25.04.2024

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29.07.00 Gedanken über einen nicht gesendeten ZDF-Beitrag

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. Juli 2000


Kaliningrad oder Königsberg?
Gedanken über einen nicht gesendeten ZDF-Beitrag

Herr Adomeit rief Frau Mertineit, Frau Mertineit ihren Bruder und dieser seinen Nachbarn, Herrn Kawlath, an. Es kommt eine Sendung über Ostpreußen im ZDF: Kaliningrad oder Königsberg? Auch in unserer Redaktion standen die Telefone nicht still: Habt Ihr schon gehört ...

Königsberg oder Kaliningrad, dies konnte ja nur bedeuten, daß endlich Bewegung in die ostdeutsche Frage gekommen war. Sollten am Ende, so sinnierte man, die Russen doch zu der Einsicht gekommen sein, daß es besser ist, die schwer geschändete Provinz an die Deutschen zurückzugeben, nachdem man unter Jelzin mit den Amerikanern so auf die Nase gefallen war. Den eisfreien Hafen an der Ostsee, den Stalin als Argument für den Raub angeführt hatte, konnte man ja dann mit Berlin aushandeln; die Tschechen besitzen ja auch ein Freihafen in Hamburg. Na klar doch, Moskau war endlich auf den richtigen Gedanken verfallen, es braucht uns, weil westlich der Bundesrepublik ohnehin alles wirtschaftlich saturiert ist. Die Zukunft liegt im Osten.

Doch dann fügten sich in dieses Grübeln wieder Zweifel, die alsbald größer und größer wurden. Hatte Moskau nicht schon mehrmals Gelegenheiten ausgelassen, um die Sache mit Ostpreußen in Ordnung zu bringen? 1989, dann wieder nach dem Zusammenbruch des Bolschewismus, als die Chance für einen Neuanfang bestand. Nein, nein, Moskau mit seinen blutigen Kohorten, dies würde immer so bleiben. Wild, verwegen, rachsüchtig, fremd, eher Dschingis-Chan als Turgenjew. War nicht Amerika besser, irgendwie solider, allein schon die Wirtschaft? Und war man nicht in den Jahren nach der Vertreibung schon ein halber Amerikaner geworden, Washington mit seinen Menschenrechten. Die würden dies auf Dauer nicht zulassen: Kaliningrad oder Königsberg? War dieser Kalinin nicht in zahllose politische Mordprozesse verwickelt? Klar, daß die Amis jetzt die Nase damit voll hatten. Auch den Deutschen müßte doch endlich einmal Gerechtigkeit widerfahren: Volksabstimmung, wollt ihr Ostpreußen zurück? Natürlich, ja, dann mal kräftig in die Hände gespuckt und hopp, wieder aufgebaut, was bolschewistische Lotterwirtschaft verkommen ließ. Aber auch hier kamen allmählich Zweifel hoch, waren die Menschenrechte nicht ein ziemlich verzwicktes Instrument der Außenpolitik der Amerikaner. Hätten sie nicht 1990 gleich einschreiten müssen: Haager Landkriegsordnung, Genfer und Wiener Konvention, die UNO? Es war still geblieben, damals 1990.

Aber die Frage der Fernsehsendung blieb: Kaliningrad oder Königsberg? Hatte man nicht sogar zwei Tage zuvor noch zu bester Abendzeit einen spektakulären Sendehinweis eingeblendet? Wahrscheinlich, so dämmerte es allmählich, hat unsere Regierung die Sache selbst in die Hand genommen. Alliierte hin, Verbündete her, am Ende fährt man eben doch am besten, wenn man der eigenen Kraft vertraut. Wofür wählt man denn schließlich eine eigene Regierung? Zuerst käme also die Namensänderung, dann stufenweise die erforderlichen Usancen ...

Endlich 21.15 Uhr, Sendezeit für "Auslandsjournal", ZDF. Die inhaltliche Vorschau ließ zunächst Königsberg noch aus. Aha, um die Überrraschung zu vergrößern. Doch mit jedem Beitrag, der abgespult wurde, wuchs der Zweifel. Überhaupt, hatte man sich nicht gedanklich vollkommen verflogen, Sympathisanten für solch ein Anliegen? Und das ZDF enttäuschte nicht: Kommentarlos überging das "Auslandsjournal" den eigenen Sendehinweis vom Vortag. Von allerhöchster Stelle muß jemand machtvoll in die öffentlich-rechtlichen Speichen gegriffen haben, was wohl heißen mag: Bei dem "Zweiten" gehorcht man besser und – ansonsten Kaliningrad. Peter Fischer