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30.12.00 Gedenktage 2001: Vom Wirken und Werk bedeutender Frauen und Männer aus dem deutschen Osten

© Das Ostpreußenblatt  / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. Dezember 2000


Über die Zeit hinaus
Gedenktage 2001: Vom Wirken und Werk bedeutender Frauen und Männer aus dem deutschen Osten
Von SILKE OSMAN

Es wird kein Zweifel bestehen, daß ein Ereignis aus der Masse der Gedenktage im kommenden Jahr besonders herausragt und alles andere überstrahlt: die Erinnerung an die Krönung Kurfürst Friedrichs III. von Brandenburg als Friedrich I. König in Preußen am 18. Januar 1701. Am 17. Dezember vor 300 Jahren waren der Kurfürst und seine Gemahlin, Kurfürstin Sophie Charlotte, von Berlin aus aufgebrochen und hatten sich mit einem gewaltigen Tross von Begleitern nach Königsberg begeben. Für den gesamten Zug sollen 30 000 Vorspannpferde gebraucht worden sein, die von den Bauern und Gütern auf dem Weg zur Verfügung gestellt werden mußten. Nach zwölf Tagen erreichten die hohen Herrschaften Königsberg, wo das glanzvolle Fest schließlich seinen Anfang nahm und in der eigenhändigen Krönung Friedrichs am Morgen des 18. Januar 1701 im Audienzssaal des Königsberger Schlosses seinen ersten Höhepunkt fand. – Der Grundstein für eine neue Großmacht war gelegt.

Ostpreußen, das Land, das Preußen den Namen gab, hat im Laufe von vielen Jahrhunderten immer wieder Frauen und Männer hervorgebracht, die auf ihre Weise die Welt bewegten und deren Schaffen über die Zeit hinaus Bestand hat. Ihrer zu gedenken soll uns Aufgabe und Verpflichtung sein. Und so mögen "runde" Geburts- oder Todestage Anlaß sein, sich an dieser Stelle einiger weniger Frauen und Männer aus dem Kulturleben zu erinnern und ihre besondere Leistung zu würdigen.

In Königsberg erblickte am 24. Januar vor 225 Jahren ein Mann das Licht der Welt, der sein Publikum in Erstaunen versetzen sollte – zum einen als Komponist, zum anderen als Schöpfer schauriger Geschichten: der Jurist Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, der seinen dritten Vornamen aus Verehrung für Mozart in Amadeus umänderte. Aus Danzig stammte der Kupferstecher Daniel Nikolaus Chodowiecki (275. Geburtstag am 16. Oktober); er starb vor 200 Jahren am 7. Februar in Berlin. Der Illustrator und Schilderer des bürgerlichen Lebens seiner Zeit hat als Maler und Radierer eine unermeßliche Fülle von Werken hinterlassen. Ebenfalls in Danzig geboren wurde Johannes Falk. Der Zeitgenosse Goethes und Gesprächspartner des Dichterfürsten starb vor 175 Jahren (14. Februar); er gilt auch als Vorreiter der Inneren Mission.

Ein viertel Jahrhundert ist am 7. März vergangen, da ein Mann für immer seine Augen schloß, der sich der Musikgeschichte seiner Heimat verschrieben hatte: Erwin Kroll. Der Musikkritiker und -schriftsteller aus Deutsch Eylau hat mit seinem Buch "Musikstadt Königsberg" (Freiburg 1966; leider vergriffen) ein mittlerweile begehrtes Standardwerk geschaffen. Am 19. März vor 100 Jahren wurde auf Gut Kalkstein, Kreis Fischhausen, die spätere Grafikerin und Illustratorin Eva Schwimmer geboren. Die 1952 mit dem Kunstpreis der Stadt Berlin Ausgezeichnete schrieb auch zahlreiche Novellen und Erzählungen, die u. a. auch im Ostpreußenblatt veröffentlicht wurden. 125 Jahre sind vergangen, daß Heinrich Spiero in Königsberg geboren wurde (24. März). 1905 rief er an der Elbe die Hamburger Kunstgesellschaft ins Leben und führte die erste Ausstellung mit Werken der Käthe Kollwitz in Hamburg durch. Mit den großen Dichtern und Schauspielern seiner Zeit war er eng bekannt und wußte darüber auch in seinem Erinnerungsbuch "Schicksal und Anteil" lebendig zu berichten. 100 Jahre sind vergangen, daß der Schriftsteller Ottfried Graf Finckenstein im westpreußischen Schönberg geboren wurde (am 5. April). In seinen Romanen   schilderte er eindrucksvoll das Leben seiner westpreußischen Landsleute.

Den "ostpreußischen Bach" nannte man den vor 325 Jahren in Sensburg geborenen Georg Riedel (am 6. Juni). Der Kantor der Altstädtischen Kirche in Königsberg vertonte das gesamte Matthäus-Evangelium, alle 150 Psalmen und die ganze Offenbarung Johannis. Vor 125 Jahren wurde die spätere Schriftstellerin Erminia v. Olfers-Batocki auf Groß Ratshof bei Königsberg geboren (29. Juni); ihre Kindheit verbrachte sie auf Tharau, wo sie schon früh begann, ihre Beobachtungen und Erlebnisse niederzuschreiben. Stets setzte sie sich nachdrücklich für die Reinerhaltung des heimatlichen Platt ein. 95 Jahre alt geworden wäre im Jahr 2001 eine Reihe von Künstlern, die viel zu früh abberufen wurden, hatten sie doch noch so viel zu sagen: Norbert Ernst Dolezich (* 16. Februar), Hellmut Marcus (* 28. August), Ruth Faltin (* 29. September). 90 Jahre alt geworden wäre am 25. Juli die Graphikerin und Dichterin Ursula Enseleit aus Wenzken, Kreis Angerburg, die 1978 mit dem Ostpreußischen Kulturpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet wurde. Vor 85 Jahren wurde in Königsberg der Maler Fred Thieler geboren (17. März), der als einer der bedeutenden Vertreter des Informel in die Kunstgeschichte eingegangen ist.

In Pommern wurde vor 100 Jahren ein Mann geboren, der sich als Maler einen Namen machte: Richard Zenke aus Rügenwalde (23. August). Ab 1935 wirkte er als Zeichenlehrer (später als Studienrat) an der Vorstädtischen Oberschule in Königsberg, leitete als Fachberater für Kunsterziehung verschiedene Arbeitsgemeinschaften und organisierte Ausstellungen. Ebenfalls der Kunst verschrieb sich eine Frau, die sich vor allem dem Porträt zuwandte: Elisabeth Wolff-Zimmermann, geboren vor 125 Jahren in Posen (am 14. September). Als Gattin des Graphikers und Lehrers an der Königsberger Kunstakademie, Heinrich Wolff, lebte sie lange Jahre in der alten Krönungsstadt am Pregel. Ein Leben für die Musik führte Georg Vollerthun, vor 125 Jahren am 29. September in Fürstenau (Danziger Werder) geboren. Neben seinen Kompositionen für Klavier und seinen Vokalwerken mit Orchester fanden vor allem seine Orgelkompositionen im Stile Bachs große Beachtung.

Seine Geschichte der Musik in Ost- und Westpreußen ist zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk für Freunde der schönen Töne geworden: Joseph Müller-Blattau; er starb vor 25 Jahren (am 21. Oktober). Der gebürtige Elsässer gründete auch das Musikwissenschaftliche Institut in Königsberg. Ebenfalls vor 25 Jahren starb der aus Mehlsack stammende Bildhauer Georg Fuhg (13. November). Sein Bronze-Standbild des Trakehners Hessenstein schmückt noch heute den Vorgarten des Ostheims in Bad Pyrmont. 1964 wurde Fuhg mit dem Ostpreußischen Kulturpreis ausgezeichnet. 125 Jahre sind schließlich vergangen, daß der Schöpfer der Oper "Der Widerspenstigen Zähmung", Hermann Gustav Goetz, im schweizerischen Hottingen starb (3. Dezember).

Die Reihe der Frauen und Männer aus Ostpreußens Kulturleben, die Bedeutendes geleistet haben, ließe sich fortsetzen. Mosaiksteinchen reiht sich an Mosaiksteinchen und formt ein buntes Bild. Wie arm wären wir ohne diese Frauen und Männer, die mit ihrem Wirken und Werk noch heute unsere Welt bereichern. Und so werden wir in dieser Zeitung auch immer wieder auf das Schaffen derjenigen eingehen, die (nach Herder) mit Begeisterung Großes und Gutes auf dieser Erde geleistet haben.