27.04.2024

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26.08.00 Reisen öffnet Türen in eine andere Welt

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. August 2000


Sehnsucht nach Neuem
Reisen öffnet Türen in eine andere Welt

In vielen Bundesländern sind die großen Ferien bereits vorüber. Die Menschen sind an ihren häuslichen Herd zurückgekehrt. Anderen steht die Rückkehr aus fernen Gefilden noch bevor. Und einige machen sich erst in wenigen Wochen auf die Reise. Voller Vorfreude und ein wenig mitleidig betrachten sie die bereits Heimgekehrten. Wer es geschickt anstellt, der kann von seiner Urlaubsstimmung durchaus ein wenig mit hinüberretten in den oft als graues Einerlei verschrienen Alltag. Bunte Fotos, ein stimmungsvolles Buch, eine bestimmte Musik, ja, auch eine Flasche Wein, mit der man in den Ferien den Abend krönte, können darüber hinweg trösten, daß die schönste Zeit des Jahres schon wieder vorüber ist. Vor allem aber ist es eine gewisse Gelassenheit, die man als "Souvenir" mitbringen kann.

Seit Jahrhunderten zieht es die Menschen fort aus ihrem Alltag. Schon Joseph von Eichendorff jubilierte: "Und so nahm ich die Geige von der Wand, ließ Rechnungsbuch, Schlafrock, Pantoffeln, Pfeifen und Parasol liegen und wanderte, arm, wie ich gekommen war, aus meinem Häuschen und auf der glänzenden Landstraße von dannen. Ich blickte noch oft zurück; mir war gar seltsam zumute, so traurig und doch so überaus fröhlich, wie ein Vogel, der aus seinem Käfig ausreißt."

Was ist es, das die Menschen immer wieder treibt, die gewohnte Umgebung zu verlassen und auf Reisen zu gehen? "Das ist das Angenehme auf Reisen, daß auch das Gewöhnliche durch die Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt", erkannte Johann Wolfgang von Goethe. Mascha Kaléko aber warnte: "Der Sehnsucht nach dem Anderswo kannst du wohl nie entrinnen: Nach drinnen, wenn du draußen bist, nach draußen, bist du drinnen."

Die Suche nach einer anderen Zeit, nach einem anderen Raum treibt die Menschen an. Die Suche ist wichtig, das Erkunden neuer Umgebungen, die Begegnung mit neuen Menschen, nicht das Finden. "Der Weg ist das Ziel." Und so mancher begegnet auf einer solchen Reise auch sich selbst, erkennt seine eigenen Fähigkeiten, aber auch seine Grenzen. Schließlich befand schon der vielgerühmte Freiherr von Knigge: "Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor; Vergessenheit aller häuslichen Sorgen und daß man sich durch kleine widrige Zufälle nicht niederschlagen lasse." (Zitate aus Auf & davon. Das Buch vom Fernweh. Pattloch Verlag, München. 48 Seiten mit Farbfotos von Holger Baumann, 14,90 DM).

Reisen öffnet Türen in eine andere Welt. Diese Welt liegt nicht immer Tausende von Kilometern von unserem Wohnort entfernt. Oft genug beginnt das Abenteuer schon um die Ecke. Man muß nur genau hinsehen und offen sein für neue Begegnungen. Silke Osman