28.03.2024

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09.09.00 Pirsch an der Reichsstraße 139

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. September 2000


Pirsch an der Reichsstraße 139
Die Fuchsjagd im Klein-Pentlacker Forst, Kreis Gerdauen

Der Pentlacker Wald gehörte zu den bedeutendsten Waldgebieten im Kreis Gerdauen. Das Waldgebiet befand sich etwa sieben Kilometer östlich von Nordenburg an der Reichsstraße 139, Nordenburg–Insterburg. Der größte Waldanteil war im Eigentum der Familie von Dunker in Burgsdorff und wurde von meinem Vater, Förster Erich Langer, verwaltet.

Zu den zahlreichen Wildbeständen gehörten Rotfüchse, die in den Wintermonaten, auch zur Erhaltung der Niederwildbesätze, intensiv bejagt wurden. Außerdem war der Verkauf von Fuchsfellen mit 20 bis 40 Reichsmark je Stück damals eine nicht unbedeutende Nebeneinnahme. Diese Fuchsjagden waren nur bei freundlicher Witterung aussichtsreich, da sich Füchse dann draußen auf Nahrungssuche befinden. Bei Regenwetter oder Schneetreiben halten sich Füchse vorübergehend in unterirdischen Bauen auf.

Aus arbeitszeitlichen Gründen fanden Fuchsbejagungen vorwiegend sonntags statt. Diese Jagdausübungen waren kleinere Drückjagden mit wenigen Teilnehmer, wobei die anderen Wildbestände wenig beunruhigt werden sollten. Füchse lassen sich von wenigen Treibern leicht aus ihren Tageseinständen "drücken", wobei sie beim Auswechseln überwiegend ihre altbekannten Fuchswechsel annehmen.

Als Schützen mit Schrotgewehren bewaffnet fungierten überwiegend mein Vater und sein sehr passionierter Jagdfreund Karl Albarus aus Klein-Pentlack und später auch ich als Jungjäger. Als Treiber waren meine Mutter und wir Kinder aber auch zeitweise oder gelegentlich Edith Albarus und Erich Hinz aus Klein-Pentlack sowie Christoph Milthaler aus Friedrichsflur dabei.

Der Ablauf der Fuchsdrückjagden war folgender: Die Schützen stellten sich bei den jeweils etwa 30 bis 40 Hektar großen Treiben in die Nähe der bekannten Fuchswechsel an. Hierbei war auf eine gute Deckung und, nicht zuletzt, auf die Windrichtung zu achten, zumal Füchse ein hervorragendes Geruchsvermögen haben. Die Treiber stellten sich zum Durchdrücken des Waldkomplexes in gleichmäßigen Abständen an und begannen nach einer vorbestimmten Uhrzeit das Treiben ziemlich geräuschlos durchzudrücken. Hier wurde nur ab und an mit Stöcken an Bäume geklopft, was Füchse veranlaßte, den Tageseinstand zu verlassen. Das laute Treiben mit Holzraspeln und lautem Zurufen, wie bei allgemeinen Niederwildjagden, war zu unterlassen. Grundsätzlich wurden bei diesen Treiben von den Schützen nur Füchse beschossen. Für die Treiber war das Vernehmen der Schrotschüsse ein nicht erheblicher Ansporn, auch durch dichtere Waldpartien zu gehen.

Nach vier bis fünf Treiben wurde die Fuchsjagd am frühen Nachmittag beendet. Die Tagesstrecke bestand meist aus ein bis drei Füchsen, die im Forsthaus nach einem verspäteten Mittagessen abgebalgt werden mußten. Hierbei war auf eine sehr sorgsame Arbeit zu achten, um Fellverletzungen zu vermeiden. Selbst die Zehen und der Kopf mit den Lauschern (Ohren) gehörten zum Fuchsbalg.

Nach dieser Arbeit waren die Fuchsfelle zum Austrocknen auf vorgeformte Holzbretter zu spannen und zu befestigen. Nach etwa zwei bis drei Wochen war der Trocknungsvorgang abgeschlossen. Das Fuchsfell wurde nunmehr gründlich gekämmt und gebürstet, um es auch optisch für den Verkauf vorzubereiten. Die Preise für Fuchsfelle waren sehr abhängig von der Größe, aber auch von der Beschaffenheit des Gesamteindrucks.

Bei schlechter Witterung befanden sich Füchse vorwiegend in Bauen, zum Teil konnte das Einwechseln von Füchsen in den Bau bei Neuschnee leicht festgestellt werden. Bei dieser Jagdart war es Aufgabe der Teckel, den oder die Füchse aus dem Bau zu treiben. Treiber waren bei dieser Jagdart nicht erforderlich. Die Schützen stellten sich vor dem Schnallen der Hunde schußgerecht am Fuchsbau auf. Durch den Hundelaut, aber auch durch die Angriffslust der tapferen Hunde verließen Füchse den bis dahin schützenden Bau. Dabei sprangen sie mit hoher Geschwindigkeit aus einer der zum Teil vielen Röhren des Baus. Nunmehr war es Aufgabe von Vater oder Karl Albarus, mit gut gezielten Schrotschüssen den Fuchs zu erlegen.

Es kam selten vor, daß sich ein Fuchs von den Hunden in eine Sackröhre des Baues treiben ließ. Der Fuchs mußte dann zum Erlegen vor dem Hundelaut durch einen Bodeneinschlag ausgegraben werden. Leider waren dann Füchse, besonders in den Jahren 1937/39 von Räude befallen, was die Felle unbrauchbar machte. Aber auch die Teckel waren durch Ansteckungen gefährdet.

Fuchsjagden der vorgeschriebenen Art waren beliebt, zumal sie überwiegend in recht winterlichen Wäldern stattfanden. Hierbei kam auch der Genuß der landschaftlichen Schönheit für die Teilnehmer nicht zu kurz. Willi Langer