29.03.2024

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12.08.00 LESERBRIEFE

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. August 2000


LESERBRIEFE

Schlechtes Ergebnis
Betr.: Rechtschreibung

In den zwanziger Jahren vertrat man in den SPD-geführten Ländern die Auffassung, die Kinder sollten in den Schulen nicht unter Zwang, sondern ‘spielend’ lernen.

In Ostpreußen wurden erheblich größere Leistungen von den Oberschülern gefordert. In Mathematik wurde beispielsweise in der Abiturarbeit nicht nur die richtige Lösung der keineswegs leichten Aufgaben verlangt, sondern auch noch die Ableitung aller benutzten Formeln gefordert, um die Note ‘sehr gut’ zu erhalten.

In der Bundesrepublik hörte man dagegen nur von Erleichterungen. Die Schüler können Fächer, die ihnen nicht gefallen, einfach abwählen.

Der Notendurchschnitt liegt in verhältnismäßig vielen Zeugnissen nahe der ‘Eins’; im Gegensatz zu früher wird also recht häufig ein ‘sehr guter’ Gesamtdurchschnitt erreicht. Demnach scheinen unter den heutigen Schulabgängern recht viele Alleskönner und demnach ‘Genies’ zu sein.

Von den Hochschulen, der Wirtschaft und sogar vom Handwerk hört man dagegen Klagen wegen mangelhafter Kenntnisse der Mathematik, der Physik und sogar der deutschen Rechtschreibung. Somit ist das Ergebnis der Schulen denkbar schlecht.

Eigentlich sollten sich unsere Regierungen einschließlich der jeweiligen Opposition um das Schulwesen vorzugsweise kümmern. Doch diese werfen ihr Augenmerk auf ganz andere Themen, auf die völlig überflüssige Reform der deutschen Rechtschreibung; eigentlich ist ihnen dieserhalb eine Pflichtverletzung vorzuwerfen. Die Regierungen welcher Länder mögen ihnen wohl dergleichen vorgemacht haben? Die Amerikaner, Engländer oder die Franzosen waren es mit absoluter Sicherheit nicht!

Die Verfehlungen der überwiegend sozialistischen Regierungen müssen nunmehr mit einem Import von besser ausgebildeten Jugendlichen ausgeglichen werden.

In allen unseren Volksvertretungen sind die Kopfzahlen der Parlamentsmitglieder im Vergleich mit anderen Staaten viel zu hoch. Daher kommt man auf abwegige Gedanken und erläßt eine übermäßige Flut von Gesetzen, von denen die meisten Bundesbürger keine Kenntnis erhalten. Über die steigende Zahl von Gesetzesübertretungen braucht man sich daher nicht zu wundern.

Erich Linnenkohl, Duisburg

H J in Königsberg
Betr.: ostpreußische HJ-Kampfgruppen

Ich bin auf der Suche nach Zeitzeugen aus Königsberg. Ich selbst (Jahrgang 1928) war Schlesier, Mitglied der ‘Kampfgruppe Gutschke’ des HJ-Festungsregiments Breslau. Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, wurde ich am 20. April 1945 Adolf Hitler vorgestellt. Reichsjugendführer Axmann behielt mich dann bei sich als seinen Stabsmelder.

Axmann war besonders stolz auf die Hitlerjungen in Königsberg und in Breslau. Es hieß damals, daß, als General Lasch die Stadt den Russen übergab, die Hitlerjugend dies als Verrat ansah und weiterkämpfen wollte. Axmann sagte uns in Berlin, er hätte den HJ-Kampfgruppen in Königsberg zuerst den Befehl gegeben, sich zurück nach Frankfurt/Oder durchzuschlagen.

Als es dann dafür zu spät war, sollten die Königsberger direkt nach Berlin kommen und dem HJ-Festungsregiment (Hamann) eingegliedert werden. Einer preußischen HJ-Kampfgruppe muß es tatsächlich gelungen sein, noch nahe an Berlin heranzukommen, denn bis zum 23. oder 24. April bestand noch eine Funkverbindung mit dieser Einheit und Reichsjugendführer Axmann versicherte uns: "Sie sind auf dem Wege hierher." Nun frage ich mich heute, wie kann das möglich gewesen sein? Die Russen waren doch schon über die Oder, hatten die Seelower Höhen bereits erobert und bis auf die Pichelsdorfer Brücken (im Westen) war Berlin schon eingeschlossen. In Spandau kämpfte die Kampfgruppe Heissmeyer (NAPOLA-Jungmannen aus Potsdam), obwohl Heissmeyer selbst schon abgehauen war. Diese Kampfgruppe wartete auch auf HJ-Verstärkung, um bis zum Eintreffen der Armee Wenck durchhalten zu können. Die Verstärkung traf nicht ein, auch nicht die Wenck-Truppen, und die Spandauer zogen sich zurück, obwohl ich eine Meldung von Axmann überbracht hatte mit dem Befehl durchzuhalten.

In den letzten Tagen gab es dann keine Funkverbindung mehr. Axmann fragte immer wieder verzweifelt: "Wo sind die Königsberger?" Niemand wußte es. In der Zitadelle, wo sie zuletzt als Verstärkung erwartet wurden, sind sie jedenfalls vor dem 2. Mai nicht eingetroffen. In dieser Nacht brachen wir aus.

In den Memoiren von General Lasch wird das HJ-Festungsregiment nicht ein einziges Mal erwähnt. Überhaupt keine HJ-Einheit. Axmann erklärte später einmal, in einem Interview mit "Chronos", daß in jedem Gebiet eine HJ-Panzernahkampfbrigade aufgestellt worden wäre, aber nicht mehr alle zum Einsatz gekommen seien. Dagegen hätten die Ostpreußen und Schlesier am längsten und am schwersten und auch am tapfersten gekämpft.

Im März/April 1945 gab es im Berliner Raum mindestens 20 HJ-Kampfgruppen. Dazu gehörten ‘Kampfgruppe Schlösser’, ‘Kampfgruppe Gutschke‘, ‘Kampfgruppe Kern‘, Kampfgruppe Heissmeyer’ und so weiter – aber wo waren die Ostpreußen? Vielleicht gibt es unter Ihren Lesern Überlebende, die mir das mitteilen könnten.

Armin D. Lehmann

P.O. Box 1212, Waldport

Oregon 97394-1212, USA

Schucken und "Nackte Jungs"
Betr.: Folge 26/00 - "Eine wirklich tolle Knolle"

Als im Oberland Geborener liebe auch ich (wie unsere allerseits geschätzte Frau Ruth Geede schreibt) wie alle Ostpreußen unsere "Schucken" auf das Innigste. Frau Geede wird mir sicher verzeihen, wenn ich nun zu ihrem "nahrhaften" und interessanten Artikel einen Einwand einbringen möchte.

Im Gegensatz zu den anderen Teilen Ostpreußens hat das Oberland oftmals mancherlei sprachliche (sprich: mundartliche) Unterschiede aufzuweisen. Trotzdem wurde hier die Kartoffel, wie anderswo in Ostpreußen, nicht "Schucke" genannt, sondern ganz hochdeutsch: Kartoffel!

Ein weiteres Beispiel oberländischer Originalität wäre auch das beliebte Kartoffelgericht: "Heilsberger Keilchen" (so genannt in hier erwähntem Artikel).

Leider war dieser Name im Oberland (zumindest im Umkreis meiner engeren Heimat) unbekannt. Zwar hieß dieses Gericht hier Kartoffelkeilchen, hatte aber als durchaus gebräuchliche Bezeichnung den Namen: "Nackte Jungs", den jeder kannte, in damaliger, nicht so freizügiger Zeit jedoch nicht ganz selbstverständlich. Dieses zeigte sich einmal deutlich, als unser Lehrer einen Schulkameraden fragte, was es bei ihnen heute wohl zu Mittag gäbe, worauf dieser spontan und arglos antwortete: "Nackte Jungs". Ebenso spontan brachte diese Antwort ihm eine saftige Ohrfeige ein. Eine etwas humorlose Reaktion diese Lehrers!

Der Kartoffelanbau hatte in unserer Heimat eine weitgehend überregionale Bedeutung. Während des Krieges mußten wir auf dem "Kartoffelgut" Rekittke/Schwenkendorf (südlich von Mohrungen) von der Schule aus auf unübersehbar weiten Kartoffelfeldern bei der Ernte mithelfen. Bis mitten in die Felder waren Gleise der Reichsbahn verlegt. Wie gut schmeckten die in der Glut des Kartoffelkrautfeuers gerösteten Kartoffeln am Abend. Etwas mißbilligend beobachteten unsere sparsamen Eltern, wenn wir Kartoffeln auf biegsame Stöcke spießten und in die Luft schleuderten, die "Geschosse" flogen schier bis in den Himmel. Gerhard Hahn

Hannover

Neuwahl in Duisburg
Betr.: Folge 29/00 - "Aus den Heimatkreisen"

In Folge 29 vom 22. Juli 2000, S. 16, wird von der Stadtgemeinschaft der Stadt Königsberg (Pr.) auf die am 2. September in Duisburg stattfindende Neuwahl der 40 Stadtvertreter aufmerksam gemacht. Zu vermissen ist eine Aussage, ob diejenigen Königsberger, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, persönlich zur Wahl in Duisburg zu erscheinen, die Möglichkeit haben, ihr Votum auf dem Wege der Briefwahl abzugeben. Aus dem Kreise der Mitglieder und der Stadtvertreter von Königsberg ist unter Hinweis auf die Briefwahlregelung bei den Samländer Landsleuten mehrfach die Forderung erhoben worden, ein solches Verfahren auch für die Wahl in Duisburg zuzulassen. Das würde zum einen eine größere Wahlbeteiligung mit sich bringen, zum anderen hätten nicht nur die in Wahlortnähe wohnenden Königsberger, sondern auch die zirka zweihundert im Ausland und die vielen in den neuen Bundesländern wohnenden Königsberger die Möglichkeit, sich an der Wahl zu beteiligen.

Die Verweigerung der Briefwahl durch den Stadtausschuß dürfte auf Unverständnis stoßen und auch rechtliche Zweifel auslösen.

Kurt Fuhrmann, Wunstorf

Einigkeit im Urteil
Betr.: Folge 29/00 – Leserbrief "Fehlbesetzung"

Dieser Zuschrift, der ich inhaltlich voll und ganz zustimme, ist jedoch noch folgendes betreff dieses Herrn Naumann hinzuzufügen: Dieser sogenannte Minister für kulturelle Angelegenheiten erdreistete sich vor etwa Jahresfrist vor englischen Journalisten die ehemalige Deutsche Wehrmacht als "ein marschierendes Schlachthaus, das sich selbst intakt hielt, indem es jeden ungehorsamen Soldaten erschoß" (Zitat ‘Sunday Times’) zu bezeichnen, und sie sei eine "Tötungsmaschine" gewesen! Kann man für möglich halten, daß ein Minister der derzeitigen Regierung, so etwas ungerügt und -gezügelt von sich zu geben, für angebracht hält?

Karl-Gottfried Vierkorn

Stephanskirchen

Ein gutes Gespann
Betr.: Beispielhaft Folge 29/00

Ich wollte es schon immer einmal zu Papier bringen: Ihre Artikel – ob Aufmacher oder Glosse – sprechen mir aus dem Herzen. Auch dieses Mal:

Wer wagt es schon, den USA und ihrer Außenpolitik in Gestalt der Madeleine Albright die Leviten zu lesen oder aber die Ziellosigkeit der Union beim Namen zu nennen?

Sie sind in meinen Augen ein "gutes Gespann" – mit Rössern vergleichbarer Pferdestärke. Irgendwer sagte mir neulich: "Die Jungens können schreiben" – vermutlich waren nicht nur Sie beiden gemeint.

So gefielen mir in der jüngsten Ausgabe auch sehr die Kurzkommentare "Flüchtlinge", "Familie" und "Michels Stammtisch". Hierzu nur eine kurze Bemerkung: Wenn ein Volk in seiner Substanz nur durch gelenkten oder freigegebenen Zustrom von Ausländern zu überleben glaubt, dann wird die Bevölkerung bestenfalls zahlenmäßig hochgepuscht, aber verliert ihre völkische Eigenart. Außerdem möge die Abtreibungserleichterung durch Gesetzgeber rückgängig gemacht werden: Zum Kinderkriegen kann niemand gezwungen, wohl aber die Schwangerschaftsunterbrechung nicht straffrei gestellt und geradezu propagiert werden; 200 000 bis 300 000 Kinder mehr pro Jahr würden Vergreisung des Deutschen Volkes verhindern und Rentenkassen füllen! Hier könnte bei klarem Kurs die Union Profil gewinnen – ein guter Ansatz beim Fraktionsvorsitzenden Merz: Er lehnt die DDR-Runde-Tisch/Konsensgespräche aus demokratischem Prinzip ab; solche Gespräche gehören ins Parlament. Hans Georg Hess

Wunstorf-Idensen

Lenz und Kays
Betr.: Adomeit und die Abstinenzler

Es gibt einen Schriftsteller, der heißt Siegfried Lenz, und der hat sich damit hervorgetan, daß er seine Dialoge in einem Deutsch schreibt, das bei uns nicht gesprochen wurde. Jedenfalls nicht in den Gegenden, die ich kenne. Daß er dabei die Ostpreußen als einfältig und versoffen darstellt, ist noch besonders schlimm.

Anscheinend hat er jetzt Nachahmer gefunden, denn Heinz Kurt Kays bedient sich der gleichen Schreibweise (zu retten ganz Muschaken). Es macht mich wütend, wenn ich solch einen Unsinn lese. Es würde mich sehr interessieren, ob es tatsächlich irgendwo bei uns eine Gegend gegeben hat, in der so gesprochen wurde.

Anna-Luise Lucke, Lüneburg

Erfrischender Quell
Betr.: Folge 13/00 und 16/00

Mit herzlichem Dank habe ich Ihre Streifbandsendung vom 25. April mit den Folgen 13 und 16 erhalten. Sie waren von Anfang bis Ende eine wahre Freude zu lesen, wenn auch viel Schmerzliches in Erinnerung gebracht wurde. Aber gerade dadurch, daß offen von der Vergangenheit geredet und geschrieben wird, löst sie sich aus Erstarrung und Verzweiflung. Es beginnt sich so ein Neues, Lebendiges anzubahnen, das uns über die Gegenwart in eine neue Zukunft führen wird. Ich habe hier gute Freunde aus Ostpreußen, Schlesien und Berlin, für die alle Ihre Zeitung einem erfrischenden Quell gleichkommt. Vera Stark

Gibsons B.C. (Kanada)