24.04.2024

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19.08.00 Heimatverbliebene Deutsche in Serbien: Vergessene Minderheit

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. August 2000


Heimatverbliebene Deutsche in Serbien: Vergessene Minderheit
In Neusatz und Maria-Theresiopel regt sich deutsches Vereinsleben

Von den rund eine halbe Million Deutschen, die bis 1944 auf dem Gebiet Vorkriegs-Jugoslawiens lebten, konnten 300 000 flüchten bzw. wurden evakuiert. Von den anderen gingen ungefähr 70 000 in den Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern elend zugrunde, während 35 000 bis 40 000 die Flucht nach Rumänien oder Ungarn glückte.

Als die Lager 1948 formell aufgelöst wurden und die kommunistische Verwaltung zu Beginn der 50er Jahre auch die Zuweisungen an bestimmte Verbannungsorte allmählich lockerte, versuchten fast alle Donauschwaben, Jugoslawien so schnell wie möglich gen Deutschland zu verlassen. Nur schätzungsweise 5000 bis maximal 10 000 Angehörige – also ein bis zwei Prozent – der einst so stolzen Volksgruppe blieben in der Heimat.

Ihre genaue Zahl läßt sich nicht feststellen, da sie weder offiziell als Minderheit anerkannt wurden noch sich zu Interessenvertretungen zusammenschließen durften. Jahrzehntelang wurden die Deutschen in den staatlichen Medien kollektiv als Kriegsverbrecher und Feinde Jugoslawiens dargestellt. Donauschwäbische Kinder, die es wagten, sich auf der Straße in ihrer Muttersprache zu unterhalten, wurde das Deutsche regelrecht aus den Köpfen geprügelt.

Heute leben die verbliebenen über tausend Familien mit mindestens einem deutschen Elternteil stark verstreut. Als Minderheit sind sie offiziell nach wie vor nicht anerkannt, und die Anfeindungen seitens der Staatsmacht gehören keineswegs ganz der Vergangenheit an. Der rettende Weg einer Aussiedlung in die Bundesrepublik oder nach Österreich ist für sie durch unüberwindbare gesetzliche Hürden dieser Länder versperrt.

Ein Silberstreif am Horizont war die auf der Grundlage der neuen jugoslawischen Verfassung vom April 1992 ermöglichte Gründung von Vereinen auch für nichtanerkannte gesellschaftliche Gruppen.

Mit Unterstützung des Belgrader Germanisten Prof. Zoran Ziletic, des Vorsitzenden der "Gesellschaft für serbisch-deutsche Freundschaft", entstand bereits kurze Zeit danach in Neusatz (Novi Sad) der "Deutsche Klub Donau" unter Leitung Andreas Bürgermayers.

Am 19. Februar 1993 konnten die Vereinsmitglieder zum ersten Mal einen "Brezelball" feiern und am 16. Oktober desselben Jahres aus Anlaß des Tages der deutschen Einheit eine Matinee deutscher Musik veranstalten. Schließlich wurde am 4. Dezember 1993 nach Jahrzehnten wieder ein deutschsprachiger Gottesdienst in Neusatz zelebriert. Die Deutsche Botschaft förderte den Ende 1996 in "Deutscher Verein Donau – Gemeinschaft der Donauschwaben in Serbien" umbenannten Klub durch die Lieferung technischer Geräte sowie von Lebensmitteln für bedürftige Mitglieder. Auch bei der Durchführung von Sprachkursen half man. Seit Mitte 1995 erscheint für die etwa 500 Mitgliedsfamilien das Vereinsorgan "Nachrichten".

Am 20. Dezember 1996 wurde eine Ortsgruppe in Maria-Theresiopel (Subotica) gegründet. Später machte sich diese als "Deutscher Volksverand Subotica" unter dem Vorsitz des Lehrers Rudolf Weiss selbständig. Man organisierte kostenlose Deutschkurse und beteiligte sich an der Produktion der jeden Freitag ausgestrahlten halbstündigen deutschsprachigen Radiosendung "Unsere Stimme".

Mit Mut und Fingerspitzengefühl wurde seitdem viel geleistet, um die Stimme der vergessenen Deutschen der Batschka, des westlichen Banats und Syrmiens in Belgrad sowie in Berlin bzw. Wien in Erinnerung zu rufen. (MS)