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03.02.01 Stefan Winckler stellt das Studienzentrum Weikersheim e. V. vor

© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 03. Februar 2001


Wertkonservative Denkfabrik
Stefan Winckler stellt das Studienzentrum Weikersheim e. V. vor

Im Jahr 1978 drängte eine Verleumdungskampagne, massiv von der Stasi unterstützt, den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger aus dem Amt. Weit davon entfernt, sich aus dem politisch-publizistischen Wirken zurückzuziehen, gründete dieser im Jahr darauf das Studienzentrum Weikersheim, benannt nach dem Tagungsort: einem Städtchen in Hohenlohe-Franken, rund 40 Kilometer südlich von Würzburg.

Von Anfang an orientierte sich das Studienzentrum an den christlichen, patriotischen, freiheitlichen Werten, die grundlegende Bestandteile konservativen Denkens sind. Wer die Entwicklung seitdem verfolgt hat, wird das Studienzentrum Weikersheim mit den Professoren Rohrmoser (vor allem in den Jahren vor 1990), Bossle (im Dezember verstorben) und Hornung identifizieren.

Anhand der Kongreß-Dokumentationen läßt sich leicht nachweisen, daß das Studienzentrum als wertkonservative Denkfabrik seit fast 22 Jahren einen Beitrag zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland anbietet, der schwer an Relevanz und Qualität zu übertreffen ist: Themenschwerpunkte waren die geistig-moralische Wende (1979/1981/1982), die Helmut Kohl forderte, aber nie umsetzte, des weiteren die Identität der Deutschen und unsere geistigen Grundlagen. Der Umwelt waren zwei Kongresse gewidmet: 1980 und 1984. Vom Weitblick der Referenten zeugt, daß Prof. Daschitschew in Weikersheim im Mai 1990 die Souveränität Rußlands und der anderen Sowjetrepubliken voraussagte, als die offizielle Politik noch Gorbatschows Perestrojka als Zukunftsmodell ansah. Vom Paneuropa-Denken geleitet, rückte immer wieder das künftige Zusammenleben der Völker Mitteleuropas auf das Programm. Hier wurden entgegen der "politischen Korrektheit" unbequeme geschichtliche Wahrheiten ausgesprochen, vor allem aber Lösungsmöglichkeiten auf den Grundlagen von Selbstbestimmung und Gerechtigkeit skizziert. Dazu sprachen unter anderem die litauische Ministerpräsidentin Prunskiene, Wladimir Putin (als Vize-Oberbürgermeister von St. Petersburg) und der Journalist Carl Gustav Ströhm.

Die Liste der Referenten aus Deutschland ist so lang, daß wir uns hier mit den wenigen klangvollen Namen Otto von Habsburg, Bundespräsident Karl Carstens, Ernst Benda, Hans-Georg Gadamer und Friedrich August von Hayek begnügen wollen. Des weiteren holte der langjährige Geschäftsführer Albrecht Jebens junge Ostmitteleuropäer als Teilnehmer der "Internationalen Hochschulwochen" heran, die alljährlich im September stattfinden. Aus diesen Begegnungen erwuchsen Interesse an unseren östlichen Nachbarländern, persönliche Bekanntschaften und Freundschaften. Damit ist ein wertvoller Beitrag zur Völkerverständigung geleistet, gerade auch wegen der zu erwartenden Orientierung dieser mittelosteuropäischen Eliten an Deutschland.

Aus Altersgründen trat Hans Filbinger vor vier Jahren als Präsident zurück, seitdem steht Baron Wolfgang von Stetten MdB an der Spitze. Neben dem Jahreskongreß im Mai (zuletzt 170 Teilnehmer) und den Hochschulwochen im September lädt das Studienzentrum Weikersheim seit 1998 auch zur Wehrpolitischen Tagung in Siegburg beim Wachbataillon der Bundeswehr und zu Kaminabenden in Berlin. Schon der Umzug des Büros in die Nähe des Reichstages zeugt von einem gesunden Selbstbewußtsein und verbesserten Kontakten zu politischen Entscheidungsträgern. Inhaltlich hat die Soziale Marktwirtschaft seit fünf Jahren als Tagungsthema an Bedeutung gewonnen, was sicher zum Vorteil gerade auch der ausländischen Teilnehmer ist. Es liegt an den Teilnehmern, die Ideen in Taten umzusetzen und in eigenen Schriften weiterzuentwickeln, um so eine zukunftsträchtige Politik auf den Grundlagen christlich-abendländischer Werte zu erreichen.

Adresse: Pariser Platz 6a, 10117 Berlin; www.studienzentrum-weikersheim.de

Einer der Mentoren des Studienzentrums Weikersheim: Prof. Dr. Lothar Bossle, der Ende vergangenen Jahres im Alter von 71 Jahren verstorben ist. Bossle hatte als Hochschullehrer unter anderem in Worms, Mainz und Lörrach, vor allem aber an der Universität Würzburg gearbeitet. Auch war der Soziologe und Politologe als Verfasser zahlreicher Publikationen sowie als Organisator wissenschaftlicher Veranstaltungen weit über sein Fachgebiet hinaus bekannt.