19.04.2024

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26.08.00 LESERBRIEFE

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. August 2000


LESERBRIEFE

Einwand falsch
Betr.: Folge 32/00 – Leserbrief "Schucken und ,Nackte Jungs‘"

Mit Interesse habe ich den obengenannten Leserbrief gelesen. Auch ich stamme aus dem Oberland – Kreis Preußisch Holland. Ich glaube, der dort gemachte Einwand zu dem Artikel von Frau Geede ist nicht ganz berechtigt.

Bei uns nannte man die Kartoffeln sehr wohl auch "Schucke". Und die "Heilsberger Keilchen" hießen bei uns "Heilsberger Keilchen". Die Bezeichnung "Nackte Jungs" habe ich in jenem Leserbrief zum ersten Mal gehört beziehungsweise gelesen.

So ist das mit den "Einwänden!"

Ich bin Jahrgang 1925, habe also 20 Jahre bewußt im Oberland gelebt. Frau Geedes Wissen um das Oberland ist – zumindest was den Kreis Preußisch Holland betrifft – richtig. Eva Stock

Detmold

Kein Raum für Pillau
Betr.: Pillau und seine Patenstadt

Eckernförde hat im Jahr 1955 die Patenschaft für die Seestadt Pillau übernommen. Seitdem treffen sich die Pillauer, natürlich auch alle Bewohner der umliegenden Orte wie Neuhäuser, Palmnicken, Fischhausen, die in Pillau das Gymnasium besuchten, am ersten Wochenende im August zum Pillauer Treffen in Eckernförde.

Was mich aber hart getroffen hat: Die Pillauer mußten all die wertvollen Güter ihres Heimatmuseums in Kisten verpacken und auf einen Dachboden stellen, weil die Patenstadt Eckernförde ihnen nicht einmal einen Raum zur Verfügung stellen kann.

Ich denke dabei an das Buch von Siegfried Lenz "Heimatmuseum", in dem er fordert, daß alle Kulturgüter der verlorenen Ostgebiete verbrannt werden müssen. Danach wurde das Jagdmuseum von Dr. Löffke in Lüneburg zweimal in Brand gesteckt, bis die Stadt sich entschloß, einen würdigen Bau mit Denkmal für das ostpreußische Landesmuseum zu errichten. Das gleiche fordern jetzt die Vertriebenen in Berlin.

Wie wäre es, wenn die Stadt Eckernförde sich endlich auch auf die übernommenen Pflichten einer Patenschaft besinnen würde?

Charlotte Sakowski, Uelzen

Sehr hohes Ansehen
Betr.: Folge 25/00, 26/00 und 27/00 – "Konrad Lorenz in Königsberg"

In den drei Artikeln befaßt sich Tilitzki insbesondere mit dem Nachweis der nationalsozialistischen Vergangenheit von Konrad Lorenz. Was Tilitzki hier an Zitaten von Lorenz wie Äußerungen und Interpretationen von Gegnern Lorenz’ aufzeigt, ist in der Tat sehr belastend. Fairerweise gibt Tilitzki auch ein Zitat von Lorenz wieder, in dem er sich als unpolitischen Menschen bezeichnet (Teil I). Man findet aber keinen Hinweis, daß durch Lorenz’ Verschulden irgend jemand zu Schaden gekommen sei. Aufschlußreich ist, daß Lorenz 1943 an die Ostfront abgeschoben wurde und er von seiner russischen Gefangenschaft berichtet, daß er dort "wirklich hochanständig behandelt worden sei" (Teil III). Während dieser Jahre habe er sogar seine "Einführung in die vergleichende Verhaltensforschung" zu Ende schreiben und sie offiziell mit nach Hause nehmen dürfen. Bekanntlich wurden aber gefangengenommene Nazis von den Sowjets ganz anders behandelt. Es ist auch bemerkenswert, daß man bei dem Entnazifizierungsverfahren, das ja bei Beamten und Hochschullehrern aus dem Osten besonders gründlich durchgeführt wurde, nichts Belastendes gefunden haben kann, denn Lorenz erhielt gleich wieder eine Professur, und zwar an der Universität Münster.

Erstaunlicherweise bringt Tilitzki in seinen langen Abhandlungen kaum etwas über Lorenz’ Arbeit in Königsberg, und nur am Rande erfährt man etwas über seine Verdienste. Es gibt keinen Zweifel, daß Lorenz in Königsberg idea- le Voraussetzungen für seine Tierverhaltensforschungen und grundlegende Kenntnisse für seine weitere wissenschaftliche Tätigkeit gefunden hat. An der Wilhelm-Universität in Münster genoß er in der Studentenschaft ein sehr hohes Ansehen. Er folgte dann bald einem Ruf an die Universität München, wurde schon Anfang der fünfziger Jahre Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen und 1973 erhielt er den Nobelpreis für Medizin. Konrad Lorenz ist der Begründer der Ethologie (der Lehre von Lebensweisen und Verhalten der Tiere) und gilt noch immer als einer der bedeutendsten Tierpsychologen der Welt.

Brunhild Roschanski M.A.

Münster

Im Oberland gab es neben "Kartoffeln" auch noch "Schucken"
Betr.: Folge 32/00 – Leserbrief "Schucken und ,Nackte Jungs‘"

Das Oberland war, mundartlich gesehen, ein Teil der "mitteldeutschen Mundartinsel", umgeben vom niederdeutschen Ost- und Westpreußen und Danzig sowie dem mundartfreien Masuren. Die mitteldeutschen Mundarten Ostpreußens werden wissenschaftlich als ,hochpreußisch‘ bezeichnet; zu ihnen gehörte neben dem Oberländischen das in den größeren Teilen des Ermlands gesprochene Breslausch. Prof. Riemann hält in seiner Einleitung zum ,Preußischen Wörterbuch‘ fest, daß das Breslausche 1945 noch sehr lebendig gewesen sei, während das Oberländische bereits zurückging und dann durch hochdeutsche Umgangssprache ersetzt wurde. Unter ,hochdeutscher Umgangssprache‘ müssen wir uns eine Sprache vorstellen, die vom Klang des Dialekts gefärbt ist und in der – neben dem hochdeutschen Wortschatz – noch manche Dialektwörter verwendet werden. So kam im Oberland neben dem hochdeutschen Begriff ,Kartoffel‘ auch noch der mundartliche Ausdruck ,Schucke‘ vor.

Was die ,Heilsberger Keilchen‘ angeht, so war der Begriff vor allem auch als Ortsneckerei oder zum Spott über die als breit empfundene Aussprache der Ermländer gut. Das ,Preußische Wörterbuch‘ zitiert (Spalte 177): "Ea said aus Hailsberg, wo se de große Kailche mache; vom Scheffel ains bis zwai" und "Hailsberga Kailche, vom Scheffel zwai bis drai". Für ,Nackte Jungen‘ im Sinne von Kartoffelklößen gibt es im Wörterbuch leider nur einen literarischen Beleg für Danzig. Eine 75jährige Nachbarin aus Danzig hat mir diesen Ausdruck für die Generation ihrer Eltern unlängst bestätigt. Den Hinweis, daß der Begriff auch im Oberland verwendet wurde, verdanken wir also Herrn Hahn.

Bei uns in Königsberg waren ,Keilchen‘ zwar bekannt, in meiner Familie hieß das von Ruth Geede beschriebene Gericht aber ,Klöße’, genauer ,rohe Klöße‘ oder wurde mit dem Familienausdruck ,Hundertzähler‘ bezeichnet, denn es wurden in der Regel hundert dieser kleinen Klöße pro Mahlzeit zubereitet. Sie unterteilten sich in die rund geformten ,Kuller‘ und die länglich geformten ,Nibbel‘ (letzteres auch ein Ausdruck für männliches Glied, vor allem kleiner Jungen). Hier schließt sich dann der Kreis zu den ,Nackten Jungs‘.

Peter Perrey, Neustadt

Zweierlei Maß
Betr.: Wiedergutmachung auch für vertriebene Zwangsarbeiter

Nachdem im deutschen Bundestag nach langwierigen Verhandlungen eine Entschädigungssumme in Höhe von 10 Milliarden Mark verabschiedet wurde, die ich voll bejahe, drängt sich mir zwangsläufig der Gedanke auf, warum Entschädigung lediglich für Zwangsarbeiter, die während des Krieges nach Deutschland verschleppt und hier zur Arbeit gezwungen wurden, gezahlt wird!

Ist es nicht so, daß in den letzten Kriegsmonaten und in der Zeit danach mindestens 1,5 Millionen Deutsche, und die vornehmlich aus den Ostgebieten, verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Und dies waren vornehmlich Kinder, Mädchen, Frauen und ältere Menschen. Viele von diesen Menschen sind den Strapazen beim Transport und bei der Arbeit erlegen.

Wir haben eine Bundesregierung, die den Eid geschworen hat, zum Wohle des deutschen Volkes zu arbeiten. Mir ist bis zur Stunde nicht bekannt, daß die Bundesregierung sich auch arrangiert hätte, sich für die deutschen Zwangsarbeiter(innen) in den Siegerstaaten des zweiten Weltkrieges u. a. zu verwenden, daß auch das Thema einer Wiedergutmachung für deutsche Zwangsarbeiter(innen) Berücksichtigung fände und auf die Tagesordnung gesetzt worden sei.

Mir ist auch nicht bekannt, daß im Zusammenhang mit der Erweiterung der EU die Bundesregierung und die Parteien sich dafür einsetzen würden, daß mit der Aufnahme dieser Staaten in die EU auch die Frage der Wiedergutmachung, wie auch die Frage der Freizügigkeit, entsprechend den EU-Verträgen, thematisiert würden.

Hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen!

Irmgard Ropertz

Mönchengladbach

Dank an Frau Geede und Hut ab vor Herrn v. Gottberg
Betr.: Ruth Geede und Wilhelm v. Gottberg

Frau Geede möchte ich ganz herzlich zu der Auszeichnung mit dem Preußenschild gratulieren und gleichzeitig unsern Herrgott bitten, ihr noch lange Gesundheit und Kraft zu schenken.

Ich bin sicher, daß mit mir alle Ostpreußen ihr von Herzen dankbar sind für ihre unermüdliche Arbeit. Hat sie doch schon so vielen Menschen Freude durch ein unverhofftes Wiederfinden und Wiedersehen geschenkt außer all den anderen erfüllten Wünschen. Das Werk ihrer Ostpreußischen Familie ist einmalig, möge Gottes Segen auch weiterhin darauf ruhen.

Da ich die Zeitung immer von der ersten bis zur letzten Zeile lese, gibt es mir das Gefühl, am Leipziger Treffen auch dabei gewesen zu sein. Es ist eine Freude zu lesen, daß es gut besucht war und die Menschen noch nicht ganz das Interesse an Ostpreußen verloren haben.

Die Ansprache von Herrn v. Gottberg, die erfreulicherweise in ihrer Gesamtheit in der Fol- ge 24/00 des Ostpreußenblattes abgedruckt ist, ist ganz besonders beeindruckend. Hut ab, wie man so schön sagt, vor dem Herrn, daß er den Mut hat, die Dinge auszusprechen, die ja neuerlich als Tabu gelten. Es ist so erfrischend zu lesen, daß er das schamlose Verhalten der Kohl- und Schröder-Regierungen sowie des Papstes den Vertriebenen und der Vertreibung gegenüber einmal klar vor aller Welt bekundet hat. Solange wir noch Leute haben, die für unser Ostpreußen streiten mit Wort und Tat, ist unser Ostpreußen noch nicht ganz verloren. Gott sei Dank! Ich hoffe und wünsche, daß Herr v. Gottberg uns noch lange erhalten bleibt, und unser aller Dank ist ihm gewiß.

Frieda Lukner

Orlando (USA)

Wer weiß mehr über die "Bremen"?Betr.: Folge 29/00 – "Triumph deutscher Technik"

Ich habe mit großem Interesse den Artikel von Philipp Hötensleben über den Schnelldampfer "Bremen" gelesen, besonders da ich erst vor kurzem der Geschichte im anderen Zusammenhang schon begegnet bin. Die "Bremen" hat wohl New York eher erst am 30. August 1939 verlassen, was sie zwang, am 6. September 1939 Murmansk anzulaufen. Bei einem Ablegen am 20. August hätte sie Wesermünde ohne Problem vor Kriegsbeginn erreicht.

Aufmerksam wurde ich, als ich die Geschichte über das unrühmliche Ende des Schiffes las, da Hans Brunswig in seinem Buch "Feuersturm über Hamburg" erzählt, wie der Brand auf der "Bremen" zum ersten "auswärtigen Einsatz" der Hamburger Feuerwehr seit Kriegsbeginn wurde. Hans Brunswig war damals Abteilungsleiter "Technischer Dienst" bei der Feuerschutzpolizei Hamburg, und als Fachmann schreibt er, daß die eigentlichen Ursachen des völligen Ausbrennens des Schiffes "dilettantische Löschversuche der Schiffsbesatzung (Sonntagnachmittag!) und völliges Verkennen des Gefahrenrisikos" waren, die "die rechtzeitige Alarmierung der Feuerwehr verhindertet" hatten. Hans Brunswig fügt in seinem Buch dann interessanterweise hinzu: "Entstanden ist der Brand eindeutig durch Brandstiftung: Es war der Racheakt eines Schiffsjungen wegen einer vom Bootsmann verpaßten Ohrfeige! Nach dem Krieg erschien darüber in einer Illustrierten ein ,Tatsachenbericht‘ unter der reißerischen Überschrift ,Ich zündete die Bremen an!‘" Nun existiert tatsächlich dieser Tatsachenbericht, und wenn ja, war er echt oder gefälscht? Vielleicht weiß ein Leser hier mehr davon? David Moore

Frankfurt am Main