinen Vorgänger in kürzerer Zeit noch deutlich übertrumpfen.

Dieser Tage kommt die erstaunliche Meldung, daß Klima Chef der VW-Tochter in Argentinien werden soll! Erstaunlich ist dabei nicht, daß er nach Lateinamerika geht (das taten auch andere prominente Genossen vor ihm), und schon gar nicht, daß er das Land verläßt: Denn seine Rolle bei "Entstehung" der Sanktionen gegen Österreich (Holocaust-Konferenz in Stockholm!) war so durchsichtig, daß es vorläufig niemand in Wien wagen würde, ihm eine Pfründe zuzuschanzen. (Seit seinem Abgang aus der Politik hat Klima die Öffentlichkeit gemieden und 25 Kilogramm abgenommen.)

Natürlich war zu erwarten, daß graue Eminenzen ihre Erfüllungsgehilfen nicht so ohne weiteres fallenlassen – vor allem, wenn sie sich wie Klima oder Vranitzky derart teure Verdienste um die Vergangenheitsbewältigung erworben haben. Erstaunlich ist allerdings, daß Klima bei VW unterkommt! Denn es wäre verfehlt anzunehmen, daß dort seine "Erfolgsbilanz" unbekannt ist oder daß sich andere prominente Österreicher, deren es im Konzern einige geben soll, aus bloßem Patriotismus für einen Landsmann einsetzen – sonst hätten sie es wohl bei VW nicht so weit gebracht. Daß VW im konkreten Fall wie ein Entsorgungsbetrieb der Sozialistischen Internationale aussieht, muß also andere, wohlkalkulierte Gründe haben. Dabei kann die Eigentümerstruktur ebenso mitspielen wie die Erkenntnis, daß in unserer globalisierten Welt die eine Hand statt der anderen zuweilen eine dritte oder vierte waschen muß, ehe sie selber drankommt.

Argentinien hatte sich übrigens dadurch profiliert, daß es aus Protest gegen den österreichischen Regierungswechsel seinen Botschafter abberief – als einziges Land außer Israel! Für den frisch bestellten argentinischen Präsidenten de la Rua waren das zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits konnte er "Zuverlässigkeit" signalisieren und andererseits den unter Diplomaten sehr begehrten Posten in Wien für einen eigenen Gefolgsmann frei kriegen. Da in Argentinien obendrein eine mediale Hetze gegen das "Nazi-Land Österreich" läuft, darf Viktor Klima damit rechnen, auch dort wieder die richtigen Mentoren anzutreffen. R. G. Kerschhofer