29.03.2024

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12.08.00 Der russische Präsident Putin besucht Ostpreußen

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. August 2000


Denkmal zugeparkt
Der russische Präsident Putin besucht Ostpreußen

Sein Besuch war schon länger erwartet worden. Aber nicht von ungefähr kam Rußlands Präsident Wladimir Putin zum "Tag der Flotte" nach Pillau und damit zum ersten Mal in seiner Eigenschaft als russischer Präsident in das nördliche Ostpreußen. Wer erwartet hatte, daß Putin eine Rundreise durch das gesamte Königsberger Gebiet machen würde, sah sich getäuscht. Zwar waren aus Sicherheitsgründen verschiedene Routen vom Königsberger Militärflughafen nach Pillau vorbereitet worden, doch sehen konnten letztlich nur diejenigen den Präsidenten, die an der direkten Straße Königsberg–Zimmerbude–Pillau ausgeharrt hatten. Auch die sonst inzwischen übliche genehmigungsfreie Einfahrt nach Pillau zum jährlichen Pillauer Stadtfest war aufgrund des Putin-Besuches in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen für die Bevölkerung gestrichen worden. Allen anderen Besuchern des Festes war vorab geraten worden, schon wesentlich vor halb acht Uhr morgens nach Pillau zu fahren, da nach 8.30 Uhr alle Straßen in die Stadt wegen des hohen Besuches komplett gesperrt würden.

In der Tat kam Präsident Putin am Morgen mit dem Flugzeug aus Moskau und landete, was nicht ohne Symbolcharakter war, auf dem Königsberger Militärflughafen. Empfangen wurde er dort von Gouverneur Leonid Gorbenko, dem Admiral der russischen Baltischen Flotte, Wladimir Jegorow, dem für Königsberg zuständigen Metropoliten von Smolensk, Kyrill, und dem Präsidentenvertreter in Königsberg, Alexander Orlow.

Eine kleine Panne ereignete sich anläßlich der Kranzniederlegung des Präsidenten am Pillauer Heldendenkmal. Dieses war mit Autos komplett zugeparkt worden. Man hatte offenbar im Vorfeld vergessen, für den großen Anlaß Raum zu schaffen. So mußten junge Marinesoldaten alle Gefährte per Hand wegtragen, damit dem Protokoll Genüge getan werden konnte. In seiner aus diesem Anlaß gehaltenen kurzen Rede betonte Putin die strategische Wichtigkeit des Königsberger Gebiets. Auch der Wirtschaftsstandort sei für Rußland von großer Bedeutung.

Als er von Bewohnern Pillaus gefragt wurde, ob er denn nicht am selben Tag noch seine Schwiegermutter in Königsberg besuchen wolle, antwortete Putin, er könne Privates und Dienstliches gut trennen – und an diesem Tag sei er dienstlich hier. Im übrigen könne seine Schwiegermutter zum Pfannekuchenbacken ja auch zu ihm nach Moskau kommen.

Doch bevor der Präsident wieder in die Hauptstadt zurückflog, nahm er an der Seite von Admiral Jegorow die traditionelle Flottenparade ab. Der Tatsache, daß er dies an der Seite Jegorows tat, der während der gesamten Visite nicht von ihm wich, wurde eine symbolische Bedeutung beigemessen, denn in dem bei der Bevölkerung beliebten Militär sehen viele Beobachter den neuen Gouverneur des Königsberger Gebietes und Nachfolger Gorbenkos. Als Begleitmusik zu diesem Ereignis waren schon Tage vor dem Präsidentenbesuch in der Presse seitenlange Artikel über Jegorow verbreitet worden. Der noch amtierende Gouverneur wurde während des Besuches mehrfach in die zweite Reihe gedrängt. Auch zahlreiche Politiker wie der Königsberger Bürgermeister Jurij Sawenko und dessen neugegründete politische Bewegung "Sosidanije" ("Gründung"), seriöse Geschäftsleute und viele Militärs haben sich in diesem Zusammenhang bereits für Jegorow ausgesprochen. Über Putins Einstellung zu den Königsberger Verhältnissen ist derzeit wenig bekannt. Jegorow selbst wird keine Neigung zum Isolationismus nachgesagt; im Gegenteil: er soll über recht gute Beziehungen zur Bundesrepublik verfügen. BI