27.04.2024

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02.09.00 Königsberg: Gorbenko beginnt den Wahlkampf

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 02. September 2000


Zwielichtige Vergangenheit
Königsberg: Gorbenko beginnt den Wahlkampf

Noch vor der offiziellen Registrierung der Kandidaten zur Königsberger Gouverneurswahl am 5. November dieses Jahres beginnt der Amtsinhaber Leonid Gorbenko seinen Wahlkampf. Wohlwissend, daß er nur geringe Chancen hat, die Wahl erneut zu gewinnen, sucht er allerorts Verbündete. Verschiedene gesellschaftliche Organisationen und kleinere Parteien haben nun einen Unterstützungsfonds für Gorbenko ins Leben gerufen. Darunter befinden sich die Vereinigung der russischen Militärpensionäre, die Partei Frauen Rußlands, Unser Haus Rußland, eine Organisation russischer Regionen.

Offiziell haben alle diese Gruppierungen nun Gorbenko aufgefordert, erneut um das Amt des Gouverneurs zu kandidieren. Wobei jedem klar ist, daß diese offizielle Aufforderung natürlich im Auftrag des Amtsinhabers geschieht, aber es gehört durchaus zum üblichen politischen Spiel, die Kandidatur so zu beginnen. Unterstützung erfährt Gorbenko aber auch von ganz oben. Ganz offen setzt sich der Pantalemon der russisch-orthodoxen Kirche für die Wiederwahl Gorbenkos ein. In Ragnit erwähnte der Pantalemon den Gouverneur gleich mehrmals namentlich und lobte ihn über alle Maßen. Das tut er offenbar nicht ganz uneigennützig. Denn es ist Gorbenko zu verdanken, daß der neue orthodoxe Dom gegenüber dem Königsberger Rathaus überwiegend mit Steuermitteln aus der Gebietskasse finanziert wird.

Weitere Unterstützung sucht Gorbenko auch bei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mit zwielichtiger Vergangenheit. Hier sei zunächst nur der ehemalige Admiral der Baltischen Flotte, Witalij Iwanow, genannt. Iwanow gelangte zu trauriger Berühmtheit, als er sich und somit alle unter seinem Befehl stehenden Soldaten beim Putsch gegen Gorbatschow auf die Seite der Putschisten stellte. Kurze Zeit später wurde er vom jetzigen befehlshabenden Admiral Wladimir Jegorow abgelöst. Zuletzt war er in St. Petersburg, wohin man ihn damals strafversetzt hatte, aktiv. Nun kam Iwanow als Vertreter einer sogenannten russischen Militärbruderschaft nach Königsberg und beschloß gemeinsam mit Gorbenko, Wohnungen für Militärangehörige zu bauen. Doch entscheidend ist bei dieser Sache, daß diese Wohnungen nicht in Königsberg, sondern in St. Petersburg gebaut werden, und dies mit Geldern aus der Königsberger Gebietskasse, denn finanziert werden sollen die Wohnungen mit Geldern, die Gorbenko bei der Versteigerung von Importquoten im vergangenen Jahr erlöste. Immerhin waren dies mehr als vier Millionen Mark.

Doch nicht genug der absurden Entscheidungen des amtierenden Gouverneurs. Stellte er doch jetzt der Öffentlichkeit seine nächste Vizegouverneurin vor. Tatjana Grosmani, bisher in Moskau als Herausgeberin der Zeitschrift "Politika" tätig, wird ab sofort als Vizegouverneur Nr. 11 oder 12, keiner weiß zur Zeit genau, wie viele Vizegouverneure Gorbenko überhaupt hat, mit dem Aufgabengebiet "Informationssicherheit" betraut sein. Zur Zeit rätseln alle Journalisten des Gebietes, was Informationssicherheit" bedeuten könnte. So richtig kann es sich niemand aus der ganzen Königsberger Presselandschaft vorstellen, welche Aufgabe diese Dame tatsächlich erfüllen soll. Bekannt aber ist, daß Frau Grosmani eher zum Uraltflügel der postkommunistischen Revanchisten gezählt werden kann. Sie ist eine der Vertreterinnen, die für einen Präsidenten althergebrachter Art mit uneingeschränkter Machtbefugnis sind, sich ständig mit geradezu unflätigsten Worten vor allem über Menschenrechtsorganisationen äußert. Man kann also nur vermuten, daß Gorbenko sie geholt hat, um seine Gegner anzugreifen und sich selbst besser in den Medien zu verkaufen.

Ungemach droht Gorbenko aber auch aus dem eigenen Haus. Wurde doch jetzt der Leiter des Gebietssteueramtes, Wiktor Wassilijew, vom Dienst suspendiert, weil gegen ihn Ermittlungen der Kriminalpolizei wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten im Gange sind. Auf seine Suspendierung antwortete Wassilijew, er werde in den nächsten Tagen einige Bomben über die Arbeit der Gebietsverwaltung und ihres Chefs loslassen. Bleibt abzuwarten, was er damit meint. BI