29.03.2024

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12.08.00 Russische Regierung beschließt Einfuhrquoten für Königsberg

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. August 2000


Wurst wird unerschwinglich
Russische Regierung beschließt Einfuhrquoten für Königsberg

Unter anderem auf Anregung des Königsberger Gouverneurs, Leonid Gorbenko, beschloß die russische Regierung neue Einfuhrquoten für insgesamt 54 verschiedene Warenarten. Die Quotierung, die bis zum Jahr 2005 gelten soll, dient laut Pressemitteilung des Kreml vor allem dem Schutz der heimischen Königsberger Wirtschaft.

Betroffen von der neuen Regelung sind neben den bereits bisher schon quotierten Waren, wie Autos, Zigaretten oder Alkohol, seit neuestem vor allem Lebensmittel aller Art, wie Mehl, Fleisch, Milchwaren, Eier, Gemüse und vieles mehr. Händler befürchten nun einen rapiden Anstieg der Preise, da der Markt des Königsberger Gebietes den Bedarf vieler Waren nicht aus eigener Produktion befriedigen kann. Somit werden ausländische Produkte, die seit neuestem wegen der Quotierung mit höheren Zollgebühren und dem Preis für die Quote belegt sind, nur zu weitaus höheren Preisen erhältlich sein als bisher. Vor allem die fleischverarbeitenden Betriebe in Königsberg fürchten um ihre Existenz. Laut Angaben der Sprecher der großen Schlachthöfe und fleischverarbeitenden Unternehmen im Königsberger Gebiet sei das Fleischangebot aus dem Gebiet selbst viel zu gering, um die Nachfrage befriedigen zu können. Zusätzliches Fleisch müßte aus den Nachbarländern eingeführt werden. Bei den neuen Regelungen verteuere sich dieses jedoch erheblich. Ein Absatz dieser weitaus teureren Fleischprodukte sei jedoch zur Zeit kaum möglich, da die Kaufkraft bei der Bevölkerung des Königsberger Gebietes dafür nicht vorhanden sei.

Nun hoffen die Wursterzeuger, daß der russische Präsident Wladimir Putin ein Einsehen hat und seine Verordnung wenigstens teilweise zurücknimmt. Beobachter glauben zu wissen, daß der Hintergrund der neuen Regelung der sei, daß durch den Verkauf von Einfuhrquoten an hiesige Händler der Gebiets- und der Staatskasse mehr Einnahmen zugeführt werden können.

So wurden allein im nördlichen Ostpreußen im Jahr 1999 durch den Verkauf von Einfuhrquoten umgerechnet etwa 20 Millionen Mark eingenommen. Kritiker bemängeln jedoch, daß dieser Betrag nicht dem ursprünglich dafür vorgesehenen Zweck, nämlich der Förderung der Landwirtschaft, zugeführt wurden, sondern in den Bau von neuen Wohnungen für Militärangehörige und den eines Krankenhauses flossen. Da auch die geplante weitgehende Streichung der seit 1996 bestehenden Privilegien der Königsberger "Sonderwirtschaftszone" in Moskau geplant ist, stehen für die Wirtschaft des nördlichen Ostpreußen schwerwiegende Anpassungsschwierigkeiten ins Haus. BI

Zu den Wirtschaftsproblemen des Königsberger Gebietes lesen Sie auch Seite 13.