25.04.2024

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14.10.00 Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Oktober 2000


Leserbriefe


Nationalfeiertag
Betr.: 3. Oktober

Der 3. Oktober wird nie wieder den aufwühlenden Freudentaumel des Mauerfalls bringen können, weil er zwar mit einem lachenden Auge an das gewaltige und wunderbare Geschehen der Wiedervereinigung Deutschlands erinnert, mit einem weinenden Auge aber nicht nur bestehende Probleme – die lösbar sein werden – wahrnimmt, sondern auch voll Schmerz und Zorn immer sieht, daß dieses Glück erkauft und erpreßt wurde mit der Unterschrift Nichtbetroffener unter die völkerrechtswidrige Stalingrenze an Oder und Neiße, ein Viertel alten deutschen Staats- und Kulturgebietes ohne Wiedergutmachung preisgebend. All die Beteuerungen west- und mitteldeutscher Politiker, die von den Siegern schon zu Kriegsbeginn ins Auge gefaßte Verkleinerung Deutschlands sei unvermeidbar gewesen, heben die Tatsache nicht auf, daß hier um Völker- und Menschenrecht seitens westdeutscher Nachkriegspolitiker (geschweige von Pankow) niemals mit dem Florett oder schweren Säbel des Geistes und Wortes engagiert gekämpft worden ist. Allzu leicht fanden sich die Verantwortlichen, durch Existenz-, Heimat- und Identitätsverlust selbst nicht bedroht, mit gegebenen bequemen Formeln und behaupteten Unabänderlichkeiten ab und "verzichteten" auf etwas, das sie weder innerlich noch äußerlich berührte. So wurde die deutsche Einheit auf den Rücken und Knochen von mehr als 15 Millionen deutscher Zivilbevölkerung gebaut, die ihre Heimat zufällig jenseits jener Flüsse hatten (und von denen, es sei hier nebenbei bemerkt, die braune Flut nicht ausging, man frage nach den Herkunftsländern der drei Dutzend führender NS-Figuren). Die preisgegebenen Ost- und Südostdeutschen kommen in den Reden dieser Tage nicht mehr vor; Heutige gönnen den Beiseitegestoßenen und ihren zweieinhalb Millionen Vertreibungstoten, sie feindlich ausgrenzend und gar attackierend, nicht einmal ein Minimum "gegen das Vergessen" in Form eines Zentrums gegen Vertreibungen in der deutschen Hauptstadt, angesichts von Millionenaufwendungen für andere Opfergruppen. Die Geschichte wird hierüber ihr Urteil fällen. Schöner, bitterer 3. Oktober.

Stephanie Heidelmeyer

Alzenau

Feierlichkeiten in Pillau und Trakehnen
Betr.: Folge 36/00 – ",Ich hatt’ einen Kameraden …‘" und ",Das eisige Klima aufzutauen …‘"

Ich habe als Sohn eines im Raume Schulzenwalde/Nemmersdorf Mitte Januar 1945 tödlich verwundeten Soldaten (Fallschirmpanzergrenadierregiment 3 H.G.) an den Feierlichkeiten in Pillau und Trakehnen teilgenommen. Beide Veranstaltungen hatten einen sehr unterschiedlichen Charakter. Das ist nicht nur meine Meinung, alle alten Kameraden des Fallschirmpanzerkorps, mit denen ich ins Gespräch kam, haben das auch so gesehen. Peter Fischer als Teilnehmer an beiden Veranstaltungen drückt sich bezüglich der unerfreulichen Geschehnisse in Pillau in seinem Leitartikel da noch recht vornehm und zurückhaltend aus. Drei gewichtige Stimmen zum Ablauf der Einweihung des deutschen Soldatenfriedhofes in Pillau: Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, der Präsident des Bundes Deutscher Fallschirmjäger, Prof. Dr. Bliss, der Vorsitzende des Kameradschaftsbundes Fallschirmpanzerkorps e.V. Wilfried Seide – einstimmig – unmöglich!

Was war geschehen? Offensichtlich hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei solchen Veranstaltungen bei der Auswahl seiner Repräsentanten eine unglückliche Hand, diesen Leuten fehlt es an einer gehörigen Portion Fingerspitzengefühl.

Als Repräsentant des Volksbundes fungierte in Pillau der Präsident des Brandenburgischen Landtages, Herr Knoblich. In einer viel zu langen Rede wurde ausführlich auf die Schuld des Deutschen Reiches beim Überfall auf die Sowjetunion verwiesen.

Alles Fakten, die bekannt sind, abgesehen davon, daß aufgrund russischer Forschungsergebnisse Stalin das Deutsche Reich ebenfalls überfallen wollte. Haben dieses aber die gefallenen deutschen Soldaten in Nordostpreußen zu vertreten? Die Angehörigen des Fallschirmpanzerkorps beispielsweise haben Ende 1944 Anfang 1945 verbissen gekämpft, nicht für Hermann Göring und auch nicht für Adolf Hitler.

Mir ist aus der Rede des Herrn Knoblich – die im übrigen im Wortlaut dem Kameradschaftsbund vorliegt – nicht in Erinnerung, daß er diesen Einsatz der deutschen Soldaten entsprechend gewürdigt hat. Dieser Einsatz hatte zugunsten der ostpreußischen Bevölkerung noch einen Sinn, nachdem die politische Führung in verbrecherischer Weise versagte. Haben die Soldaten in Ostpreußen durch ihr Ausharren doch verhindert, daß ein Großteil der Bevölkerung in die Hände der Roten Armee fiel.

Ein Satz scheint offensichtlich zum Standard des Volksbundes bei solchen Veranstaltungen geworden zu sein: In diesem Land wird jetzt russisch gesprochen – und so hat es die Geschichte entschieden – wird dieses morgen auch der Fall sein. So gesprochen von Herrn v. der Recke 1998 in Schloßberg und jetzt wieder von Herrn Knoblich in Pillkallen. Sehr geistreich, meine Herren! Offensichtlich meint man mit einem solchen Kotau Eindruck bei den Gastgebern zu erwecken. Ich habe bei meinen Reisen in Ostpreußen die Erfahrung gemacht, daß den Russen der Schuh ganz woanders drückt.

Die Einweihung eines Gedenksteins durch den Kameradschaftsbund Fallschirmpanzerkorps in Trakehnen für die gefallenen deutschen Soldaten hatte einen ganz anderen Charakter. Ein Vertreter des Volksbundes nahm hier nicht teil. Unter Federführung des Kameradschaftsbundes war diese Feier vorbereitet, organisiert und finanziert worden. Zahlreiche Vorverhandlungen mit der russischen Seite sind dem vorausgegangen, hier hat sich insbesondere der Vorsitzende des Kameradschaftsbundes, Herr Wilfried Seide, in unermüdlicher Weise eingesetzt.

Gut angekommen – und paßte genau in den Rahmen – die in russisch gehaltene Rede von Prof. Dr. Bliss (Präsident des Bundes Deutscher Fallschirmjäger). In seiner Ansprache wies er darauf hin, daß es die Tragik beider Völker war, miteinander Krieg zu führen, obwohl auf Grund historischer Verzahnungen hierfür kein Grund bestand. Die besten Offiziere im Zarenheer waren preußischer Abstammung. Die Zarin Katharina II. kam aus dem Hause Anhalt-Zerbst.

Das am Gedenkstein gespielte Lied vom guten Kameraden und der Trauermarsch von Chopin wurden meisterhaft von der russischen Militärkapelle dargeboten. Später traf man sich in Zelten zu einem Imbiß. Ich habe dabei festgestellt, wir jungen Menschen der Nachkriegsgeneration beider Völker können miteinander reden – und zwar offen. Bernd Dauskardt

Hollenstedt

 

Parteienverbot
Betr.: Verbot von Parteien in Deutschland

Verbietet alle nicht gewünschten Parteien, dann habt Ihr bei der nächsten demokratischen Wahl garantiert die absolute Mehrheit und der Wähler kann sich auch unbeabsichtigt nicht mehr verwählen. Sollten sich vereinzelte Wähler aber doch verwählt und falsch gewählt haben, so könnt Ihr diese Stimmzettel immer noch für ungültig erklären. Horst E. Brachtel

Stelle

 

Verengleutschung
Betr.: Folge 30/00 – ",Sprache der Freiheit‘"

In einem Artikel der "Deutschen Presse" in Canada spricht man von der "Verengleutschung" der deutschen Sprache. Nichts gegen Fremdsprachen, aber das sollen sie auch bleiben und bei Bedarf gesprochen werden. In meiner Schulzeit wurde uns klargemacht, daß im eigenen Land jedes Fremdwort durch ein deutsches zu ersetzen ist.

Vor einiger Zeit hatte ich Besuch von meiner Cousine , die seit vielen Jahren in England lebt. Als wir hier durch die Stadt gingen, sagte sie: "Ich habe immer noch den Eindruck, in England zu sein, denn wohin ich auch schaue, ich lese nur Englisch. Was ist los in Deutschland?"

Ihre Zeitung ist so großartig, daß man sie von der ersten bis zur letzten Seite mit Begeisterung lesen muß. Christel Schmitz

Mönchengladbach

 

Nach Sprachgefühl
Betr.: Rechtschreibreform

Kein langes Leben hienieden war der Rechtschreibreform beschieden. Jede Sprache verändert sich im Laufe der Zeit, Worte werden unmodern, neue Worte tauchen auf. Das geschieht aber im Inneren des Volkes, nicht auf Anweisung von oben. Schade daher um die überflüssige Arbeit, ganz abgesehen von den sinnlosen Kosten. Ein paar Änderungen fand ich logisch, besonders in bezug auf die Großschreibung von Worten, denen ein zusammengezogener Artikel (zu dem = zum beispielsweise) vorangeht.

Versuchskaninchen dieser Aktion sind wieder mal die Schüler wie auch beispielsweise bei der Mengenlehre und den Verfälschungen unserer Geschichte. Niedersachsen will an der Reform festhalten, Schleswig-Holstein war von Anfang an dagegen.

In Zukunft werde ich mich auf mein Sprachgefühl verlassen und so schreiben, wie ich es als richtig empfinde. Anna-Luise Lucke

Lüneburg

Täglich verhöhnt
Betr.: Folge 36/00 – "Eine kalte Dusche"

Ich kann es gar nicht erwarten, mein geliebtes Ostpreußenblatt am Freitag jeder Woche zu erhalten. Jubelnd quittierte ich den Inhalt des obengenannten Beitrags von Herrn Wilhelm v. Gottberg, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, über Kanzler Schröders Rede in Berlin! Herr v. Gottberg fragt, was mag er für Berater haben?

Auch wir werden hier täglich verhöhnt, bin Jahrgang 1913, habe sieben Enkelkinder, wohlgeraten, sind alle ehrlich um Arbeit bemüht, Familie gründen gehört zur Utopie. Unsere mitteldeutsche Jugend, fälschlich Ostjugend genannt, bäumt sich jetzt gegen Unrecht, völlige Perspektivlosigkeit auf, bekundet ihren Unmut, wird als zum Rechtsradikalismus gehörend eingestuft, da kommt wirklich die Dummheit der Parlamentarier zum Ausdruck. Natürlich darf es keine Gewalt geben. Die Jugend will mitmachen und gehört werden, da ist der Schlüssel, den aber arrogante Borniertheit nicht findet!

Herrn v. Gottberg bewundere ich, wie er so sicher und unverblümt die Wahrheit sagt, so sind wir alten Preußen geboren und geblieben! Das Nichtwissen, aber auch das Nicht-wissen-Wollen über uns Vertriebene ist doch gekonnt und wissentlich gewollt. Hier wird doch permanent von den neuen Bundesländern gesprochen, der Einheit Deutschlands, die Kornkammer, Ernährungsgrundlage des Deutschen Reiches fehlt doch, sie gehört auch zur Einheit Deutschlands! Solange wir hier in Mitteldeutschland keine Produktionsbetriebe mit auslandsfähigen Verkaufsgütern produzieren dürfen, wird es hier keine gesunden Familien mit Kindersegen und gesicherten Arbeitsplätzen geben, das ist der Schlüssel, mit Gerede in großen Foren kommt nur "Bla-Bla", das ist auch ein Schlüssel.

Das Vertrauen zu dieser jetzigen Regierung haben wir Erwachsenen ebenso wie die Jugend verloren. Mit Verboten kommen wir nicht weiter, wir brauchen die Vorbildwirkung, keine Spiegelfechterei, die nur Schall und Rauch bringt.

Unsere Wirtschaft ist nicht nur krank, sie ist todkrank, das signieren die Briefkastenfüllungen der Werbeschriften!

Was soll der Unsinn mit dem Euro, das ist unser Untergang, die sich jetzt abzeichnende erneute Enteignung, Inflation. Als Jahrgang 1913 bin ich durch diese Zeit gegangen und habe nichts vergessen, wann zeichnet sich die Besonnenheit der führenden Staatsmänner, zur Gesundung der gesamten Wirtschaft, ab? Horst Frank

Bad Bibra

 

Nettelbeck lebt
Betr.: Folge 35/00 – ",Wir rufen Sie wieder an’"

Ihr Mitarbeiter Hans-Joachim v. Leesen fragt in seinem obengenannten Beitrag nach dem Sinn der deutschlandweit losgetretenen Kampagne gegen "Rechts".

Zur Zeit tobt in Deutschland eine  mit publizistischen Kanonen schwersten Kalibers entfesselte Schlacht, die einzig dem Ziel dient, die Gefahren aus dem Internet zu konterminieren. Jetzt droht die Revolution ihre eigenen Kinder zu fressen. Es ist zweifelhaft, ob dieser überfallartig entfesselte Krieg mit dem Sieg der Usurpatoren endet – die Geschichte beweist das Gegenteil.

Wird es ein deutsches, ein europäisches, ein weltweites "Tauroggen" bringen? Joachim Nettelbeck ist alt geworden, aber er lebt noch – und er hat Verwandte in der ganzen Welt! Martin Wagner, Rostock