20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.07.00 "Wunderwaffen":Deutscher Vorsprung

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. Juli 2000


"Wunderwaffen": Deutscher Vorsprung
In Folge 20 und 21 berichteten wir über neue Hinweise auf Atombomben-Entwicklung im Dritten Reich. 
Doch wie kommt es, daß so viele herausragende Wissenschaftler angeblich keine Kenntnis hatten vom tatsächlichen Stand der Technik?
Von NORBERT HANNIG

Die Ungewißheit ist der Nähr boden für Mythen, Märchen und Spekulationen. Gewißheit dagegen beseitigt alle Zweifel, denn sie beruht auf der Realität der Vergangenheit. Diese wiederum basiert auf nachprüfbaren Fakten und den dokumentarischen Berichten von Zeitzeugen, deren Glaubhaftigkeit unbestritten ist, was von Historikern oft nicht nachgeprüft wird und so zur Darstellung eines falschen Geschichtsbildes führen kann.

Um jeglichen Spekulationen zuvorzukommen, seien die Fakten genannt, die jeden Zweifel an der Glaubwürdigkeit ausschließen:

1. Hitler beging am 30. April 1945 im Bunker unter der Reichskanzlei in Berlin Selbstmord und gab damit den Weg frei für die Beendigung des Krieges.

2. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte bedingungslos am 7./8. Mai 1945 und beendete den Krieg an allen Fronten.

3. Die alliierten Siegermächte USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich waren mit Spezialkommandos bemüht, der deutschen Atomwissenschaftler und Techniker habhaft zu werden und ihre Unterlagen über die Entwicklung atomarer und konventioneller Waffen zu erbeuten, sie abzutransportieren und auszuwerten. Darüber legten sie den Mantel strengster Geheimhaltung, die bis heute eingehalten wird.

Die Geheimhaltung vor und nach der Kapitulation erklärt die Entstehung aller Spekulationen um Hitler und die deutsche Atombombe, das Jonastal und die in Entwicklung befindlichen deutschen "Wunder- oder Vergeltungswaffen".

Dabei liegen konkrete Dokumente darüber von Zeitzeugen vor, die den Krieg überlebt haben. Zu den Zeitzeugen zählen die deutschen Wissenschaftler, die an diesen Projekten mitgearbeitet haben, wie Prof. Werner Heisenberg, Carl Friedrich von Weizsäcker, Manfred von Ardenne und Wernher von Braun, aber auch jene, die zum engsten Personenkreis um Hitler zählten, wie seine militärischen Adjutanten, seine Sekretärinnen und der Jurist im Führerhauptquartier (FHQu), der die Erlaubnis besaß, alle dort geführten Gespräche mitzustenografieren und somit Zeitdokumente zu schaffen, an deren Glaubwürdigkeit kein Zweifel besteht. Der Jurist im FHQu war Dr. jur. Henry Picker, Landrat a. D., Wilhelmshaven, Herbartstraße 90, der "Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier" mit der persönlichen Genehmigung Hitlers aufzeichnete und sie 1976 (Stuttgart) als Buch mit allen Rechten veröffentlichte.

Ein weiteres Dokument sind die Protokolle des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof (IMT).

Hinzu kommt ein Briefwechsel von 1989/90 mit dem Atomphysiker Baron Manfred von Ardenne, der nach dem Krieg für die UdSSR gearbeitet hat und von Stalin dafür mit dem "Stalin-Orden" ausgezeichnet worden ist, während Wernher von Braun in den USA die Mondraketen schuf, die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm und ebenso für seine Verdienste geehrt wurde.

Die in die Bundesrepublik Deutschland heimgekehrten oder in ihr verbliebenen Atomwissenschaftler verloren ihr Betätigungsfeld und waren dem Zeitgeist entsprechend um den Nachweis bemüht, Hitler die Atombombe verweigert und damit dem Regime Widerstand geleistet zu haben. Da Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker, die deutschen Atomwissenschaftler, sich Anfang des Krieges mit Niels Bohr, dem dänischen Atomphysiker, trafen und ihm dabei eine Skizze des von ihnen entwickelten Kernreaktors übergaben, setzten sie sich der Anklage des Hochverrates aus, weil Bohr in die USA flüchtete und am Manhattan-Projekt mitarbeitete. Um der Anklagegefahr und Todesstrafe zu entgehen, vermieden sie jeden wissenschaftlichen Fortschritt und alle weiteren Kontakte zu Hitler, was sie uninteressant und unwichtig werden ließ. Ihr Kalkül, auf diese Weise zu überleben, war erfolgreich.

Außer diesen Wissenschaftlern um Heisenberg, die in Horb am Neckar arbeiteten, gab es jedoch weitere Gruppen, die getrennt voneinander auf Spezialgebieten der Atomforschung tätig waren, wie die von Baron Manfred von Ardenne in Lichterfelde mit der 1 MeV-van de Graaf-Atomumwandlungsanlage und dem Zyklotron mit dem 60-Tonnen-Magneten sowie die von Dr. Kurt Diebner mit Prof. Walter Gerlach in Stadtilm. Die von Reichspostminister Dr. Ohnesorge in Berlin-Lichterfelde und Klein Machnow betriebene "Reichspost-Forschungsanstalt" aber war die zentrale Stelle, die alle Einzelergebnisse zusammenfaßte, auswertete und unter strengster Geheimhaltung realisierte, was sowohl den Wissenschaftsgruppen wie auch der militärischen und politischen Führung verborgen blieb. Wahrscheinlich wurden die Postausgänge aller Forschergruppen durch die "Reichspost-Forschungsanstalt" mit überwacht, was das Verschwinden der Forschungsarbeit von Fritz G. Houtermans: "Zur Frage der Auslösung von Kern-Kettenreaktionen" vom August 1941, erarbeitet im Lichterfelder Institut von Ardenne, erklären würde, die an 13 namentlich genannte deutsche Atomphysiker versandt worden war. Hierauf wird später eingegangen.

Im Gegensatz zum amerikanischen Manhattan-Projekt arbeiteten die deutschen Forschergruppen getrennt und ohne Kenntnis der Forschungsergebnisse voneinander, mit der Ausnahme von Dr. Ohnesorge, der Hitlers besonderes Vertrauen genoß und wahrscheinlich alle Teilergebnisse erhielt und auswertete, was aus den Protokollen der Tischgespräche zweifelsfrei nachweisbar ist. Aus ihnen geht hervor, daß Hitler klare Vorstellungen über den Wert des wissenschaftlich-technischen Fortschritts besaß und ihn mit allen Mitteln förderte. Hitlers Standpunkt lautete:

"… Entscheidend für das Gewinnen eines jeden Krieges ist aber, daß man stets die ,technisch besten Waffen‘ besitzt … Für uns kommt es heute darauf an, den Vorsprung auf dem Gebiet der Kriegstechnik, der unsere bisherigen Erfolge ermöglicht hat, zu erhalten. So können wir auch weiterhin – den Krieg führen und siegreich beenden." (Protokoll Picker: 27. 7. 1942, mittags, "Werwolf", Hitlers Hauptquartier in der Ukraine.)

Bereits 1936 befahl Hitler dem Heereswaffenamt, eine Raketenbauanstalt zu errichten. Sie wurde 1937 in Peenemünde geschaffen. Am 7. Juli 1943 empfing er den Erbauer der Weltraum-Rakete V-2, den Diplomingenieur Wernher von Braun, den er zum Professor ernannte, und Oberst Walter Dornberger, den er zum Generalmajor beförderte. Über 2000 Wissenschaftler und Ingenieure ließ Hitler für die Entwicklung der Flugkörper-Feststoffrakete V-1 und die der Flüssigstoffraketen V-2 (= A-4) und A-9 vom Wehrdienst freistellen. Bis Anfang 1945 wollte er auch die gegen die USA konstruierte Fernrakete A-9 serienmäßig und zielsicher einsatzbereit haben. Ab 15. 9. 1941 gab Hitler dem Raketenbau die Sonder-Dringlichkeitsstufe (siehe Picker-Protokoll vom 28. 7. 1942, abends, Werwolf).

Vergleicht man nun den erreichten wehrtechnischen Fortschritt in Deutschland von 1945 mit dem der Alliierten, zeigt sich der erreichte deutsche Vorsprung:

– auf dem Gebiet der Raketentechnik: V-1 und V-2 in Serie und im Einsatz;

– in Entwicklung: die Boden-Luft-Raketen  (Flugabwehr-Raketen) "Wasserfall" und "Föhn" sowie die Luft-Luft-Rakete "Orkan". Der erste "bemannte" Raketenstart der Welt erfolgte im März 1945 mit einer "Natter-Rakete".

Auf alliierter Seite gab es dagegen noch nichts in Serienproduktion oder Erprobung.

Ebenso verhielt es sich in der Flugzeugtechnik. Das Düsentriebwerk und der Raketenmotor revolutionierten die Fliegerei mit Propellertriebwerken. Einsatzreife erlangten die Me-262 als Jagdflugzeug, während der Raketenjäger Me-163, der Raketen-Abfangjäger "Bachem", der Volksjäger Heinkel He-162 mit nur einem Düsentriebwerk und Schleudersitz für den Piloten, die Arado Ar-234 als erster Düsenbomber der Welt im Versuchsstadium waren. Auch hier waren die Alliierten erst im Projektstadium. Vergleichbare Fortschritte gab es in der Panzerentwicklung und im U-Boot-Bau. Auch hier waren die deutschen Wissenschaftler und Ingenieure führend.

Diese Fakten sind überall nachprüfbar und keinerlei Geheimnis mehr. Nach ihrem Sieg bedienten sich alle Alliierten der deutschen Fortschritte ohne Hemmungen.

Anders ihr Verhalten in der Frage der Atomwaffen. Wahrscheinlich ist der Ausbruch des "Kalten Krieges" die Ursache dafür, daß darüber die Geheimhaltung bei den Siegermächten ebenso weiterbetrieben worden ist wie unter Hitler. Darüber berichtet Picker wie folgt:

"Hitler ärgerte sich vor allem darüber, daß deutsche Wissenschaftler – sobald sie auf Kosten deutscher Steuergelder irgendwelche Entdeckungen gemacht hatten – sie alsbald in ihren Fachzeitschriften, z. B. der ,Zeitung für Naturwissenschaften‘, international bekanntgaben. Und das noch nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Das galt insbesondere für die Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Atomspaltung, mit denen sie den USA den Bau der ersten – zunächst für Berlin bestimmten, dann auf Japan abgeworfenen – einsatzfähigen Atombombe (1945) ermöglichten (24. 3. 1942, abends, Wolfsschanze).

Das entscheidende Protokoll über Hitler und die Atombombe schrieb Picker am 9. 6. 1942 mittags in der Reichskanzlei:

"Hitler freute sich über die Rüstigkeit der beiden alten Herren, die beim Essen links und rechts von ihm saßen und die er verstohlen immer wieder betrachtete: Reichsschatzmeister Schwarz und Reichspostminister Ohnesorge."

"Dr. Ohnesorges ,Reichspost-Forschungsanstalt‘ in Berlin-Lichterfelde und Klein Machnow, wo – parallel zu einem erfolglosen Professoren-Team (gemeint ist das Team von Heisenberg und von Weizsäcker, Anm. d. Verf.) – tatsächlich ein Prototyp der deutschen ,Uranium-Bombe‘ konstruktionsreif entwickelt wurde, stattete Hitler bei Berlin-Aufenthalten Besuche ab, bei denen Dr. Ohnesorge nicht einmal den Hitler begleitenden Militäradjutanten Engel die Forschungsanlagen mit besichtigen ließ. Der 1872 geborene Ohnesorge verstand sich auf Geheimhaltung … Von Haus aus Mathematiker und Physiker, hatte er als Elektro- und Elektronikspezialist zahlreiche, von aller Welt übernommene Erfindungen gemacht (z. B. die der Fernkabel-Telephonie aufgrund der Vierdrahtschaltung).

Hitler, der ihn seit 1920 kannte, bewunderte an dem schweigsamen Mann, daß er aus seinen und seiner Mitarbeiter Erfindungen stets praktisch anwendbare Resultate zu entwickeln verstand. Unter den Mitarbeitern Ohnesorges in der Reichsforschungsanstalt finden sich u. a. solche Kapazitäten wie der Atomphysiker Baron Manfred von Ardenne. Der Uranbrenner in Kummersdorf fiel 1945 in sowjetische Hände. 1 kg Uran235 entwickelte die Explosionskraft von 20 000 t chemischen Sprengstoffs. Die Amerikaner zündeten den Prototyp ihrer ersten Atombombe am 16. Juli 1945 in New Mexiko auf dem Versuchsgelände Alamogordo."

Aus diesem Zusatzbericht zum Gesprächsprotokoll geht hervor, daß Hitler die Entwicklung der "Uranium-Bombe" genauestens kannte, ihre Entwicklung mit allen Mitteln förderte und ihre Endkonstruktion dem Team um Dr. Ohnesorge übertragen hatte, ohne die anderen Gruppen von Heisenberg und Dr. Diebener, seine Minister oder Generäle davon zu unterrichten. Ja selbst Mitarbeiter der Reichspost-Forschungsanstalt wie der Atomphysiker von  Ardenne scheinen davon nichts gewußt zu haben, wie er selbst im Briefverkehr bestätigt.

Picker ergänzt sein Protokoll vom 2. 6. 1942, mittags, Wolfsschanze, wie folgt:

"Hitlers letzter Frontbesuch erfolgte am 11. März 1945 an der mittleren Oderfront in Schloß Freienwalde bei der 9. Armee. Hitler beschwor den Oberbefehlshaber, General Theodor Busse, und seine Offiziere, den russischen Ansturm auf Berlin wenigstens so lange aufzuhalten, bis seine neuen Waffen einsatzbereit seien. … ,Jeder Tag und jede Stunde sind kostbar, um die fürchterlichen Waffen fertigzustellen, welche die Wende bringen!‘ … Mit den ,fürchterlichen Waffen‘ war nach Schaub vor allem die prototypreif durchkonstruierte ,Uranium-Bombe‘ gemeint, die in der Größe eines kleinen Kürbis in einem unterirdischen SS-Werk im Süd-Harz (mit der Produktionskapazität von 30 000 Arbeitskräften) hergestellt werden sollte. Das Werk wurde 1945 nach der bedingungslosen Kapitulation von der Roten Armee nach der UdSSR verlagert."

Damit wären alle Fragen nach dem Zweck der Bauten im Jonastal, aber auch um Hitler und die deutsche Uranium-Bombe zweifelsfrei beantwortet, wenn nicht die Aussagen anderer Zeitzeugen das Gegenteil behaupten würden. Dazu mehr im nächsten Ostpreußenblatt. (Fortsetzung folgt)