29.03.2024

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26.08.00 Das Juli-Wetter in der Heimat

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. August 2000


Nur Hartgesottene badeten
Das Juli-Wetter in der Heimat 
Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Offenbach – Die Bauernregel für den Siebenschläfertag hat in diesem Jahr erneut ins Schwarze getroffen. Das Ergebnis: der vergangene Juli stellte sich in Mitteleuropa kühl und regnerisch dar. Besonders deutlich betraf das die Küstenländer. So erlebte Ostpreußen in der Nähe der Ostsee keinen einzigen Sommertag. An solch einem Tag müßte das Maximum der Temperatur mindestens 25 Grad betragen. Auch Königsberg war davon betroffen. Im Binnenland sah es kaum besser aus. Nur ein- oder zweimal konnten die Menschen einen Sommertag genießen. Dabei wurde das Maximum von 25 Grad nur wenig überschritten. Von einem heißen Tag mit 30 Grad und mehr war weit und breit nichts zu spüren.

Die gedrückten Maxima prägten natürlich auch die Mitteltemperaturen des vergangenen Monats. Die Werte schwankten zwischen 15,6 Grad (in Elbing) und 16,5 Grad (in Königsberg). Damit war der Juli ein bis zwei Grad kühler als gewöhnlich.

Da der Charakter des zweiten Sommermonats regnerisch ist, das beweist die Statistik, hielten sich die Niederschlagshöhen von 65 Millimeter (in Memel) und 90 Millimeter (in der Rominter Heide) im normalen Rahmen. Die Sonne hatte jedoch das Nachsehen. Sie schien in Memel insgesamt nur 232 Stunden. Das sind 88 Prozent des Normalwertes. Memel war wohl auch der sonnenscheinreichste Ort dieses Monats. Je weiter man nach Süden schaute, desto weniger hatte die Sonne Chancen, es mit den vielen Wolken aufzunehmen.

Schuld an dem typischen mitteleuropäischen, d. h. kühlen und verregneten Sommer sind Tiefs, die vor allem über dem Gebiet von Polen und den baltischen Staaten liegen. Sie führen polare Meeresluft heran. Besonders zählebig sind diese Wetterlagen, wenn die Tiefs bis in höhere Atmosphärenschichten verankert sind, wie im vergangenen Juli.

Gleich der erste Tag zeigte, was Sache war: Regen, Regen und nochmals Regen im ganzen Land und dazu Höchsttemperaturen, die, wie z. B. in Allenstein, nur gerade die 11-Grad-Marke erreichten. Mit knapp 14 Grad in den Nachmittagsstunden war es in Königsberg auch nicht viel "wärmer". Dies war gleichzeitig der Tag mit dem tiefsten Maximum dieses Monats.

Bereits am 4. Juli folgte einer der angenehmsten Tage des vergangenen Monats. Dieser Tag brachte mehr als 13 Stunden Sonnenschein und sommerliche Temperaturen. Ähnlich schönes Wetter erlebte Ostpreußen nur noch am 10., 11., 16. und 23. Juli. An diesen Tagen hatte das alte Tief meist schon ausgedient, bevor ein neues oder dessen Vorläufer das alte Regime ablöste. Dennoch mußte man bei dieser ruhigen Wetterlage einen kleinen Nachteil in Kauf nehmen: denn unter dem wolkenarmen Himmel wurde es während der frühen Morgenstunden recht frisch, wobei die Temperaturen oftmals unter die 10-Grad-Marke sanken. So wurde das Minimum dieses Monats bei Sonnenaufgang des 10. Juli festgestellt, als die Thermometer nur 6 bis 8 Grad zeigten.

Bei dieser kühlen und unbeständigen Witterung des vergangenen Juli hat die Landwirtschaft in Ostpreußen bei der Ernte wahrscheinlich größere Einbußen hinnehmen müssen. Auch das Freizeitvergnügen war stark eingeschränkt. So wird das Baden in den Masurischen Seen und im Meer nur Hartgesottenen Freude bereitet haben. Die anderen haben das Wetter bei einer Temperatur von 16 Grad mit Sicherheit eher gemieden. Die Störche und die anderen Vögel hatten es schwer, die Jungen zu wärmen und das Gefieder trocken zu halten.