24.04.2024

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30.09.00 Gedanken zur Zeit: "Outfit" und Vaterland

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. September 2000


Gedanken zur Zeit: "Outfit" und Vaterland
von Hans-J. v. Leesen

Vor der Fernsehkamera gefragt, für wen sie denn hier in Sydney kämpfe, etwa für das Vaterland, antwortete eine junge Sportlerin aus der deut-schen Mann-schaft überrascht: "Für das Vaterland? Nein, bestimmt nicht. Für mich natürlich. Und auch für die Mannschaft. Aber fürs Vaterland? Das klingt komisch." Und nach einer kurzen Pause, nachdenklicher: "Aber eigentlich kämpfen wir ja doch für unser Vaterland."

Die Momentaufnahme zeigt die Verwirrung, von der vor allem die jüngeren Deutschen erfaßt werden, wenn sie nach ihrem Land, nach ihrem Volk, nach ihrem Vaterland gefragt werden. Nachdem man Jahrzehntelang diese Begriffe verhöhnt hat, sie versucht hat zu ersetzen durch den unverbindlichen soziologischen Begriff der Gesellschaft, ihnen nur negative Eigenschaften unterstellt hat, sind viele jüngere Deutsche verblüfft, verwirrt, unsicher, wenn sie der Wirklichkeit begegnen.

Bei den Olympischen Spielen handelt es sich nun einmal um den sportlichen Wettstreit von Nationen. Am Eröffnungstag marschieren nicht Vereinsmannschaften auf, sondern Ländermannschaften, und sie tragen Schilder mit den Namen ihrer Länder vorweg. Zu Ehren des Siegers ertönt die Nationalhymne seines Landes, zu Ehren der Medaillengewinner werden die Nationalflaggen gehißt. Man bedauert fast die jungen Deutschen, die – beim letzten Mal selten genug – auf dem Siegertreppchen stehend, manchmal nicht recht zu wissen scheinen, wie sie sich ihren nationalen Symbolen gegenüber zu verhalten haben. Denn ihnen ist ja beigebracht worden, sei es im Schulunterricht, sei es bei der täglichen Zeitungslektüre oder beim Konsumieren des Fernsehprogrammes, daß ihre Nation, ihr Vaterland negativ besetzt ist. Äußert jemand, er sei stolz darauf, Deutscher zu sein, schlägt ihm wieherndes, hämisches Gelächter entgegen. "Typisch deutsch!" Das heißt aus dem Munde eine Publizisten: ganz schön blöd.

In der Berichterstattung über die Olympischen Spiele vermeidet man möglichst die Bezeichnung "Deutschland". So liest man etwa in der Zeitung über die Rangfolge der Judo-Klasse bis 63 kg – Frauen, daß die Goldmedaille gewonnen sei von Severine Vandenhende (Frankreich), Silber von Shufang Li (China), Bronze von Vandecaveye (Belgien). Fünfte sei Anja von Rekowski geworden, aus Hannover. So vermeidet man den Begriff "Deutschland".

Man benutzt in den Medien und in der großen Politik offensichtlich ungern das Wort "Deutschland" und spricht lieber von "der Republik". Man beobachte einmal unseren Außenminister-Darsteller Joseph-Joschka F., mit welchen Verrenkungen er es vermeidet, das Wort "Deutschland" in den Mund zu nehmen. Er findet dafür hundert Umschreibungen. Wenn er konsequent wäre, dann hätte er sich geweigert, den Ministereid abzulegen, in dem die Funktionsträger schwören, das Wohl des deutschen Volkes zu mehren. Manche erinnern sich noch der sozialdemokratischen Kultusministerin Schleswig-Holsteins, die sich weigerte, an ihrem Segelboot die deutsche Flagge zu setzen und die daher in einem dänischen Hafen mit einer Ordnungsstrafe belegt wurde.

Warum denn wohl war Deutschland die erfolgreichste Olympia-Nation 1936 und warum wies die DDR so überragende Leistungen ihrer Sportler auf? Weil in beiden Fällen – und das hat nichts zu tun mit dem ideologischen Gehalt – das Gemeinschaftsgefühl aktiviert worden war. Die Sportler traten ein für die Ehre ihrer jeweiligen Gemeinschaft und wuchsen damit über sich selbst hinaus. Offenbar ist bei unseren mitteldeutschen Sportlerinnen und Sportlern davon immer noch einiges übrig, was Harald Schmidt zur berechtigt süffisanten Aufstellung eines Medaillenspiegels veranlaßte, nach dem Schema vor der Wiedervereinigung. Da zeigte es sich, daß die Masse der deutschen Olympiasiege im Jahre 2000 von Sportlern aus dem Gebiet errungen wurde, das bis 1990 zur DDR gehörte, während die auf Extrem-Individualismus getrimmten und nur dem Geld nachjagenden Wessis weit abgeschlagen waren.

Für ihr Vaterland gehen sie also nicht in die sportliche Arena. Sie lassen sich aber sehr wohl von ihrem Vaterland ihr aufwendiges Trainigsprogramm finanzieren, ihre Reise nach Sydney, ihr schickes Outfit und was alles dazugehört.

Sie sind in die Irre geführte, orientierungslose junge Deutsche und nicht verantwortlich für die Zerstörung des deutschen Gemeinschaftsgefühls, das man auch Nationalbewußtsein nennt.