23.04.2024

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18.11.00 Zitat

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. November 2000


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Zudem erhielt Rußlands Öffentlichkeit erst jüngst Kenntnis von einem Einsatzbefehl des Oberbefehlshabers vom 17. November 1941. Dieser Befehl mit der Nummer 0 428 weist die sowjetischen Truppen an, sich strikt an die Order zu halten, wonach alle Ortschaften im Hinterland der deutschen Truppen in einer Tiefe von 40-60 km von der vordersten Linie an gerechnet, sowie 20-30 km rechts und links der Fernverkehrsstraßen zu zerstören und dem Erdboden gleichzumachen sind. Dokumente aus dem Sammelband "Die versteckte Wahrheit des Krieges – 1941" vermitteln nur eine ungefähre Vorstellung von dem, was wirklich geschah: Um den Befehl zu erfüllen, wurden Luftwaffe, schwere Artillerie, Flammenwerfer, Luftlandetruppen und das NKWD eingesetzt. Auf ihrem Rückzug zerstörten die Einheiten und Verbände der Roten Armee Elektrizitätswerke und Industriebetriebe mitsamt allen dort lagernden Vorräten an Rohstoffen und Fertigprodukten. Stalin setzte auf die Taktik der verbrannten Erde, auch wenn dazu, rein strategisch betrachtet, kein Grund vorhanden war. Stets wurde verschwiegen, daß diese Verluste später offiziell als Schaden verbucht wurden, den die sowjetische Volkswirtschaft während des Krieges erlitten hatte.

Drittens schließlich fällt auf, daß der Metropolit von Kiew und Galizien Mitglied der Schwernik-Kommission wurde. Angeblich sollte er "den der russisch-orthodoxen Kirche entstandenen Schaden so vollständig wie möglich inventarisieren", obwohl die Deutschen im Gegensatz zu Stalin erwiesenermaßen bemüht waren, sich gegenüber der Kirche loyal zu verhalten. Wenn die Besatzer trotzdem Meßgerät mitgehen ließen, stammte dies zumeist nicht aus Kirchen, sondern aus den Magazinen aufgegebener, verwahrloster Museen. Schließlich haben die Bolschewiken nach ihrer Machtergreifung im Oktober 1917 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges über 50 000 Kirchen ganz oder teilweise zerstört.

Ganze Wagenladungen an Abendmahlgefäßen und Altargegenständen aus Edelmetallen und eine Unmenge theologischer Schriften wurden damals für "staatliche Zwecke" beschlagnahmt. Etwa eine Viertel Million Glocken wurde eingeschmolzen. Möglich, daß die Schwernik-Kommission bemüht war, einen Teil dieser Verbrechen auf Hitler abzuwälzen, zumal dies gängige Praxis zu sein schien.

Ende 1993 öffnete Großbritannien bislang gesperrte Archive des britischen Geheimdienstes. Unter anderem jene, wo Fakten zu "Untaten" der Wehrmacht in den besetzten Gebieten fabriziert wurden. Bis heute weiß niemand, ob während des Krieges nur die Briten auf diese – zugegeben – originelle Spielart politischen Banditentums setzten oder ob derlei Erfindungen bei den Alliierten allgemein übliche Praxis war. Ich habe keineswegs die Absicht, wirkliche Verbrechen der Nazis und der Wehrmacht zu beschönigen. Andererseits aber kommt niemand an der Tatsache vorbei, daß die deutschen Besatzungstruppen Exzesse und Diebstähle der eigenen wie auch italienischer und ungarischer Kontingente in den besetzten Gebieten verfolgten und bestraften. Derartige Dokumente fanden sich schon in früher freigegebenen Archivbeständen.

Zweifel an der Objektivität, mit der die Regierungen der Anti-Hitler-Koalition die Untaten deutscher Nationalsozialisten und ihrer Satelliten bewerteten, sind also durchaus angebracht. Doch über Sieger sitzt man nicht zu Gericht, wie ein russisches Sprichwort weiß. Zwangsläufig drängt sich daher die Frage auf, inwieweit man dem "Wort der Genossen" trauen kann.

Aus: Pawel Nikolaewitsch Knyschewskij: Moskaus Beute, München und Landsberg 1995, Olzog Verlag