28.03.2024

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23.12.00 LESERBRIEFE

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 23. Dezember 2000


LESERBRIEFE

Leserbrief: Stolz und Achtung
Betr.: Folge 43/00 – ",National sein ist Ehrensache!‘"

Eingangs meines Schreibens möchte ich Herrn v. Leesen für diesen Artikel sehr herzlich danken und mitteilen, daß ich Kurt Schumacher noch oder gerade heute für einen der profiliertesten deutschen Politiker halte. Zu den Themenbereichen der heutigen SPD-Politiker oder zu seinem Verhältnis zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland möchte ich nichts sagen – nämlich keine Antwort ist eine Antwort.

Diese Ausführungen sind aber nicht der Grund meines Schreibens. Noch heute kann ich mich an die Beerdigung von Dr. Kurt Schumacher 1952 auf dem Oberricklinger Friedhof in Hannover erinnern. Damals habe ich als Sechsjähriger zusammen mit meiner Mutter und meiner Tante an äußerst prominenter Position diese Beerdigung, eine Demonstration des politischen Willens des deutschen Volkes, miterlebt. Bis heute sind mir diese Hunderttausende und die Flut von Kränzen noch immer in Erinnerung. Aufgrund dieses frühen Erlebnisses habe ich mich dann später sehr intensiv mit Dr. Kurt Schumacher und seinem bewegenden Schicksal beschäftigt. Daher kann ich über den heutigen Zustand der SPD beziehungsweise über die historische Leistung Adenauers nur den Kopf schütteln.

Aufgrund des Verhältnisses der heutigen SPD zu den Vertriebenen bin ich kein Parteigänger dieser Partei – aber wenn ich in meine Vaterstadt Hannover und nach Ricklingen komme, so suche ich immer das Grab Dr. Kurt Schumachers auf, weil er noch zu einer Generation von deutschen Politikern gehört, auf die wir mit Stolz und Achtung blicken können. Dieses Verdienst wird ihm niemand nehmen können!

Volker Neumann, Allagen

Leserbrief: Ein nettes Erlebnis
Betr.: Begegnung mit Klaus Kinkel in Königsberg

Als Heimweh-Touristen aus Hallenau hatten wir ein besonderes Erlebnis in Königsberg. Am 31. August dieses Jahres stand plötzlich unser ehemalige Außenminister Klaus Kinkel vor uns. Er begrüßte uns mit Handschlag und dabei wirkte er ganz vertraut. Dann plachanderten wir noch ein bißchen.

Helmut Staar, Hamburg

Leserbrief: Aufruf an die anständigen Ausländer
Betr.: Aufstand der Anständigen

Der Bundeskanzler hat zum Aufstand der Anständigen aufgerufen – viele kamen in Berlin und auch in unserer Region stellvertretend für die übergroße Mehrheit des Volkes.

In unserer Region hat es kaum oder gar nicht rechtsextreme Verbrechen gegeben, aber eine Anzahl schlimmer Taten von Ausländern. In Bremen wird wohl der schlimmste Fall verhandelt: ein querschnittsgelähmter Kurde wurde von Kurden so lange mit dem Auto überfahren, bis er tot war, seine Frau in den Weserschlick gedrückt – bis zum Ersticken. Der Mord an einem Litauer und einem Deutschstämmigen in Hude durch mutmaßliche Litauer steht vor der Aufklärung, und der Mord an einem Ehepaar im Landkreis durch einen gedungenen russischen Mörder ist noch in der Erinnerung.

Es ist an der Zeit, daß unsere anständigen ausländischen Mitbürger aufstehen, auch auf die Straße gehen, diese, aber auch weniger spektakuläre kriminelle Taten mißbilligen. Hört auf, Euch mit unberechtigten Asylanträgen den zeitlichen oder dauernden Aufenthalt in unserem Land zu erschleichen, gebt Euren Kindern ein Vorbild und erzieht sie zu Achtung vor unseren Gesetzen, hört auf, Autos aufzubrechen oder auch zu stehlen, überfallt keine Supermärkte mehr, vor allem aber: Laßt endlich das Morden sein!

Manfred Beier, Ganderkesee

Leserbrief: Keine Hafenstadt
Betr.: Folge 45 – "Vom ,Panthersprung‘ zur Einigung"

Fes ist natürlich keine Hafenstadt, sondern liegt ziemlich im Zentrum des Landes und war damals die Hauptstadt Marokkos. Daß sie 1911 rasch von französischem Militär besetzt werden konnte, zeigt, wie weit die französische Infiltration des Sultanats zu diesem Zeitpunkt schon gediehen war.

Dr. Gerd Biron, Bodenwöhr

Leserbrief: Gratulation
Betr.: Folge 43/00 – ",National sein ist Ehrensache!‘"

Zum obengenannten Artikel von Hans-Joachim v. Leesen muß ich Ihnen gratulieren. Es handelt sich um die Würdigung eines aufrechten Deutschen, nämlich Kurt Schumacher. Ich glaube kaum, daß sich eine andere Zeitung oder ein Parteiblatt dazu geäußert hat. Ich bin kein SPD-Mann, aber Wahrheit bleibt Wahrheit.

Horst Karl Schulz, Gronau

Leserbrief: "Nachhilfestunde bei Herrn Schmidt"
Betr.: Folge 48 – "Königsberg, à la carte‘"

Mit einer Königsbergerin schon viele Jahre verheiratet und selbst auch in Ostpreußen gewesen, betrachte ich dieses leider verlorene Land mindestens als meine zweite Heimat. Alle Veröffentlichungen, Ereignisse et cetera entnehme ich dem Ostpreußenblatt und las auch Ihren obengenannten Artikel.

Leider habe ich vielfach eine andere Erfahrung machen müssen. Viele junge Menschen wissen wenig oder nichts von Ostpreußen. Ich glaube auch nicht, daß die "Nachhilfestunde bei Herrn Schmidt" aussagefähig ist. Unlängst habe ich an Hand von Fotos bei meinem Fotohändler die Frage gestellt, was wissen Sie von Ostpreußen? – Antwort: kenne ich nicht. Nächste Frage: wo ist die Kurische Nehrung, wo liegt Königsberg, wo ist Memel, wo ist Elbing? Kennen Sie die Marienburg, haben Sie schon einmal etwas von Danzig gehört? Erst bei Danzig hörte ich das erste Ja. Durch diesen Vorfall hellhörig geworden, habe ich in etwa 25 bis 30 weitere junge Menschen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren befragt. – Erschreckend, welch eine Unwissenheit! Wer hat diese Unkenntnis zu verantworten? Gewiß nicht die lernende Generation nach 1945. Es sind die Politiker, es sind die Kultusminister, es sind die Lehrer, die das Thema totschweigen. Mir kommen dann meine Gedanken, wenn ich im Ostpreußenblatt von Hilfslieferungen, von Spenden für den Aufbau von Kirchen und so weiter lese. Wenn spätere Generationen noch einiges Wissen über das verlorene Land haben sollen, muß ein anderer Weg als der heutige beschritten werden. Laßt uns die Dinge selbst in die Hand nehmen, zwingen wir die Verantwortlichen durch unsere Wählerstimmen das zu tun, was sich gebührt, geben wir Nachhilfe durch den Einsatz von Presseartikeln. Das Geld hierfür könnte leicht an Stelle der bisherigen Spendengelder beschafft werden. Sinnvoll ist das Geld bisher nur insoweit eingesetzt, als Hilfe christlich positiv zu bewerten ist. Unsere Nachfahren werden nie und nimmer nach Ostpreußen zurückkehren dürfen, solange Regierungen die "Vogel-Strauß-Politik" ihr eigen nennen. So laßt ihnen wenigstens das Wissen vermitteln, daß Ostpreußen ein gestohlenes Land in fremden Händen ist.

Edwin Ziemer, Weinheim

Leserbrief: Es gab zwei Welten
Betr.: Folge 42/00 – "Die TV-Welt der bösen Bilder"

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Bundesrepublik läßt mit diesen Serien des Machers Knopp die Deutschen bilden, wobei dieses Bilden aber nichts mit Bildung zu tun hat, da der Gebildete durch erarbeitetes Wissen kritikfähig und damit urteilsfähig geworden ist. Leider gibt es in den deutschsprachigen Ländern immer weniger Menschen, deren Wissen über die Geschehnisse um den Zweiten Weltkrieg herum ausreicht, um sich gebildet nennen zu können.

Macher Knopp läßt ehemalige Soldaten stundenlang interviewen, um dann nur sekundenlange Ausschnitte zu verwenden, die in sein Konzept passen. So werden Meinungen produziert, die das Denken und Meinen eines ganzen Volkes deformieren.

Ich habe unlängst viele Briefe junger Soldaten (ehemaliger Schüler Nationalpolitischer Erziehungsanstalten) gelesen, deren Welt, deren Glauben, Idealismus und Opferbereitschaft mit der Welt des Holocaust keine Berührungspunkte hat. Es hat aber beide Welten gegeben. Wer die eine verschweigt und nur die andere gelten läßt, lügt.

Dr. Hans Kügler, Kühnsdorf-Ost (Österreich)

Leserbrief: Sieger-Verbrechen
Betr.: Ausgewogenheit der Medien

Wann bringt das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) oder eine andere Fernsehanstalt endlich eine Dokumentarreihe über das gewaltige Verbrechen der Siegermächte und ihrer Verbündeten am deutschen Volk? Wann werden endlich einmal ausführlich die Greueltaten der Sowjetarmee, der Polen und Tschechen im Krieg und nach dem Krieg sowie die vielfachen Morde und Verbrechen an den Deutschen aus den Ostgebieten, dem Sudetenland und den Balkanstaaten sowie der Bombenterror der Alliierten geschildert beziehungsweise im Fernsehen gezeigt?

Viele Millionen Menschen sind dabei grauenvoll umgekommen. Bei der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten sind nach 1945 über 15 Millionen Menschen vertrieben worden. Fast drei Millionen sind dabei grauenvoll umgekommen. Richtig ist auch, daß ein Drittel im Osten unseres Vaterlandes im vorigen Jahrhundert von den Polen, Russen und Tschechen geraubt worden ist. Richtig ist ferner, daß die Polen, Russen und Tschechen im vorigen Jahrhundert angefangen haben mit Vertreibung, Verschleppung und Mord und nicht umgekehrt. Auch das gehört zu der geschichtlichen Wahrheit.

Gerhard Rogall, Solingen

Leserbrief: Die Lüge vom Überfall
Betr.: Folge 43/00 – "Stalin wollte den Angriffskrieg"

Großes Kompliment für diesen Artikel! Ihm gingen ja bereits einige gleich gerichtete voraus: Suworoff "Der Eisbrecher" und "Stalins verhinderter Erstschlag". Ich selbst habe den ganzen Krieg als Fernsprecher mitgemacht, auch den Vorstoß in die Sowjetunion. Als Störungsdienst auf den Leitungen oder als Vermittler am Klappenschrank hörte man sehr viel, sicher mehr, als erlaubt war. Unvergessen ist mir ein Gespräch, das ich mithörte, zwischen dem Führungsoffizier des Corps und dem unserer Division. Wir hatten in einem sehr schnellen Vormarsch in Richtung Witebsk im Corpsbereich täglich viele tausend Gefangene gemacht (30 000 bis 50 000), und jeder fragte sich, warum die sich nicht verteidigt hatten. Die beiden Herren waren sich in diesem Gespräch einig, daß wir nicht eine russische Verteidigung überrannt hatten, sondern einen nicht ganz fertigen Aufmarsch zerschlugen.

Was gewisse "deutsche Historiker" über den brutalen Überfall auf ein ganz "friedfertiges und völlig überraschtes Rußland" faseln, war immer schon eine Lüge, die uns wenig Ehre macht (wer solchen Lügenkram glaubt, muß schon grenzenlos dumm sein).

Walter Schacht, Hambühren

Leserbrief: Schlimme Zeiten
Betr.: Flucht und Vertreibung

Wir beziehen Das Ostpreußenblatt, und ich lese es ausführlich. Mein Mann und ich sind aus Ostpreußen. Ich wohnte von 1941 bis 1948 in Königsberg. Über 55 Jahre habe ich darüber geschwiegen, was ich 1945 bei den Russen erlebt habe. Es waren schlimme Zeiten. Ich war damals 20 Jahre alt. Das Wort bei den Russen war "Frau komm’" und "Frau Uhr" Ich bin mehrmals vergewaltigt worden. Durch einen Russen war ich geschlechtskrank. Deswegen war ich sechs Wochen im Krankenhaus und bin mit Quecksilber und Selvesan-Spritzen behandelt worden. Was die mir angetan haben, werde ich nie vergessen. Für uns war 1945 die Hölle. Da habe ich meine Mutter wiedergefunden. Da hat sie mich etwas beschützt. 1946 war meine Mutter als Maurer und Maler und ich als Handlanger beim Ofensetzer tätig. Auch habe ich Lastkraftwagen mit Zement und Steinen beladen und entladen. Ein Russe sagte zu mir: "Eine Waffe ist zu schade, wir lassen Euch verhungern." Wie die Not so groß war, sind wir 1947 nach Litauen in die Umgebung von Kaunas gefahren. Da sind wir beim Bauern gelandet. Dort haben wir gearbeitet und uns erholt. Meinen Onkel haben die Russen 1945 erschossen. Am 1. April 1948 haben wir die Ausreiseerlaubnis bekommen. Dann ging es eingepfercht im verplombten Viehwaggon acht Tage gen Westen. Die erste Notdurft haben wir an der polnischen Grenze verrichtet. Von 100 000 Deutschen sind wie wir 26 000 herausgekommen. Die anderen sind durch Hunger und Seuchen umgekommen. In Leipzig, dem Ziel unserer Reise, ist Mutter an Malaria erkrankt und mußte ins Krankenhaus. Vor der Währungsreform ging es über die Zonengrenze nach Schleswig, wo mein Bruder war.

Frau Puzicha Opretzka

Leserbrief: Nationalfeiertag
Betr.: Folge 40/00 – "Zurück zum 9. November?"

Das Datum 9. November, als deutschen Nationalfeiertag, halte ich für sehr begründet. Geschichtsträchtig und bedenkenswert auch deswegen, weil er uns durch seine widersprüchlichen Ereignisse auffordert, vor jeglicher Gewaltanwendung innezuhalten und sich zu besinnen. Das Gewaltmonopol des Staates berechtigt diesen nicht, daraus ein Gedankenmonopol abzuleiten. Alle Verbote, die den Menschen hindern, seine Gedanken auszusprechen, dienen dazu, diesen psychisch zu beherrschen. Tabus dienen nur Sonderinteressen, sei es den "auserwählten" Rassen oder Klassen. Die Verwaltung menschlicher Schuld und die Pflege menschlichen Schuldbewußtseins sind ein Machtinstrument, eben im Bereich des politischen, religiösen oder psychischen Feldes. Das Drama dieser Monopolisierung gilt es zu überwinden. Dieser Tag wäre für uns deutsche und Europäer ein Anlaß, darüber nachzudenken, warum es einen Börsenkrach, einen Hitler, eine Kristallnacht und die Revolution überhaupt gegeben hat. Auch über die Pariser Kommune, die Meuterei von Kronstadt, Ausschwitz, den Gulag und andere geschichtliche Ungereimtheiten wäre nachzudenken.

Dieses Datum hat auch P. Sloterdijk in seiner Bedeutung für uns als "Der starke Grund zusammen zu sein" (Suhrkamp, 1998) beleuchtet. Vielleicht sollte Das Ostpreußenblatt eine Umfrage unter den Deutschen initiieren beziehungsweise durchführen.

Konstantin Keil, Berlin

Leserbrief: Ursachen und Motive der "Operation Kalavryta"
Betr.: Folge 43/00 – "Die Tragödie von Kalavrita"

Der, insgesamt bewertet, ausgezeichnete Artikel des Verfassers bedarf einiger Ergänzungen. Leider wurde nicht der Ablauf der Ereignisse, die sich immerhin über mehrere Wochen hinzogen, geschildert. Gerade dies wäre jedoch für den interessierten Leser wissenswert.

Hans Hoffmann, damals Angehöriger der 15./Jg Rgt 749 und vor Ort, hat dies in seinen Büchern "Banden in Südgriechenland" 1993 (ISBN 3-928826-03-4) und "Deutsche Besatzung in Südgriechenland" 1996 (ISBN 3-928826-09-3) (Verlag Buchhandlung Hoffmann, D38667 Bad Harzburg) sehr eindrucksvoll und umfassend geschildert. Mit Genehmigung des Verlages darf ich daraus punktuell und zusammengefaßt zitieren:

Am 16. Oktober 1943 stießen zwei verstärkte Züge, 102 Mann stark, aus der 1./ und 5./Jg Rgt 749 gebildet, unter dem Befehl des Hauptmanns Schober von Agion aus auf Kalavryta zu, um aufzuklären. In der Nacht zum 17. Oktober gerieten sie in einen von Partisanen (sogenannten Andarten) gelegten Hinterhalt und wurden eingeschlossen. Bei dem Feuergefecht wurden vier Soldaten getötet, elf entkamen der Umzingelung, 86 wurden gefangengenommen; darunter drei Verwundete.

In Kalavryta wurde den Gefangenen ein nicht gerade freundlicher Empfang bereitet. Die zunächst in ein Hospital eingelieferten drei Verwundeten wurden später in einem Brunnen ertränkt. Das Ziel der Gefangenen hieß Mazeika (das heutige Klitoria). Dort kamen jedoch nur 78 Mann an. Irgendwo unterwegs müssen weitere fünf Gefangene getötet worden sein.

Am 18. Oktober 1943 erfuhren das Jg Rgt 749 und die 117. Jg Div vom Schicksal der Einheit Schober. In den folgenden Wochen wurde versucht, auf dem Verhandlungsweg (unter Einschaltung von Persönlichkeiten aus Stadt und Kirche Ägion), die Gefangenen freizubekommen. Doch Andarten-Oberst Michos hatte wohl nie ernsthaft die Absicht, diese freizulassen. Vater (Pastor) Konstantini: "Der Kommandant (Michos) bestand darauf, daß es nicht im Interesse der Bewegung wäre, die Gefangenen freizulassen, sogar wenn es die Zerstörung von ganz Ägion bedeuten würde."

Nachdem wohl alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren, befahl der Divisionskommandeur, Generalmajor Carl von le Suire, am 25. November 1943 das "Unternehmen Kalavryta", das heißt Vernichtung der in den genannten Räumen befindlichen Banden, Durchsuchung der Ortschaften nach Kommunisten, Waffen, Propagandamaterial und so weiter sowie Such- und Vergeltungsaktion für die am 18. Oktober in der Gegend von Roji aufgeriebene 5./Jg Rgt 749. Mit der Durchführung wurde Oberleutnant Wölfinger, Kdr Jg Rgt 749, beauftragt. Am 3. und 5. Dezember brachen etwa 3000 Mann der 117. Jg Div und unterstellte Teile der 11. Luftw Feld Div in die Berge Achaias ein.

Unterdessen trieben die Andarten ihre Gefangenen hoch ins Chelmos-Gebirge, Richtung Masi. Am 7. Dezember 1943 ereilte sie ihr Schicksal. Hans Hoffmann: "An einem Abgrund mußten sich die Deutschen niederlassen; sie waren zu zweit aneinandergefesselt. Unruhe machte sich breit, erreichte jeden Landser, und schon fielen die ersten Schüsse, sie trafen blind, denn die Andartes hatten kein genaues Ziel. Sie drängten auf den Abgrund zu, schossen weiter, trafen, stürzten die Landser hinab, Mann um Mann fiel, sein Körper wurde von den Felsen zerschlagen. Nicht allein Schüsse, Schreie zerrissen die Nacht, es war entfesseltes Inferno, Chaos eines Massakers."

Zwei Gefangene überlebten schwerverwundet. Ein weiterer wurde vom Bürgermeister von Mazeika versteckt. 70 Tote konnten später, unter großen Mühen, aus dem 80 Meter hohen Abhang geborgen werden. Fünf gaben die Berge nicht mehr frei.

Am Abend des 8. Dezember 1943 erreichte die Kampfgruppe Wölfinger über Funk der Sühnebefehl. Generalmajor von le Suire befahl als Sühnemaßnahme das Erschießen der männlichen Bevölkerung in Achaia und das Niederbrennen der Ortschaften.

Kalavryta war an jenem bekannten 13. Dezember 1943 davon betroffen. 511 Bewohner des Ortes wurden vor die Maschinengewehre des I. Jg Rgt 749 getrieben. Mit der Durchführung wurden zwei Leutnante beauftragt, die sich, unter der Last der Erlebnisse, folgend nach Rußland versetzen ließen und dort fielen. 13 überlebten schwerverwundet. 511 Tote wurden gemeldet. Insgesamt, so die Meldung der 117. Jg Div nach Athen, wurden während des "Unternehmens Kalavryta" 696 Griechen erschossen.

Widersprüchliche Angaben über die Ereignisse wurden in der Nachkriegsliteratur veröffentlicht. Vor allem über Details der Sühnemaßnahmen. Hans Hoffmann hat vieles richtiggestellt. Wenn dies aber nicht ankommt, so liegt es wohl am Zeitgeist.

Johann Troltsch, Langenargen

Leserbrief: Die große Frage
Betr.: Folge 44 – "Europa und die Deutsche Nation"

General a. D. Schultze-Rhonhof hat in glänzender Weise beschrieben, in welchem Stadium und Zustand sich nach der Beendigung des großen Ost-West-Konflikts und der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten unser Land befindet. Für mich scheint gut nachvollziehbar, weshalb sein vorzeitiges Ausscheiden aus der Bundeswehr, vor allem aus deren Führungskader, für ihn wohl zwingend geboten erschien.

Nun aber die große Frage: Findet dieses so überaus schicksalhaft stark im letzten Krieg gebeutelte und damit veränderte deutsche Volk noch einmal die Kraft und den Willen, sich unserer, doch erheblich versandeten Tugenden zu besinnen, die mir – im wohlverstandenen Sinne bitte – bitter nötig erscheinen, dieser so vielfältigen "Abdrift" hierzulande Einhalt zu gebieten und die notwendige Denkungs-, Verhaltens- und Richtungsänderung zu vollziehen?

Schaffen wir es noch einmal angesichts unserer Zuzugs-, Asyl- und kulturellen Gesamtsituation? Gelingt es hierzu aus den höchst bescheidenen Ansätzen heraus Interessen zu wecken, Voraussetzungen zu schaffen, sie zu artikulieren und in breiter Front im Land verständlich zu machen? Und wer oder was kristallisiert sich heraus, diese Mammutaufgabe auf einen guten Weg zu bringen?

Wenig verheißungsvoll empfinde ich allerdings die aus dem Zusatz-Artikel ersichtliche Information, daß eine Arbeits-Gemeinschaft unter der doch sehr anspruchsvollen Titulierung "Stimme der Mehrheit" sich anzuschicken scheint, dieser Aufgabe näher zu treten. Welche – höchst begrüßenswerten – Kräfte über die genannten Namen hinaus sich dahinter auch noch verbergen mögen: Sie – hoffentlich nicht nur aus konservativem Lager – bedürften vor allem zunächst einmal einer breiten öffentlichen Kenntnisnahme!

Karl-Gottfried Vierkorn, Stephanskirchen