28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.08.00 Zitate: Heinrich Jordis von Lohausen

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. August 2000


Zitate: Heinrich Jordis von Lohausen

"Es ist ein Jammer, ich gebe es zu, aber der Zeitgeist geht mit der großen Zahl, und, wie es scheint, unwiderruflich!"

"Kann in einem Massenzeitalter auch anders nicht sein", hielt der andere dagegen. "Wertet es an der Urne etwa die Stimmen? Es zählt sie bloß. Ob das die eines Chirurgen ist, dem Tausende von Menschen ihr Leben schulden, oder die eines notorischen Trinkers und Nichtstuers, ist gleich, ob die einer tapferen Witwe, die allein sieben Kinder hochgebracht hat, oder die eines kleinen, eben erst mündig gewordenen Dirnleins – egal: es zählt nicht der Mensch, es zählt die Stimme. Der Feigling und Drückeberger hat von der Wahlurne dasselbe Recht wie der Flieger mit dem Ritterkreuz oder der Grenadier mit der Nahkampfspange. Der Stimmzettel des Kretins wiegt nicht weniger als der eines Weisen. Wenn Goethe zur Wahl ginge, er hätte mehr nicht zu sagen als der erstbeste, der ihn plagiiert."

"Nicht nur der unbekannte Wähler aber bestimmt weithin das Gesicht unserer Zeit, sondern viel mehr noch, viel nachhaltiger", kam es zurück, "der unbekannte Käufer. Jede mehr ausgegebene Milliarde Dollar oder Franken oder was immer für Geld wird zum Schicksal von Wäldern, die erbarmungslos geschlagen, von Tierherden, die gnadenlos abgeschlachtet, oder von Resten alter Kultur, die schamlos zu Tode besichtigt werden. Jeder, der gedankenlos eines dieser fingerdicken Boulevardblätter kauft oder eines dieser tellergroßen Fleischstücke verzehrt, ist mitschuldig. Die Millionen blindwütiger Käufer sind – statt der Kaiser und Könige von einst – die Majestäten von heute. Wehe, wenn sie fremde Majestäten sind. Als Kinder haben wir die Tage der Inflation, der jähen Geldentwertung, doch noch erlebt: ein Laib Brot heute drei Millionen Mark, morgen zehn!"

" . . . ,Ausverkauf‘ hieß das", nahm der linke der beiden seinen Gedankengang wieder auf, "Ausverkauf wirtschaftlich und geistig. Ja – auch geistig! Denn was meinst du, wo die Patente, die Erfindungen, die Manuskripte und Kunstwerke hingehen, wenn nicht dorthin, wo die großen Käufermassen stehen! Und nicht nur sie, nicht nur die Werke und die Gedanken der Menschen – die Menschen selbst, die vielerlei Fachkräfte, die großen Kenner und die großen Könner, gleich, ob sie Techniker, Künstler oder Männer der Wissenschaft sind! Glaubt ihr, ein kleiner Staat kann sie halten? Nein, auch hier gilt: , Wer hat, dem wird noch gegeben werden, und wer nichts hat, dem wird das wenige noch genommen!‘"

"Bei solcher Vergottung von Masse und Zahl", gab jetzt der rechts zu bedenken, "kommt da nicht über Nacht der Augenblick, da dies alles zusammenbricht, unausbleiblich zusammenbricht, möchte ich annehmen, und dann überall in der Welt? Die Apokalypse jedenfalls sieht es so. Einen Zeitpunkt allerdings gibt sie uns nicht an. Kann sie auch nicht, das Jenseits lebt ohne Kalender. Qualität und Quantität aber verkehren ihre Gewichte nicht, ohne die Erde zuletzt in ihren Grundfesten erbeben zu lassen. Dazu ist der Gegensatz zwischen bloßer Menge und echtem Wert viel zu groß. Was geschieht, geschieht dann wohl ziemlich plötzlich. Wir brauchen es nur zu weit zu treiben, und irgend etwas an unserem Planeten kippt, sein Gefüge, seine Achse, seine Schwingung im Kosmos. Er ist unser Schicksal, wir sind ein wenig aber auch das seine."Heinrich Jordis von Lohausen

"Reiten für Russland – Gespräche im Sattel" (Leopold Stocker Verlag