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26.08.00 Erinnerung an den Maler Kurt Dietrich Losch

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. August 2000


Ein Berliner in Königsberg 
Erinnerung an den Maler Kurt Dietrich Losch

Es ist schon erstaunlich, welche Entdeckungen die Vergangenheit noch immer zu bieten hat: In Berlin hat Joachim Artz eine Bildersammlung nebst Archiv aufgebaut, die ihren künstlerischen Ursprung in Königsberg hatte. Es geht um den Maler Kurt Dietrich Losch (1889–1944). Sohn des Filialunternehmers "Seifen-Losch" in Berlin. Der Malervater also, selbst aus Ostpreußen stammend, ließ seinen begabten Sprößling, wohl 1909 beginnend, an der Königsberger Kunstakademie Malerei studieren. Losch kam dort gleich in gute, weil gestrenge Hände, zu Prof. Heinrich Wolff. Aus dem genannten Jahr ist auch das älteste Losch-Bild erhalten, eine Hafenszene darstellend, die durchaus in Nidden oder einem ähnlichen Ort entstanden sein kann. – Das Aquarell war übrigens im Juni 1999 in der HÖRZU unter der Rubrik "Original und Fälschung" zu sehen. – 1912 kaufte die Akademie ihrem Schüler Losch für 25 Mark ein Werk ab, um es in ihre eigenen Bestände einzureihen – wie das Werk hieß und wo es geblieben ist: wer weiß? Noch immer Student, durfte Losch auch 1912 schon an der Großen Berliner Kunstausstellung teilnehmen, und zwar mit zwei Bildern, die leider beide verschollen sind. Doch war der Wolff-Schüler Königsberg verhaftet, er stellte vier namentlich bekannte Werke 1913 auf der 47. Kunstausstellung des Königsberger Kunstvereins aus. Und es könnte gut sein, daß der Berliner Neffe Joachim Artz drei dieser Motive in seiner Sammlung hat!

Überhaupt müssen die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg für den jungen Losch wie eine Anlaufzeit zu einer vielleicht großen Malerkarriere gewesen sein. Denn noch 1913 war er in einer Graphikausstellung von Prof. Wolff und dessen besten Schülern vertreten. Die seinerzeit bedeutendste Kunstzeitschrift in Deutschland, "Der Cicerone", nannte Losch mehrfach lobend. Auch in der örtlichen Presse, so im "Königsberger Tageblatt", konnte man den jungen Maler erwähnt finden. 1914 war Losch dann noch einmal in Berlin auf der "Großen" vertreten, und immer noch Student! Das muß selbst dem alten Losch aufgefallen sein! Mitte 1913 machte er dem offenbar schönen Studiosusleben im fernen Königsberg ein Ende, der Junge mußte nun in Berlin weiterstudieren, bis er Ende 1914 als Soldat ins Feld einrückte.

Mehrfach verwundet, überstand Losch schließlich doch die Kriegszeit. Aus der Zeit in Flandern brachte er Eindrücke mit, die später Eingang in seine Bilder fanden, obwohl nur wenige erhalten sind aus der Nachkriegszeit. Losch brachte nicht mehr die Kraft auf, sein Studium formal abzuschließen, versuchte in den zwanziger Jahren allerdings, von seiner Kunst zu leben, und zwar in Berlin. Aber auf welchen Wegen er das versuchte, ist nicht bekannt: Galerien? Auktionen? Eigenes Geschäft gar? Hier ist ein "Schwarzes Loch" in seiner Biographie! Klar ist nur, daß die gute finanzielle Situation der Familie dem Maler das Leben leicht machte, lebensnotwendige Vermarktung war nicht geboten!

Losch kehrte, soweit bekannt, auch nicht mehr nach Königsberg zurück, die politischen Verhältnisse mit all den Unbequemlichkeiten beim Reisen mögen dafür die Ursache gewesen sein. Ab 1930 mußte Losch auch ins väterliche Geschäft einsteigen, zusammen mit seinen beiden Brüdern, denn der Vater war gestorben. So war es wohl aus mit der Malerei. Erst gegen Ende der dreißiger Jahre malte er wieder, aber nur für die Familie, vornehmlich Altberliner Motive. Denn öffentlich konnte Losch zur Nazizeit nicht mehr wirken, er gehörte nicht der Reichskulturkammer an. 1935 heiratete Losch das erste Mal, die Kunststudentin Lore Zamzow. Drei Jahre später wurde die kinderlose Ehe wieder geschieden. 1940 heiratete Losch noch einmal, Ursula Boltzenthal, sie war 32 Jahre jünger! Dieser Verbindung entstammt die Tochter Jutta, die heute in Wuppertal lebt.

1943 erkrankte Losch an einer seltenen Hautkrankheit, die am 7. Mai 1944 in der Berliner Charité zu seinem Tode führte. So war es ihm nicht vergönnt, nach 1945 in geistiger Freiheit vielleicht ein künstlerisches Alterswerk zu schaffen, was jeder bedauert, der seine Bilder kennt. Der Öffentlichkeit waren die Bilder schon zweimal zugänglich: 1994 zum 50. Todestag gab es in Feldberg/Mecklenburg eine einmonatige Ausstellung, die von über 2000 Personen besucht wurde! Und anläßlich des 110. Losch-Geburtstages fand in Berlin eine Ausstellung über zwei Monate statt.

Zu Vervollständigung der Biographie seines Onkels sucht Neffe Joachim Artz Antworten auf folgende Fragen: Wann hat Losch sein Kunststudium in Königsberg begonnen? War Losch, gegebenenfalls für welche Zeit, Mitglied im Königsberger Kunstverein?

Wer helfen kann oder gar meint, ein Losch-Bild zu besitzen, das per Fotografie im Losch-Archiv dokumentiert werden kann, der wende sich an Joachim Artz, Hindenburgdamm 93 B Hs. 2, 12203 Berlin, Telefon 0 20/8 34 20 49, Fax 0 30/8 34 20 59.  tz