28.03.2024

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09.12.00 "Üb’ immer Treu’..."? (II)

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. Dezember 2000


Potsdamer Garnisonkirche:
"Üb’ immer Treu’..."? (II)
Ungedeckte Alleingänge des Präses Michalsky

Die Veröffentlichung des Ostpreußenblattes über die Absichten der Kreissynode des evangelischen Kirchenkreises Potsdam und seines Präses Stephan Michalsky zum Wiederaufbau des Turmes der historischen Garnisonkirche (OB Folge 47) hatte hohe Wellen geschlagen. Die Geschäftsstelle der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e. V., in der die Fäden der Finanzierung und des Wiederaufbaues zusammenlaufen, wurde mit Anrufen bestürmt, in denen Bürger ihrer Empörung über die unverständliche Meinung des Präses Michalsky Ausdruck gaben und anregten, man möge sich mit der Stellungnahme der Kirche und den Äußerungen des Präses nicht zufriedengeben.

Unter Berufung auf eine Veröffentlichung der Berlin-brandenburgischen Kirchenzeitung vom 12. November 2000 hatte Das Ostpreußenblatt berichtet, mit nur knapper Mehrheit habe sich die Synode des Kirchenkreises Potsdam entschieden, sich weiter an den Planungen für den angeblich umstrittenen Wiederaufbau der von der SED 1968 gesprengten Garnisonkirche zu beteiligen. Der Veröffentlichung der Kirchenzeitung konnte man entnehmen, daß die Synode die Forderung gestellt habe, es müsse durch ein eigenes Konzept der evangelischen Kirche "verhindert werden, daß die einst staatliche Kirche nach einem Wiederaufbau zur Sammlungsstätte Ewiggestriger und Rechtsextremer werde".

Jetzt stellte sich heraus, daß diese letzte Feststellung lediglich die private Meinung und Absicht des Präses Michalsky war und keineswegs Gegenstand der Abstimmung der Kreissynode. Es war denn auch Michalskys mit der Synode offenbar nicht abgestimmter Plan, den Turm der Garnisonkirche, dessen Wiederaufbau dank der von der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e. V. gesammelten Spenden bald begonnen werden könnte, als Beratungsstelle für Kriegsdienstverweigerer oder als Dauerstandort der Wanderausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht zu verwenden.

Nach der Veröffentlichung des Abstimmungsergebnisses der Synode und den Äußerungen ihres Präses Michalsky hat der erste Vorsitzende der Traditionsgemeinschaft, Oberstleutnant a. D. Max Klaar, der evangelischen Kirche Potsdam mitgeteilt, daß die Traditionsgemeinschaft ein Ansinnen, wie es Präses Michalsky geäußert hat, nicht mittragen würde. Das würde bedeuten, daß die über sieben Millionen DM Spendengelder einer Stiftung zugeführt würden, die im Sinne der Spender arbeiten soll, und daß sich die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel auflöst. Damit wäre die Wiedererrichtung des Turmes der Garnisonkirchen durch das Verhalten der evangelischen Kirche gescheitert.

Die Traditionsgemeinschaft erläutert, daß ein fünfköpfiges Gremium eingerichtet worden ist, welches der Kirchenleitung bis zur Frühjahrssynode 2001 zuarbeiten soll, welche Wünsche die evangelische Kirche bezüglich des Geschehens im Turm der Garnisonkirche hat. Die Rolle der evangelischen Kirche wird sein, theologische Verantwortung zu übernehmen.

Als die Traditionsgemeinschaft als gemeinnütziger Verein 1984 gegründet wurde, hatte sie den Zweck, "die ungelöste deutsche Frage im Bewußtsein der Öffentlichkeit zu halten". Dazu wollte man zunächst das historische Glockenspiel, das beim alliierten Luftangriff am Ende des Krieges zerstört worden war, neu schaffen. Seine Melodien, so vor allen "Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit", wurden zum Symbol preußischer Haltung und sollten die Bürger auffordern zum Gehorsam gegenüber Gottes Geboten und zu Redlichkeit im Umgang miteinander.

Als der Verein 1991 Kontakte zur evangelischen Kirchengemeinde aufnahm und fragte, welche Wünsche sie bezüglich der Wiedererrichtung der Kirche habe, war die Antwort eindeutig: die evangelische Kirche wollte das Gotteshaus nicht haben. Positiv hingegen war die Antwort der katholischen Kirche. Der Traditionsverein würde als Träger fungieren unter der Bedingung, daß im Turm ein Ort der Verkündigung entsteht, der beiden Konfessionen im ökumenischen Sinne zugänglich sein soll.

Die Unterhaltung des Turmes könnte eine noch zu gründende Stiftung übernehmen, die den Namen "Friedrich-Wilhelm-I.-Stiftung oder "Stiftung Garnisonkirche" tragen könnte. Die Traditionsgemeinschaft ist bereit, eine Ersteinlage von DM 400 000 zu leisten. Hans-Joachim v. Leesen