18.04.2024

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11.11.00 "Daily Telegraph" enthüllt frühe US-Ziele für die Gegenküste

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. November 2000


Europa als "getarnte Operation"
"Daily Telegraph" enthüllt frühe US-Ziele für die Gegenküste

In den USA sind brisante Regierungsdokumente zum Vorschein gekommen, aus denen hervorgeht, daß die amerikanischen Nachrichtendienste in den 50er und 60er Jahren eine Kampagne geführt haben, die die Bemühungen zur Schaffung eines vereinten Europa vorantreiben sollten, und daß sie dabei die europäische föderalistische Bewegung finanziell unterstützt und selbstverständlich entsprechend beeinflußt haben. Inzwischen hat sich natürlich die Einstellung der USA wegen der aufgekommenen Konkurrenz Europas im Wirtschaftswettbewerb grundsätzlich geändert.

Wie aus einem Bericht des Londoner "Daily Telegraph" hervorgeht, sind die Dokumente von Joshua Paul, einem Forscher der Georgetown-Universität, entdeckt worden. Daraus geht hervor, daß das Hauptinstrument, wodurch Washingtons Europa-Politik umgesetzt wurde, das 1948 gegründete American Committee for a United Europe (Amerikanisches Komitee für ein Vereintes Europa – ACUE) gewesen sei. Vorsitzender des Komitees war General William J. Donovan, Leiter des während des Krieges bestehenden Office of Strategic Services (OSS), des Vorgängers der CIA. Donovans Stellvertreter war Allen Dulles, der später in den 50er Jahren zum CIA-Direktor aufgerückt war (und dessen Bruder, John Foster Dulles, unter Präsident Eisenhower Außenminister wurde). Zum Gremium gehörten außerdem Walter Bedell Smith, der erste Direktor des CIA, sowie andere ehemalige OSS-Offiziere, die später für längere oder kürzere Zeit Mitarbeiter der CIA waren.

Die USA haben sich damals aggressiv für die Bildung eines "europäischen Staates" eingesetzt. Ein Memorandum vom 26. Juli 1950, das von Donovan unterzeichnet ist, beinhaltet Anweisungen für eine Kampagne, die die Schaffung eines mit allen Befugnissen ausgestatteten europäischen Parlaments zum Ziel hatte.

Die Dokumente weisen darauf hin, daß das ACUE die Europäische Bewegung, die wichtigste föderalistische Organisation der Nachkriegsjahre, finanziert hat. So, z.B., sollen 1958 genau 53,5 Prozent des Etats der Bewegung von Washington gesichert worden seien. Auch die European Youth Campaign, einer der Arme der Europäischen Bewegung, war zu 100 Prozent von den USA finanziert und kontrolliert. Als der Leiter der Europäischen Bewegung, Joseph Retinger, sich gegen die allzu starke amerikanische Kontrolle wandte und versuchte, in Europa Geld zu sammeln, wurde er postwendend gerügt und auf seinen Platz verwiesen.

Übrigens wurden alle Verantwortlichen der Europäischen Bewegung, Retinger, Robert Schuman und der ehemalige belgische Ministerpräsident Paul-Henri Spaak, von ihren amerikanischen Sponsoren als "bezahlte Angestellte" behandelt, schreibt der "Daily Telegraph".

Die Rolle der USA bei der Errichtung des "Vereinten Europas" wurde als eine "getarnte (covert) Operation" behandelt. Die Fonds des ACUE stammten von den Stiftungen Ford und Rockefeller sowie von Geschäftsgruppen, die enge Verbindungen zu der US-Regierung hatten. Ende der 50er Jahre wurde der Präsident der Ford-Stiftung, der Ex-SS-Offizier Paul Hoffman, Kopräsident des ACUE.

Eine wichtige Rolle soll auch dem State Department zugekommen sein. Ein Memorandum der Europa-Abteilung vom 11. Juni 1965 empfiehlt es dem EWG-Vizepräsidenten Robert Marjolin, die Realisierung einer Währungsunion anzustreben, aber auf heimlicher Weise.

Das Dokument empfiehlt, man solle so vorgehen, daß die Debatte zu diesem Thema so lange erstickt werde, bis der Punkt erreicht ist, wo "die Annahme dieser Vorschläge praktisch unausweichlich wird". Als besonders pikant im Kontext des dänischen Referendums zum Beitritt zur Währungsunion sind die Enthüllungen betreffend die Rolle, die die USA im Hintergrund gespielt haben, um Dänemark in die EWG zu bringen. Aus den Dokumenten geht hervor, daß Washington sich bemüht hat, Einfluß auf die wichtigsten politischen Gestalten Dänemarks nach dem Krieg zu nehmen: so soll Jens Otto Krag, der Ministerpräsident, der den Beitritt Dänemarks 1972 in den Gemeinsamen Markt bewirkt hat, enge Verbindungen zu der Bilderberg-Gruppe gehabt haben, zu der bekanntlich einflußreiche amerikanische und europäische Gestalten gehörten, die sich für die Förderung der europäischen Integration und den freien Handel entlang der von Washington aus erarbeiteten Richtlinien einsetzten. (Anschließend soll gesagt werden, daß die Bilderberg-Gruppe in der Zwischenzeit ihre Orientierung völlig geändert hat: heutzutage gehören dazu zahlreiche Euroskeptiker, und auch in Amerika herrschen gemischte Gefühle, was die europäische Integration anbelangt.) Ivan Denes