25.04.2024

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12.08.00 Zitat: Norman Finkelstein

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. August 2000


Zitat: Norman Finkelstein

Manchmal denke ich, daß die "Entdeckung" des Nazi-Holocaust durch die amerikanische Judenschaft schlimmer war als das Vergessen. Natürlich brüteten meine Eltern privat darüber; die Leiden, die sie durchgemacht hatten, wurden nicht öffentlich gewürdigt. Aber war das nicht besser als die heutige krasse Ausbeutung jüdischen Märtyrertums? Bevor der Nazi-Holocaust der Holocaust wurde, waren darüber nur wenige wissenschaftliche Studien (von Raul Hilberg, Viktor Frakl und Ella Lingens-Reiner) erschienen.

Diese schmale Sammlung von Preziosen war besser als die vielen Regalmeter des Zeugs, das heute Büchereien und Buchläden verstopft. Meine Eltern, obwohl sie bis zu ihrem Tod täglich die Vergangenheit neu durchlebten, verloren gegen Ende ihres Lebens das Interesse am Holocaust als öffentliches Spektakel. Als die Wiedergabe des Holocaust immer absurdere Formen annahm, zitierte meine Mutter gerne Henry Ford: "Geschichte ist Quatsch." Die Erzählungen von "Holocaust-Überlebenden" – alle KZ-Insassen, alle Helden des Widerstands – waren eine besondere Quelle sarkastischen Vergnügends bei uns zu Hause.

Meine Eltern fragten sich oft, warum ich so wütend wurde über die Fälschung und Ausbeutung des Nazi-Völkermordes. Die Antwort ist: Weil er benutzt wurde, um kriminelle Praktiken des israelischen Staates zu rechtfertigen, und weil die USA diese Praktiken unterstützten. Da ist allerdings auch ein persönliches Motiv: Mir bedeutet die Erinnerung an die Verfolgung meiner Eltern viel. Die derzeitige Kampagne der Holocaust-Industrie, im Namen "bedürftiger Holocaust-Opfer" aus Europa Geld herauszuquetschen, hat die moralische Statur ihres Leidens auf das Format eines Monte-Carlo-Kasinos schrumpfen lassen.

Der Hococaust hat sich als unverzichtbare ideologische Waffe entpuppt. Mit seinem Einsatz hat sich eine der formidabelsten Militärmächte der Welt – deren Menschenrechtskatalog erschreckend ist – zum "Opferstaat" stilisiert; genauso hat die erfolgreichste ethnische Gruppe der USA Opferstatus erworben. Aus dieser Opferschaft resultieren beträchtliche Vorteile – vor allem Immunität gegen jegliche Kritik, so berechtigt sie auch sein mag.

Längst ist die Zeit reif, unsere Herzen für die Leiden der restlichen Menschheit zu öffnen. Das war die Haupt-Lektion, die mir meine Mutter vermittelt hat. Ich habe sie kein einziges Mal sagen hören: "Du sollst nicht vergleichen." Meine Mutter verglich immer. Angesichts der Leiden von Afroamerikanern, Vietnamesen und Palästinensern lautete ihr Credo stets: "Wir sind alle Holocaust-Opfer."

Als "Holocaust-Opfer" wurden ursprünglich diejenigen bezeichnet, die das einzigartige Trauma der jüdischen Gettos, KZs und Sklavenarbeitslager durchleiden mußten, oft hintereinander. Ihre Zahl wurde bei Kriegsende auf rund 100 000 geschätzt. Von diesen Überlebenden können heute nicht mehr als ein Viertel noch am Leben sein. Weil jedoch das Überleben in den Lagern zur Krönung des Martyriums wurde, präsentierten sich viele Juden, die den Krieg woanders verbracht hatten, nachträglich als Lager-Überlebende. Für diese Verfälschung gab es auch ein starkes materielles Motiv: Die deutsche Nachkriegs-Regierung zahlte den Juden aus den Gettos und Lagern Entschädigung. Viele Juden fälschten ihre Vergangenheit, um dieses Auswahlkriterium zu erfüllen. "Wenn jeder angeblich Überlebende tatsächlich einer ist", pflegte meine Mutter zu sagen, "wen hat Hitler dann umgebracht?"

Norman Finkelstein

Zitiert aus "Die Woche" vom 28. Juli 2000