25.04.2024

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23.09.00 NKFD und Bund Deutscher Offiziere

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 23. September 2000


NKFD und Bund Deutscher Offiziere
Gehörten die beiden Organisationen zum Widerstand?
von Philipp Freiherr v. Boeselager

Das Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) war eine zur Zersetzung des Widerstandswillens der Wehrmacht am 12./13. Juli 1943 in Krasnogorsk gegründete Organisation deutscher kommunistischer Emigranten, Überläufer und Kriegsgefangener, die unter nationalen Schlagworten durch Rundfunk, Flugblätter und Redner zum Widerstand gegen Hitler und zur Beendigung des Krieges aufriefen. Im September des Jahres 1943 verschmolz das NKFD mit dem am 11./12. jenes Monats von Kriegsgefangenen der 6. Armee in Lunjuwo gegründeten Bund Deutscher Offiziere (BDO). Nachdem mit dem Sieg der Sowjetunion ihr Zweck erfüllt war, wurde die Organisation im November 1945 aufgelöst.

Mit der Frage, ob das Nationalkomitee Freies Deutschland und der Bund Deutscher Offiziere zum Widerstand gehören, hat sich der von Bundestag und Bundesregierung 1955 gebildete Personalgutachterausschuß (PGA) intensiv beschäftigt, als es um das Problem einer Übernahme von Offizieren ging, die einer dieser beiden Organisationen angehört hatten.

Damals lebten noch viele Zeitzeugen, so daß sich der Ausschuß ein fast vollständiges Bild von den Erwägungen und Gedanken der Menschen des NKFD und BDO verschaffen konnte. Der Ausschuß, dem Vertreter aller Parteien mit Ausnahme der Kommunisten angehörten, ist damals einhellig der Ansicht gewesen, daß es sich bei diesen auf Veranlassung Stalins gegründeten Gefangenenorganisationen nicht um "Organisationen des Widerstandes" handelte.

Zur Beantwortung der oben gestellten Frage muß man sich über die Zusammensetzung der Organisation im klaren sein. Es gab grob gesprochen vier verschiedene Gruppen:

Als erstes die ob der Lügen Hitlers und seines Verrats an den Soldaten in Stalingrad enttäuschten Soldaten, die auf die Parolen Ulbrichts und seiner stalinistischen Genossen hereinfielen. Sie glaubten deren Versprechungen, daß ein schwarz-weiß-rotes Deutschland in den Grenzen von 1938 oder 1937 wiederhergestellt würde, wenn sie als Gefangene in diesen Organisationen mitmachten. Sie glaubten an ein zweites Tauroggen, waren blauäugig und erkannten zuerst nicht, daß alles nur ein stalinistischer Propagandatrick war. Später wandten sie sich, wie beispielsweise Seydlitz, tief enttäuscht vom NKFD ab, als sie sahen, daß sie sich vor einen falschen Wagen hatten spannen lassen. Jenen Menschen gebührt meine Achtung und ich habe großes Verständnis für ihren Weg.

Die zweite Gruppe von NKFD-Mitgliedern bestand aus Soldaten, die erlebten, wie ihre Kameraden, die nicht dem Komitee beigetreten waren, verhungerten. Sie unterschrieben die entsprechenden Aufrufe nur, um nicht zu verhungern. Es ging ihnen nicht um eine Entscheidung für oder gegen die Nazis, sondern um viel Elementareres, es ging ihnen um ihr Leben. Ich habe volles Verständnis für ihr Verhalten. Mit Widerstand hat es nichts zu tun.

Die dritte Gruppe bestand aus den späteren aktiven sogenannten Antifaschisten. Sie waren großenteils vorher prononcierte Nazis, teilweise nationalsozialistische Führungsoffiziere gewesen. Der spätere General der Nationalen Volksarmee Lattmann ist ein Beispiel für diesen Typus. Er hieß auf der Kriegsschule Krampnitz "Der braune Bomber" und war gefürchtet. Ein anderes Beispiel ist der spätere Generalmajor der Volkspolizei von Lenski, der drei Jahre Beisitzer am berüchtigten Volksgerichtshof gewesen war. Diese Männer hatten ein schlechtes Gewissen, wechselten ihre Gesinnung und wurden von ihren Kameraden verachtet. Sie waren es auch, die Kameraden, die nicht in eine der beiden stalinistischen Organisationen eintreten wollten, bei den Kommunisten denunzierten, mit der Folge langjähriger Gefängnishaft.

Die vierte Gruppe bestand aus emigrierten Kommunisten, die in Moskau wohnten, wie Ulbricht und Pieck. Sie hatten teilweise Dienstgrade in der russischen Armee. Viele ihrer ehemaligen kommunistischen Kameraden hatten sie ans Messer geliefert. Der Schumacherkreis weist dies in einer Denkschrift sehr eindrucksvoll nach. Sie waren keine Widerständler, sondern ganz einfach Verbrecher. Aber sie hatten, wie der Herausgeber der Zeitung des NKFD erklärte, das Komitee "immer unter Kontrolle".

Die Kommunisten im NKFD oder BDO kämpften gegen Hitler, aber sie gehören nicht zum Widerstand, da man diesen nur von innen heraus leisten kann.